Erdweg:Lebendiges Denkmal 

Erdweg: Die Fresken des Wirtshauses am Erdweg verkünden, dass hier Altes neu entstanden ist.

Die Fresken des Wirtshauses am Erdweg verkünden, dass hier Altes neu entstanden ist.

(Foto: Toni Heigl)

An diesem Sonntag wird das historische Wirtshaus am Erdweg wiedereröffnet. Das Wirtsehepaar Hubert und Karin Ekl verspricht eine bayerische Küche. Schon bald sollen Veranstaltungen stattfinden

Von Renate Zauscher, Erdweg

Beinahe hätte es vergangenes Jahr zu einem der SZ-Tassilo-Kulturpreise gereicht. Aber die Jury, der auch der oberbayerische Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler angehörte, wollte erst noch mal zwei Jahre beobachten, ob das Wirtshaus am Erdweg tatsächlich eröffnet und auch ein ständiges Kulturprogramm angeboten wird. Der kommende Sonntag wird auf jeden Fall ein großer Tag für Erdweg: Nach vielen Jahren, in denen das Gebäude leer stand, beginnt seine Geschichte als Tafernwirtschaft.

Wer Anfang der Woche durch die schwere, geschnitzte Haustür des Gebäudes im Ortszentrum von Erdweg trat, stand noch mitten in einer Baustelle, auf der fieberhaft gearbeitet wurde. Bauleiter Ludwig Ostermair aber, das Wirtsehepaar Hubert und Karin Ekl und der für die Restaurierung des Hauses zuständige Kirchenmaler Erwin Marquart waren dennoch optimistisch, dass die Arbeiten im Erdgeschoss bis Sonntag abgeschlossen sind.

Das gastronomische Konzept des Wirtsehepaars entspricht der Tradition des schönen alten Hauses, in dem mit Sicherheit schon im 16. oder 17. Jahrhundert Gäste abgestiegen sind. Manchen von ihnen dürften von weit her gekommen sein: Das beweist eine kleine Goldmünze mit dem venezianischen Löwen aus dem Jahr 1525, die bei den archäologischen Voruntersuchungen der Gebäudesanierung gefunden wurde.

Das Wirtshaus am Erdweg sollte deshalb eine im besten Sinne bayerische Wirtschaft werden, "bodenständig, aber mit Pep", sagt der Wirt Hubert Ekl: "Wir werden regionale Küche zu vernünftigen Preisen anbieten", eine "geradlinige, ehrliche Küche ohne Schicki Micki., Auf der Speisekarte werden Dinge wie der traditionelle bayrische Schweinebraten oder das Schnitzel, beide zu 9,50 Euro, stehen, je nach Jahreszeit aber auch saisonale Spezialitäten wie Wild oder Spargel, und immer auch mehrere vegetarische Gerichte. Gekocht wird laut Hubert Ekl vorwiegend mit Bioprodukten aus der Region, das Fleisch soll von lokalen Metzgerbetrieben kommen: "Wir möchten keine Tiere aus Massentierhaltung", sagt Ekl. Dabei gehe es ihm und seiner Frau, die in der Küche selbst am Herd steht, zum einen um die Tiere und ihre Haltungsformen, zum anderen aber auch um die Qualität des Fleisches.

Im Wirtshaus am Erdweg ist aber nicht nur Platz für Mittags- oder Abendgäste: Das Haus, das auch optisch die Ortsmitte beherrscht, wird als Gemeindezentrum mit Nebenzimmern und einem großen Saal im ersten Stock auch Räume für verschiedenste Gruppen und Veranstaltungen bieten. Hubert Ekl denkt an Kleinkunst und Konzerte; er will vor allem auch jungen Musikern eine Bühne bieten. Beraten lässt er sich dabei vom Kulturreferenten der Gemeinde, Manfred Kircher.

Erdweg: Am Sonntag ist alles fertig. Die Interessensgemeinschaft ist überzeugt, den Termin zu schaffen.

Am Sonntag ist alles fertig. Die Interessensgemeinschaft ist überzeugt, den Termin zu schaffen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Dass nach so vielen Jahren des Leerstands endlich wieder Leben einzieht in das Gebäude, das die Gemeinde vor mehr als einem Jahrzehnt gekauft hat, freut nicht nur die Verantwortlichen in der Kommune, sondern ganz besonders auch die Interessengemeinschaft Wirtshaus am Erdweg, die sich 2009 gegründet hat. Über Jahre hat sie sich dafür eingesetzt, dass das Haus saniert und wieder zum eigentlichen Zentrum des Ortes wird. Mehr als zweieinhalbtausend Arbeitsstunden haben die Bürger an Eigenleistung eingebracht, in der letzten Bauphase tatkräftig unterstützt von Jugendlichen aus der Gemeinde und von mehreren in Erdweg lebenden Asylbewerbern aus Afrika.

IG-Sprecher Helmut Schmid betont, wie wichtig es ihm und seinem Team gewesen sei, "dass endlich etwas vorangeht" und wie froh man darüber sei, dass die Gemeinde das Haus gekauft und damit vor dem Verfall gerettet habe: "Für einen Privatmann wäre die Sanierung des Gebäudes, so wie sie jetzt vorgenommen wurde, nicht zu stemmen gewesen."

Nicht nur der Gemeinde aber ist die Rettung des prachtvollen Gebäudes zu verdanken sondern auch diversen staatlichen Stellen: Von den Sanierungskosten in Höhe von 2,6 Millionen Euro und Nebenkosten wie etwa die für die Inneneinrichtung, die sich auf weitere 400 000 Euro belaufen, muss die Gemeinde laut Bauleiter Ludwig Ostermair nur die Hälfte übernehmen.

Noch sind die Bauarbeiten im Haus nicht abgeschlossen: Im ersten Stock und im Dachgeschoss wird in den nächsten ein, zwei Monaten noch weiter gearbeitet. Voraussichtlich am 26. April sind zunächst alle Gemeindebürger zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Die offizielle Einweihung des Hauses wird dann im Mai gefeiert, zusammen mit viel "politischer Prominenz", sagt Ludwig Ostermair, und mit Vertretern der Staatsstellen, die so wie etwa das Landesamt für Denkmalpflege das Projekt begleitet und sich für das Fließen der Fördermittel eingesetzt haben.

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