Süddeutsche Zeitung

Ernährung:Wissen, was auf dem Teller landet

Seit zehn Jahren bietet der Freistaat ein Coaching für bessere und gesündere Kita- und Schulverpflegung an. Auch die Aktive Schule Petershausen hat sich in diesem Jahr beteiligt. Seitdem gibt es häufiger Obst als Nachspeise

Von Petra Schafflik, Petershausen

Geschichten schreiben, Vokabeln lernen, Matheaufgaben lösen, singen, springen, klettern und basteln: Ein Tag in Kita oder Schule kostet Mädchen wie Buben viel Energie, da ist ein schmackhaftes, gesundes Mittagessen kein Luxus, sondern wichtige Grundlage. An der Aktiven Schule in Petershausen, die 120 Kinder in Krippe, Kindergarten, Grund- und Mitteschule besuchen, setzt man deshalb schon immer auf vielfältige Mahlzeiten, die von einem dreiköpfigen Küchenteam täglich frisch zubereitet werden. Weil aber auch Profis dazulernen können, hat die Schule jetzt an einem staatlich geförderten Coaching für Kita- und Schulverpflegung teilgenommen. "Denn es gibt immer Potenzial für Verbesserungen", erklärt Geschäftsführerin Claudia Schaller.

Nachdem die Aktive Schule eine Ganztagseinrichtung ist, liegt auf gesundem Frühstück und täglich frisch gekochtem Mittagessen seit jeher ein großes Augenmerk. "Wir verwenden aus Überzeugung keine Fertigprodukte, das Essen kommt immer frisch auf den Teller", sagt Schaller. Vom Hefeteig bis zur Gemüsesuppe werde alles in Handarbeit hergestellt und dafür dann eben auch mal 30 Kilo Kartoffeln geschält, wenn Püree auf dem Speiseplan steht. Und nicht nur das: Auf dem schuleigenen Acker wird das Gemüse auch von den Kindern und Jugendlichen selbst angebaut. "Im Frühjahr sähen oder pflanzen die Schüler am Acker, jäten Unkraut und pflegen die Pflanzen übers Jahr und bringen die Ernte im Sommer und Herbst ein", heißt es dazu im Verpflegungsleitbild der Schule.

Damit das Essen aber die Ansprüche und Bedürfnisse aller Kinder wirklich gut erfüllt und neuesten Ernährungsstandards entspricht, hat die Schule jetzt das Coaching durch Experten genutzt. Am Anfang stand ein Speisenkarten-Check, berichtet Schaller. "Wir kochen vegetarisch, da ist es wichtig, Fleisch durch andere Eiweißprodukte zu ersetzen." Auch das Hygienekonzept sei optimiert, Feedbacks von Kita-Kindern und Schülern eingeholt worden. "Unterstützt von einer Ernährungsexpertin wurden die Abläufe rund um das Kochen und Essen analysiert und optimiert." Ein erarbeitetes "Verpflegungsleitbild" legt nun auch Grundsätze fest wie den achtsamen Umgang mit Lebensmittel und den nachhaltigen Einkauf von regionalen, saisonalen Zutaten möglichst natürlich in Bioqualität.

Auch der Speiseplan wurde überarbeitet. So gibt es künftig häufiger Obst als Dessert statt Süßspeisen, öfter Hülsenfrüchte und Nüsse. "Wir sind stolz über das Erreichte und auf die positiven Rückmeldungen während des Coachings über die sehr hohe Qualität unseres Essens, das unsere Kinder und Erwachsenen täglich genießen können", sagt Schaller, die gemeinsam mit dem Kochteam die Urkunde in Empfang genommen hat, mit der im Rahmen eines Festakts von der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) insgesamt 38 Kitas und 41 Schulen ausgezeichnet wurden. Angeboten wird das Coachingprogramm im Freistaat seit nunmehr zehn Jahren. In dieser Zeit haben insgesamt 426 Schulen und 327 Kitas an dem Programm teilgenommen. Orientierung gaben die Bayerischen Leitlinien zur Kita- und Schulverpflegung. Ernährungsministerin Michaela Kaniber (CSU) sagte bei der Urkundenvergabe bei der auch Schaller und ihr Kochteam anwesend waren, nachhaltige und regionale Ernährung sei nicht nur ein wichtiger Bildungsauftrag. "Die Kinder sollen das auch jeden Tag bei ihren Mahlzeiten in der Kita und in der Schule erleben und schmecken."

Ziel des Coachings sei es, die Mittagsverpflegung in den Einrichtungen gesundheitsförderlich, wertgeschätzt, nachhaltig und wirtschaftlich zu gestalten, so die Ernährungsministerin. Im Coaching analysieren die Einrichtungen gemeinsam mit Ernährungsfachkräften ihr Essensangebot vor Ort. Dabei liegen die Schwerpunkte auf der Optimierung des Speiseplans und der Einbeziehung aller an der Verpflegung Beteiligten.

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SZ vom 17.09.2019
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