Der Friedensengel in München, auch die Allianz Arena waren blau-gelb beleuchtet, und auf dem Marienplatz zerrten - als wär's ein schlechtes Omen - stürmische Böen an Aufbauten und Bühne zum Europatag am 9. Mai. Auf dem Schrannenplatz in Dachau? Fehlanzeige. Vor dem Rathaus? Auch Fehlanzeige.
Dabei hätte sich doch gerade etwa auf dem Dach des Wittelsbacher Schlosses ein Lichtkomposition in den europäischen Farben nicht schlecht gemacht, waren die Wittelsbacher doch stets auf der Jagd nach fremden Thronen im europäischen Raum - ihnen ging es natürlich nicht um das Europa, das seine Befürworter heute meinen.
Der Wahlkampf zur Europawahl in Dachau läuft schleppend
Jedenfalls ist der Europatag eher unbemerkt vergangen. Die Menschen, die am Donnerstag zum Bahnhof hetzten oder auf der Münchner Straße dahineilten, hatten vermutlich eines nicht im Sinn - Europa. Das stimmt 14 Tage vor der Europawahl nicht gerade optimistisch. Zwar ist jüngsten Umfragen zufolge die erwartete Wahlbeteiligung auf mehr als 50 Prozent gestiegen - aber das Glas bleibt fast halb leer. Das Interesse war nie groß, vielleicht auch deshalb, weil die EU immer auch von Politikern der Volksparteien geschmäht worden ist. Heute werden sie nicht müde zu betonen, dass es am 26. Mai um eine Schicksalswahl geht. Aber wie. Die Rechtspopulisten in der EU sind auf dem Vormarsch.
Doch der Wahlkampf schleppt sich eher müde dahin. Klar, Plakate hängen schon, die CSU hat etliche Veranstaltungen gemacht, auch die SPD ein paar - aber schicksalhafte Leidenschaft drückt das Gesamtbild nicht gerade aus. Viel mehr haben die Parteien die Kommunalwahl 2020 im Blick - nicht unwichtig, aber das Wahlvolk hätte auf Präsentation der OB-Kandidaten schon noch gewartet. Dachau ist ein europäischer Ort par excellence - ja genau, wegen des früheren Konzentrationslagers mit mehr als 200 000 Menschen aller europäischen Nationen. Auch in Dachau galt der Buchenwalder Häftlingsschwur vom 19. April 1945: "Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel." Das geht im kommunalpolitischen Alltag doch häufig unter - natürlich, die Partnerschaften, die Teilnahme an Gedenkfeiern, alles sehr wichtig, aber reicht das jährlich wiederholte Ritual aus?
"Europa sind wir" - leider denken, fühlen eben viele nicht so. Grüne, SPD und Linke laden unter diesem Motto am Samstag ein. Die Absicht ist löblich, ein Europafest auch schön, doch das Motto klingt fast wie ein Hilferuf, der etwas spät, in der Stunde der Not erklingt.