Süddeutsche Zeitung

Europawahl 2019 Dachau:Plädoyer für ein geeintes Europa

Lesezeit: 2 min

Zwei Wochen vor der Europawahl 2019 finden sich in Dachau zahlreiche Besucher im Fondi-Park ein, um ein Zeichen gegen nationalen Egoismus zu setzen.

Von David Holzapfel, Dachau

Michael Kausch richtet seinen Blick nach oben. Dunkle Wolken verhängen den Himmel, der Wetterbericht hat Regen angekündigt für diesen Samstagnachmittag. Für Kausch und seine Mitstreiter ist es ein besonderer Tag, er markiert das Ende wochenlanger Vorbereitungen.

Mit einem großen Fest möchte die Initiative "Europa sind wir" Europa und seine Vielfalt feiern. Die Dachauer Kreisverbände der SPD, der Grünen und der Linken haben sich dafür schon vor einigen Monaten zusammengetan. Pünktlich zur Europawahl am übernächsten Sonntag, 26. Mai, wollen sie den Leuten wieder ins Bewusstsein rufen, wie wichtig ein geeintes Europas ist. Trotz zeitweiligen Regens haben sich an diesem Tag viele Besucher im Fondi-Park eingefunden, um ein Zeichen für Europa zu setzen.

Zur Europawahl wollen die Initiatoren in Dachau den Leuten Europa ins Bewusstsein rufen

Es könnte eine schicksalhafte Wahl werden. Rechtspopulisten sägen an den Grundpfeilern der europäischen Demokratie. Der Klimawandel erfordert zielstrebige Lösungsansätze, und die EU sieht sich mit dem Vorwurf einer trägen und teils ineffektiven Arbeitsweise konfrontiert. Vielen Bürgern fehlt es an Berührungspunkten mit der EU, die in den in den Fünfzigerjahren als Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet worden war. Das haben die Initiatoren erkannt. "Gemeinsam wollen wir Europa vor den Demagogen der Rechtspopulisten schützen", sagt Michael Kausch. Schon im Vorfeld des Europafestes hat sich "Europa sind wir" deshalb in einem gemeinsamen Memorandum "für die Stärkung und den weiteren Ausbau eines demokratischen, sozialen und ökologischen Europas" ausgesprochen.

Unterstützung findet die Initiative dabei aus beinahe allen Lagern. An diesem Samstag haben zahlreiche proeuropäische Parteien und Organisationen einen Infostand aufgebaut. Die Bandbreite reicht von der CSU bis zur ÖDP. Sie nutzen das Fest, um über ihr Europa-Programm aufzuklären, aber auch, um Wahlkampf zu betreiben.

Der Kreisjugendring Dachau hat an seinem Stand eine Fotobox installiert, die ein Besucher interessiert begutachtet. An einer Pinnwand sind Schilder angeheftet, mit denen man sich ablichten lassen kann. Dazu Hashtags wie #proeuropa, #gehwählen oder #weilesmirwichtigist. Der Mann betrachtet sie eingehend und fragt dann, ob er nicht ein eigenes Schild entwerfen dürfe. Er nimmt einen Filzstift und schreibt auf das Papier: "Europa, kein Platz für Rassismus! Offen für alle!" Er sei hier, um sich angesichts aktueller politischer Ereignisse klar zu Europa zu positionieren, sagt der Dachauer.

Aus demselben Grund ist auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) gekommen. In einem Kurzinterview auf nasser Bühne erklärt er den Zuhörern, wie sich die Stadt Dachau konkret für Toleranz und Vielfalt einsetzt. "Wir unterhalten zahlreiche Städtepartnerschaften, da findet ein wichtiger Austausch statt", sagt er und fügt an: "Auch die Interkulturellen Wochen, die von der Abteilung Integration seit längerem veranstaltet werden, tragen zu einem guten Miteinander bei." Dann appelliert Hartmann an das Publikum: "Gehen sie zur Wahl und stimmen Sie für Europa." Er soll nicht der letzte Redner des Tages bleiben, neben ihm sprechen auch Michael Schrodi (SPD), Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) und Éric Bourguignon (Linke). Sie alle sind Mitglieder des Deutschen Bundestages und sie betonen die Wichtigkeit eines vielfältigen Europas.

Vielfalt spiegelt auch das kulturelle Programm des Tages wider. Bayerische Tradition trifft internationale Folklore. Die Spannweite reicht von griechischer Volksmusik und zypriotischem Gesang von Aris Aristofanous bis hin zu mexikanischen Tänzen der Colorado Boys. Den optischen Höhepunkt aber bildet die Modenschau der Initiative "Integration mit Augenmaß". 30 Models aus acht Nationen präsentieren bayerische Trachtenmode in einer ganz eigenen Interpretation. Zu sehen gibt es Dirndl im Zebralook und Leopardenprint, afrikanische Sommerkleider vernäht mit altbayerischen Schürzen und eine textile Fusion aus afrikanischen Stoffhemden und traditionellen Lederhosen.

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SZ vom 13.05.2019
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