Nach der Europawahl:Die Grünen schielen auf die Macht in den Rathäusern

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Die Grünen sind die zweitstärkste Kraft im Landkreis Dachau. (Foto: dpa)

Die Grünen geben sich als bescheidene Sieger der EU-Wahl, streben jetzt aber mehr kommunalpolitische Mandate an.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Grünen im Landkreis können nach dem guten Wahlergebnis von 18,7 Prozent bei der Europawahl mit Zuversicht in die Kommunalwahlen gehen. Bei aller Freude gibt sich Thomas Kreß, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Dachauer Stadtrat, bescheiden: "Das ist ein Auftrag und eine Aufgabe. Wir müssen etwas daraus machen." Der große Zuspruch der Wähler bedeute mehr Verantwortung, sagt Kreß. "Wir müssen genauer nachdenken, was wir tun und wie." Seine Fraktion hat vier Sitze im 40-köpfigen Dachauer Stadtrat. Nach der Sommerpause sollen die Kandidatenlisten bekannt gegeben werden. Dass die Grünen einen Kandidaten oder eine Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters aufstellen, kann als sicher angesehen werden.

Um das Amt des Landrats wird sich mit Sicherheit ein Kandidat bewerben, sagt Kreisrätin Marese Hoffmann. Derzeit gibt es fünf grüne Kreisräte. Statt 60 werden es von 2020 an insgesamt 70 sein - weil die Bevölkerung im Landkreis sehr stark gewachsen ist. Kreisrat Roderich Zauscher sagt selbstbewusst, eine Liste mit 70 Kandidaten werden die Grünen im Landkreis auf jeden Fall aufstellen können. Marese Hoffmann hätte gerne, dass es mindestens acht Grüne 2020 in den Kreistag schaffen. Sie selbst, jetzt 71, wird erneut antreten. Auch wenn sie sich ausdrücklich junge Menschen wünscht. Es brauche aber auch Kontinuität und sie wolle gern den Nachwuchs im Kreistag anlernen, begründet sie ihre Entscheidung.

Die Grünen im Landkreis Dachau gewinnen kontinuierlich Mitglieder

Seit der Landtagswahl, vor allem seit dem Auftritt des Grünen-Bundesvorsitzenden Robert Habeck im Volksfestzelt auf der Thoma-Wiese, gewinnen die Grünen kontinuierlich Mitglieder. Mehr als 100 sind es jetzt landkreisweit. Damit sind die SPD mit etwa 500 und natürlich die CSU mit circa 1600 Mitgliedern allerdings immer noch deutlich stärker. Doch nur die Grünen spüren soviel Aufwind. "Unsere Themen sind in der Gesellschaft angekommen", sagt Thomas Kreß. Das ist ungewohnt für viele Grüne, die wie Kreß seit Jahrzehnten Positionen vertreten, die lange Zeit unpopulär waren. "Viele Menschen haben verstanden, dass wir über unsere Verhältnisse leben", sagt Kreß. "Und auch, dass das bedeutet, dass wir nicht mehr so verschwenderisch umgehen dürfen."

Er glaubt, die Menschen auch im Kommunalwahlkampf davon überzeugen zu können, dass Verzicht notwendig ist. Roderich Zauscher sagt deutlich: "Mit den Grünen wird es keine neuen Straßen geben." Namentlich keine Umgehungsstraßen, die alle Grünen vehement ablehnen. Oft mit dem Argument, damit stünde man nur etwas später im Stau. "Die Verkehrspolitik wird das wichtigste Thema der nächsten Amtsperiode", sagt Marese Hoffmann. Der SPD werfen alle in diesem Punkt eine zu unklare Haltung vor. So ist Kreß der Ansicht, die Ost-Umgehung um Dachau könne man noch stoppen.

Alle bedauern den tiefen Fall der SPD im Landkreis Dachau

Allerdings bedauern alle drei den tiefen Fall der Sozialdemokraten. Florian Hartmann als Oberbürgermeister in Dachau und Harald Dirlenbach in Vierkirchen machten eine sehr gute Arbeit, sagt Hoffmann. "Ich wünsche mir, dass die Wähler hier auf die Person schauen." Im Kreistag hätten die Grünen mit der SPD oft gut zusammengearbeitet, etwa bei der Installation des Integrationsbeirates. Thomas Kreß wünscht sich von der SPD im Dachauer Stadtrat allerdings, dass diese ab und zu etwas mehr auf die Grünen zugeht. Die SPD sei ja für die Grünen "meistens der natürliche Partner", aber das heiße nicht, dass die Grünen einfach allem zustimmen, was von der SPD kommt. Was die Grünen etwa beim Thema Eissporthalle zuletzt auch bewiesen haben. Da stellten sie sich auf die Seite der CSU.

Zauscher, zugleich Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz (BN), räumt ein: "Wir sind auch Profiteure des Volksbegehrens Artenvielfalt", das von der ÖDP angestoßen wurde. Doch stark unterstützt wurde es von den Grünen und vom BN. Dieser hat im Landkreis laut Zauscher mittlerweile mehr als 4500 Mitglieder, Tendenz steigend. "Ein wirklicher Aufschwung." Das zeige das enorm wachsende Interesse am Umweltschutz, sagt Zauscher. Allein den Zuzug könne man für die Wahlergebnisse und Mitgliederzuwächse nicht verantwortlich machen. "Es ist ein Bewusstseinswandel."

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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