Ernte:Schwierige Zeiten für die Landwirtschaft

Ernte: Es staubt: Ein Mähdrescher fährt über ein Getreidefeld bei Webling, einem Stadtteil von Dachau.

Es staubt: Ein Mähdrescher fährt über ein Getreidefeld bei Webling, einem Stadtteil von Dachau.

(Foto: Toni Heigl)

Die Bauern im Landkreis Dachau sind zufrieden mit der bisherigen Ernteausbeute, doch sie beklagen das unberechenbare Wetter und den Preisverfall ihrer Produkte

Von Helen Krueger-Janson, Dachau

Die Landwirte im Landkreis Dachau sind zufrieden mit der bisherigen Ernteausbeute. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes Anton Kreitmair sagt: "Wir können uns dieses Jahr wirklich nicht beschweren." Gleichwohl haben die Bauern im Landkreis mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das unberechenbare Wetter erschwert etwa die Planung der Getreideernte. Zudem gehen die Erträge bei Erdbeeren und Spargel heuer zurück. Auch der Preisverfall beim Getreide macht den Bauern zu schaffen.

Der Hagelschlag vom Pfingstmontag hat in Wolfgang Offenbecks Beerengarten in der Rothschwaige in Karlsfeld einige Schäden angerichtet. "Die Erdbeeren hatten da zum Glück noch nicht geblüht und keine Früchte getragen, deswegen sind sie nicht tangiert worden", sagt Offenbeck. Das Bayerische Landesamt für Statistik rechnet in diesem Jahr mit zehn Prozent weniger Hektarerträge an Erdbeeren. Dabei handele es sich laut Pressesprecher Gunnar Loibl allerdings um eine "vorläufige Berichterstattung". Die abschließenden Daten würden im Herbst nach der endgültigen Erhebung bekanntgegeben. Ein möglicher Grund für den Rückgang könnte das wechselhafte Wetter sein, das von einer hohen Hitzeperiode wieder in eine Trockenzeit oder Kälteperiode übergehe. "Am geeignetsten für Erdbeeren sind heiße Tage und kühle Nächte mit Taubildung", sagt Offenbeck, "das erhöht aber auch den Pilzdruck".

Das Wetter verkompliziert auch die Getreideernte. "Es ist schwer, die Ernte zu planen", sagt Offenbeck, "man braucht mindestens zwei warme Tage, damit das Getreide nicht zu feucht ist und gut gelagert werden kann. Wir sind froh, dass wir einen eigenen Mähdrescher haben, spontan handeln können und nicht auf Lohnarbeiter angewiesen sind, die an guten Tagen dann natürlich überall gleichzeitig sein sollen." Die Dachauer Landwirte können sich aber noch glücklich schätzen, "dort sind die Bedingungen überwiegend gut, östlich von München ist der Boden dagegen sehr trocken", sagt Ulrike Nickl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Erste Auswertungen der Behörde zeigen, dass in Bayern die Ernteerträge von Wintergerste bereits jetzt das Fünfjahresmittel von 69 Doppelzentnern erreicht haben. Auch beim Weizen liegen die Erträge mit 77 Doppelzentnern zwar noch knapp unter dem Fünfjahresmittel, aber "davon sind auch erst ein Drittel der Proben ausgewertet worden", sagt Nickl . Die Getreideerträge halten somit landesweit den Standard der letzten Jahre.

Anders sieht es beim Spargel aus. Die Erträge gehen laut Statistischem Landesamt dieses Jahr um 17 Prozent zurück. Spargelbauer Michael Reischl aus Röhrmoos erklärt sich das so: "Der Mai letztes Jahr hatte fast keine Niederschläge, deswegen war der Ertrag viel besser. Heuer hatten wir viel mehr davon und sobald es regnet wird der Boden kalt und der Spargel wächst nicht weiter." Da der April und Mai die entscheidenden Monate für den Spargelanbau seien, habe das Wetter in diesen Wochen den größten Einfluss auf die Ernte.

Auch der Preisverfall bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen macht den Landwirten zu schaffen. Immer mehr günstiges Getreide käme aus Osteuropa und Zucker würde aus Indien importiert, sagt Kreitmair. "Das ist vielen Verbrauchern bei den niedrigen Preisen aber leider egal. Alle sprechen immer über regionales Einkaufen, aber davon spüren wir bisher noch nichts." Wolfgang Offenbeck bestätigt: "Das drückt den Preis enorm und viele Landwirte müssen sich ein zweites Standbein aufbauen, um von ihrer Arbeit noch leben zu können." Sein Berufsstand habe aktuell eine schwierige Zeit, sagt er. Er verweist auch auf den aktuellen Tierquälerskandal im Allgäu. Das schade dem Image der Landwirtschaft. "Dabei weiß jeder Landwirt, wer mit seinen Tieren nicht gut umgeht, der wird damit auch kein Geld verdienen."

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