Süddeutsche Zeitung

Erstes Spiel in der Regionalliga:Salut, FC Pipinsried!

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Der Dorfklub begeht seine Regionalligapremiere zünftig

Von Sebastian Leisgang, Pipinsried

Gut eine halbe Stunde war gespielt am Dienstagabend im Stadion an der Reichertshausener Straße, als die Haupttribüne plötzlich verstummte. Es war mucksmäuschenstill, während es aus den Lautsprechern hallte: "Eine Durchsage an alle Mercedes-Benz-Fahrer", ehe eine Durchsage an einen ganz bestimmten Mercedes-Benz-Fahrer mit einem ganz bestimmten amtlichen Kennzeichen folgte: "Ihr Fahrzeug ist offen. Es regnet rein." Gelächter auf der Tribüne, dann erhob sich ein Mann, Mittfünfziger, kariertes Hemd, und eilte zum Ausgang.

Auch diese randseitige Szene des Regionalligaeinstands des FC Pipinsried zeigte: Im Dachauer Hinterland geht es etwas anders zu als bei anderen Klubs in dieser Liga, den Großen aus der Stadt, beim TSV 1860 München etwa, oder eben bei Pipinsrieds Auftaktgegner, dem FC Schweinfurt 05, der sich beim 2:0 gegen anfangs nervöse, dann zähe Pipinsrieder zwar strecken musste, sich letztlich aber keine Blöße gab.

Schon vor dem Anpfiff dürften sich einige der rund 30 Gäste aus Unterfranken die Augen gerieben haben. Über eine halbe Stunde lang spielte ein Blasorchester, das sich im Mittelkreis des Rasens formiert hatte und diesen erst dann trotzig räumte, als sich beide Mannschaften längst auf dem Feld positioniert hatten. Vor dem Anstoß führte dann noch über ein Dutzend Salutschützen den FCP gebührend in die neue Spielkasse ein.

810 Zuschauer, darunter Löwen-Angreifer Sascha Mölders, waren ins Dachauer Hinterland gekommen, um das erste Regionalligaspiel in Pipinsried zu verfolgen. Das Duell mit dem Meisterschaftsmitfavoriten Schweinfurt markierte schließlich auch einen Meilenstein in der 50 Jahre währenden Geschichte des FCP. Während sich das Team zügig in der vierten Liga akklimatisiert hat, scheint die Eingewöhnung beim Anhang anzudauern. Als die Gästefans in der ersten Hälfte die wohlige Abendruhe mit "FCS! FCS!"-Rufen durchschnitten, blickten die Zuschauer ebenso verwundert drein wie kurz vor Schluss: Da wurde eine Pressekonferenz angekündigt - es ging ein Raunen durch die Menge. In Pipinsried ist man das eben nicht gewöhnt.

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Quelle:
SZ vom 27.07.2017
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