Süddeutsche Zeitung

Exklusive Angebote für Mädchen und Buben:Ärger um Mini-Karlsfeld

Grüne: Veranstalter fördern alte Rollenklischees

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Grünen sind empört. Im diesjährigen Mini-Karlsfeld werden ihrer Ansicht nach alte Rollenklischees gefördert. In einem offenen Brief an Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) fordern sie deshalb bestimmte Aktionen, die nur für Mädchen oder nur für Buben zugelassen sind, für alle zu öffnen. Und so jede Form von Diskriminierung zu vermeiden. Die Kinder sollen selbst entscheiden, was sie machen wollen, verlangt der Ortsverband.

Das Feriendorf Mini-Karlsfeld, das heuer wieder vom 30. Juli bis zum 17. August auf dem Gelände des Jugendhauses an der Jahnstraße stattfindet, ist weit über Karlsfeld hinaus bekannt. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, in ihren Ferien etwas Schönes und auch Interessantes zu erleben. Selbst, wenn sie zu Hause bleiben anstatt in Urlaub zu fahren. Doch die Begeisterung der Grünen ist zumindest bei einem Teil der Aktionen getrübt.

So steht im Programm 2018 "Bootsbau - nur für Jungs" oder "Luftballon-Auto - nur für Jungs". Auf der anderen Seite wird "Schmuckschale - nur für Mädchen" angeboten oder "Lippenbalsam selbst gemacht - nur für Mädchen". "Wir wundern uns über diese Auswahl und fragen uns ernsthaft, was der Grund für diese Beschränkungen auf ein einzelnes Geschlecht wohl ist", schreiben die Grünen in ihrem offenen Brief. "Was erzählen wir unseren Töchtern, die gerne ein Boot oder ein Auto bauen möchten? Was antworten wir Jungs, die sich wundern, warum sie keine Schmuckschalen basteln oder Lippenbalsam herstellen dürfen?" Für die Grünen ist das die Förderung alter Rollenklischees. Denn Autos und Boote "stehen für Eroberung und Abenteuer". Die Workshops allein auf Jungs zu begrenzen, ist, als ob man den Mädchen sagen würde, sie dürften "keine Eroberin oder Abenteurerin sein". Und wieso dürften Jungs kein Interesse an Schmuck oder Körperpflege haben?

Der Landkreis Dachau mühe sich seit langem zusammen mit dem Mint-Campus genau diese Rollenklischees aufzuheben. Gerade Mädchen sollen an mathematisch-naturwissenschaftliches Denken herangeführt werden. Ihr Interesse gilt es zu wecken und zu fördern, erinnern die Grünen. "Projekte und Vereine wie dieser sind bitter notwendig. Noch immer sind Frauen in den Mint-Fächern unterrepräsentiert. Noch immer wird Mädchen signalisiert, dass Mint-Fächer eher etwas für Jungs sind. Dies ist in Zeiten der Gleichberechtigung sowie in Zeiten des Fachkräftemangels nicht akzeptabel." Deshalb dürften auch im Rahmen von Mini-Karlsfeld derartig diskriminierende Botschaften nicht gefördert werden.

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Quelle:
SZ vom 26.06.2018
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