Europawahl im Landkreis Dachau:AfD legt deutlich zu, die SPD ist weiter im Sinkflug

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Auf dem Pfarrplatz werben zahlreiche Parteien für die Stimme der Dachauerinnen und Dachauer. (Foto: Toni Heigl)

Wie auf Bundesebene liegt auch im Landkreis die Union ganz klar vorn. Abgestraft werden hier aber nicht per se die Regierungsparteien: Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD um Platz zwei gewinnen die Grünen.

Von Jacqueline Lang, Dachau

109 172 Menschen waren an diesem Sonntag im Landkreis Dachau aufgerufen, bei der Europawahl ihre Stimme abzugeben. Das sind deutlich mehr als noch bei der Wahl vor fünf Jahren. Der Grund dafür liegt aber auf der Hand: 2024 durften zum ersten Mal auch Landkreisbewohnerinnen und -bewohner ab 16 Jahren wählen. Zu einem überraschenden Ergebnis führt die Menge an jungen Erstwählerinnen und Erstwählern jedoch weder auf Bundes- noch auf Landkreisebene: Hier wie dort liegt die Union klar vorn – und das einmal mehr mit einem sehr guten Ergebnis. 41,3 Prozent aller Stimmen kann die CSU laut vorläufigem Wahlergebnis am Ende auf sich vereinen (2019: 40,6 Prozent).

Auch auf Platz zwei sieht es zunächst so aus, als würde sich der Bundestrend auf Kreisebene fortsetzen und die AfD zweitstärkste Kraft werden. Das liegt, wie sich später zeigen wird, jedoch daran, dass die Ergebnisse aus ländlichen Gemeinden wie Weichs und Hilgertshausen-Tandern als Erste vorliegen – und dort fährt die AfD starke Ergebnisse ein. Als nach und nach auch die Ergebnisse aus der Stadt Dachau dazu kommen, verändert sich das Bild zusehends, plötzlich liegen die Grüne knapp vor der AfD. Fast bis zuletzt bleibt es aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen, es geht um die Zahl nach dem Komma. Am Ende liegt die AfD bei 11 Prozent (2019: 8,4), die Grünen bei 11,7 (2019: 18,7). Übrigens, eine Auffälligkeit gibt es beim Ergebnis der AfD noch: Hier ist die Zahl derer, die ihr Kreuz erst im Wahllokal gemacht haben, besonders hoch.

Damit zeigt sich auch ein Unterschied zum Ergebnis auf Bundesebene: Hier werden die Grünen auf Kreisebene offenbar nicht ganz so stark für die Fehler der Ampel abgestraft wie die Sozialdemokraten – zumindest reicht es ja noch für Platz zwei, wenn auch nur noch knapp mit einem zweistelligen Ergebnis. Und auch für die Liberalen gilt: Ihr Ergebnis ist zwar im niederen einstelligen Bereich und damit schwach – aber eben auch nicht wesentlich schlechter als 2019. Das einzige Glück der FDP ist vermutlich, dass bei der Europawahl die Fünf-Prozent-Hürde keine Rolle spielt. Egal wie man das Blatt aber dreht und wendet: Die Wahlverliererin des Abends lautet am Ende einmal mehr ganz klar SPD (2024: 7,8, 2019: 7,9).

Die Liste der Verlierer ist damit noch nicht zu Ende: Anders als bei der Landtagswahl im vergangenen Herbst – bei der Johann Groß für die Freien Wähler mit einem Überraschungsergebnis in den Bayerischen Landtag einziehen konnte – muss sich nämlich auch die Partei des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger nur mit einem einstelligen Ergebnis zufriedengeben. Und das ohnehin schon niedere einstellige Ergebnis der Linken schrumpft so weit, dass am Ende nur noch eine Null vor dem Komma steht.

Einen persönlichen Erfolg hingegen darf der Dachauer Volt-Kandidat Osama Kezzo für sich verbuchen – selbst wenn es am Ende nicht für seinen Einzug im EU-Parlament reichen wird: Seine Partei kommt im Landkreis Dachau nämlich auf 3,4 Prozent aller Stimmen – und das sicherlich dank seines engagierten Wahlkampfs. Das Ergebnis ist nicht nur im Bundesvergleich ein gutes Ergebnis für die Partei, die erst zum zweiten Mal bei der Europawahl angetreten ist, sondern kann sich auch auf Kreisebene durchaus sehen lassen: Volt hat damit nämlich nicht nur fast so viele Stimmen auf sich vereinen können wie die FDP, sondern auch deutlich mehr als etwa die ÖDP.

Was die Wahlbeteiligung im Landkreis Dachau anbelangt, so liegt sie mit 67,9 Prozent am Ende noch einmal deutlich höher als 2019: damals gingen 65,1 Prozent aller Wahlberechtigten an die Urne. Ob das mit den vielen jungen Wählerinnen und Wählern zu tun hat? Das wird man wohl erst in ein paar Tagen wissen. Fest steht nur: Im Landkreis Dachau ist die Wahlbeteiligung damit einmal mehr überdurchschnittlich hoch gewesen. Und das ist doch zumindest theoretisch ein gutes Zeichen für die Demokratie.

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