Faschingstreiben:Alkoholvergiftungen und Schnittwunden

Polizei, Rotes Kreuz und Ärzte fordern verstärkte Prävention, um das Komasaufen im Fasching einzudämmen.

Von Sophie Burfeind

´Komasäufer" werden immer jünger

Es gibt in Bayern immer mehr Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen unter 20 Jahren - ein beunruhigender Trend.

(Foto: dpa)

Nicht die originelle Verkleidung ist für die meisten die Hauptsache am Fasching. Es ist der maximale Rausch. Gerade für Jugendliche ist ein Faschingsumzug häufig ein willkommener Anlass, sich mal wieder richtig zu betrinken. Das gilt schließlich als cool. Lebensgefährliche Alkoholvergiftungen, Verletzungen durch Schnittwunden oder Schlägereien sind die Folgen dieser Einstellung. Zwar wurde im Landkreis Dachau in diesem Jahr nicht bedeutend heftiger gefeiert als in den Vorjahren. Dennoch hatten die Helfer des Roten Kreuzes, Polizisten und Ärzte am Wochenende gut zu tun. Sie fordern erneut eine bessere präventive Aufklärung der Jugendlichen über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs.

Insgesamt 67 Faschingstreibende wurden laut Reinhard Weber, stellvertretender BRK-Kreisbereitschaftsleiter, am Wochenende in den Zelten des BRK versorgt, allesamt Besucher. "Die Anzahl der Patienten mit Alkoholvergiftungen und Schnittwunden hält sich immer die Waage", erklärt er. Immerhin 24 der Behandelten mussten in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Bei den Patienten mit Alkoholvergiftung sei der Promillewert auffällig hoch gewesen - stets über zwei Promille. Die gute Nachricht dabei: "Es waren weder mehr Leute als sonst, noch mehr Minderjährige darunter", sagt Weber. Bedenklich findet der ärztliche Direktor der Amperkliniken AG in Dachau, Michael Weber, jedoch den Anstieg an Fällen, die chirurgisch in der Klinik behandelt werden mussten. Gehäuft beim Umzug in Vierkirchen: "Dort war das Aggressionspotenzial vieler Besucher auffällig hoch. Am Samstag mussten allein sechs Patienten mit Verletzungen in Dachau chirurgisch behandelt werden", erklärt er. Polizeisprecher Michael Richter betrachtet den Vierkirchener Umzug allerdings nicht als "außergewöhnlich dramatisch: Im Verhältnis zu den Besucherzahlen war die Anzahl der Delikte normal." Durch das Konzept der "Gefährderansprache", das die Polizei seit einigen Jahren verfolgt, hätten im Vorfeld allerdings einige Taten verhindert werden können. Dabei würden "Leute, die uns auffallen und die gefährlich werden könnten, von uns im Vorfeld gewarnt oder von der Veranstaltung ausgeschlossen."

Um dem Komasaufen zur Faschingszeit besser vorbeugen zu können, fordern Polizei, BRK und Ärzte eine bessere Präventionsarbeit. Der Klinik-Direktor plädiert nicht nur für ein Verkaufsverbot von hochprozentigem Alkohol auf Umzügen und in den umliegenden Läden. Seiner Ansicht nach müsse verstärkt in den Grundschulen aufgeklärt werden: "Die jüngeren Kinder nehmen das besser auf als die Älteren und setzen das später eher um." Den Jugendlichen müsse klar sein, dass jede Alkoholvergiftung dem Hirn massive Schäden zufüge. Glücklicherweise handele es sich bei der Mehrzahl der Jugendlichen mit einer Alkoholvergiftung jedoch um Einzelfälle. "In der Regel werden die meisten durch einen schlimmen Kater und die elterliche Ermahnung wieder auf die richtige Spur zurückgeführt", so Weber. Außerdem sei das Aufwachen in einem BRK-Zelt oder im Krankenhaus dann doch eher peinlich als cool.

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