Süddeutsche Zeitung

Familiengedächtnis:Gespräch mit Ernst Mannheimer

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KZ-Gedenkstätte lädt Sohn des Holocaust-Zeitzeugen nach Dachau

Die KZ-Gedenkstätte veranstaltet am Donnerstag, 6. Februar, um 19 Uhr den fünften Abend der Gesprächsreihe "Erinnerung und Familiengedächtnis". Anlässlich des 100. Geburtstages Max Mannheimers, des verstorbenen Holocaust-Zeitzeugen, wird dessen Sohn, Ernst Mannheimer, mit Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, über das Leben seines Vaters sprechen. Dieser trat bis zu seinem Tod im Jahr 2016 als steter Mahner für Frieden und Versöhnung auf.

Max Mannheimer wurde im August 1944 aus Warschau in das Konzentrationslager Dachau deportiert. In mehreren Außenlagern musste er Zwangsarbeit leisten, bis er am 30. April 1945 befreit wurde. Von 1988 bis zu seinem Tod am 23. September 2016 war er Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, später ebenfalls Vizepräsident des Comité International de Dachau (CID). Ernst Mannheimer ist in München geboren und aufgewachsen. Er arbeitet bei einer Unternehmensbeteiligungsgesellschaft in Zürich.

Max Mannheimer wurde am 6. Februar 1920 in Nový Jičín (Neutitschein) in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren. Mit der Annexion des Sudetenlandes 1938 erlebte die Familie antisemitische Drangsalierungen, weshalb sie in den unbesetzten Teil der Tschechoslowakei umzog. Als deutsche Truppen dort ebenfalls einmarschierten, nahm die nationalsozialistische Verfolgung zu. Die Familie wurde am 27. Januar 1943 über das Ghetto Theresienstadt in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seine Frau Eva, seine Eltern und Schwiegereltern sowie seine Schwester sah Max Mannheimer an der Todesrampe zum letzten Mal. Nur er und sein Bruder Edgar überlebten und wurden im September 1943 nach Warschau verschleppt. Ab August 1944 mussten sie in den Dachauer Außenlagern Allach und Mühldorf Schwerstarbeit leisten. Max Mannheimer wurde am 30. April 1945 von amerikanischen Truppen am Starnberger See befreit.

Zurück in Nový Jičín lernte er seine zweite Ehefrau Elfriede Eiselt, eine deutsche Widerstandskämpferin, kennen. Sie zogen mit der gemeinsamen Tochter Eva nach München. Max Mannheimer arbeitete beim Zentralkomitee der befreiten Juden und später beim American Jewish Joint Distribution Committee. Als Elfriede 1964 an Krebs starb, schrieb er seine Lebensgeschichte auf. 1965 heiratete er die Amerikanerin Grace Franzen. 1966 wurde sein Sohn Ernst geboren. Unter dem Pseudonym "ben jakov" war er seit den Fünfzigern künstlerisch tätig. Ab den Achtzigern besuchte er Schulen, engagierte sich in der Lagergemeinschaft und im CID und trieb die Errichtung des Jugendgästehauses in Dachau voran. Hochgeachtet starb Max Mannheimer am 23. September 2016 in München.

Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr im Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte in der Pater-Roth-Straße 2a. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht notwendig. Am Veranstaltungsabend kann der Besucherparkplatz der KZ-Gedenkstätte kostenfrei genutzt werden.

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SZ vom 15.01.2020 / sz
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