Erdweg:In Erdweg sind die fetten Jahre vorbei

Wegen hoher Steuereinnahmen muss die Gemeinde mehr Geld an den Landkreis abführen. Jetzt kann sie nur noch Pflichtaufgaben erfüllen

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Erdweg: Der zweite Bürgermeister Christian Blatt (33) aus Großberghofen will Osterauers Nachfolge antreten.

Der zweite Bürgermeister Christian Blatt (33) aus Großberghofen will Osterauers Nachfolge antreten.

(Foto: Toni Heigl)

Es hört sich nach einem Widerspruch an - ist aber keiner. Wegen hoher Steuereinnahmen hat die Gemeinde Erdweg im Haushalt 2017 ein Loch von 2,1 Millionen Euro, das sie nur durch einen Kredit stopfen kann. Denn durch die hohen Gewerbesteuereinnahmen aus dem Jahr 2015 hat sich die Abgabe an den Landkreis, die sogenannte Kreisumlage, nun erheblich erhöht. Die Unterstützung des Freistaats für strukturschwache Kommunen, die Schlüsselzuweisung, fällt gleichzeitig weg. Der zweite Bürgermeister der Gemeinde Christian Blatt (CSU), der noch bis Montag den wieder genesenen Georg Osterauer (Freie Wähler) vertritt, spricht ganz offen von einer "schwierigen Situation". Er mahnt: "Wir werden demnächst nur Pflichtaufgaben erfüllen können."

Der Gemeinderat hat den Haushalt 2017 in dieser Woche einstimmig verabschiedet. Durch unerwartet hohe Gewerbesteuereinnahmen blicken die Erdweger auf zwei finanzstarke Jahre zurück, in denen sie kreditfrei blieben und kostspielige Projekte wie die Straßen- und Kanalbaumaßnahmen in Langengern und Schluttenberg stemmen konnten. Blatt findet, man habe die guten Zeiten auch gut genutzt. Nun aber fehlten insgesamt rund 2,5 Millionen Euro im Haushalt. "Wir müssen aufpassen, wie wir agieren. Und den Blick auf die kommenden Haushalte haben", warnt Blatt.

Der Gesamtetat für das Jahr 2017 ist erstmals seit drei Jahren wieder gesunken, nach dem er im Vorjahr ein Rekordhoch von 16,2 Millionen erreicht hatte. Er beläuft sich in diesem Jahr auf 14,48 Millionen Euro und ist somit um 10,8 Prozent gesunken im Vergleich zum Vorjahr. Bürgermeister Blatt berichtet von zwei intensiven Beratungen im Finanzausschuss, bevor dem Gemeinderat ein genehmigungsfähiger Haushalt vorgelegt werden konnte. "Wir haben den Blick auch schon auf die kommenden Jahre gerichtet und uns gefragt, welche Grundstücke wir veräußern oder wo wir Bauland ausweisen können", sagt Blatt. Seine Bilanz: "Insgesamt ist eine positive Tendenz zu erkennen."

Die Kreisumlage, die sich nach der Steuerkraft von vor zwei Jahren berechnet, hat im Jahr 2017 mit einem Betrag von 3,34 Millionen Euro ein Rekordhoch erreicht und stellt den größten Ausgabenposten dar. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie um fast 1,1 Millionen Euro gestiegen, obwohl der Kreistag des Landkreises Dachau eine Absenkung der Kreisumlage um einen Prozentpunkt auf 46,5 Prozent für das Haushaltsjahr 2017 beschlossen hat. Die Schlüsselzuweisung des Freistaats, die im Jahr 2016 noch 1,1 Millionen Euro betrug, fällt wegen der hohen Steuerkraft der Gemeinde komplett weg. Zudem kalkuliert die Kommune mit einer halben Million weniger Gewerbesteuereinnahmen, was das Loch noch größer werden lässt.

Wegen dieser extremen Entwicklung kann die Kommune im Haushalt 2017 erstmals seit 14 Jahren die gesetzlich vorgeschriebene Zuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt in Höhe der ordentlichen Tilgungen nicht leisten. Blatt geht davon aus, dass die Aufsichtsbehörde den Haushalt nur mit "erhobenem Zeigefinger" zulassen wird. Die Personalkosten steigen in Erdweg, wie überall im Landkreis, kontinuierlich an, weil die Kinderbetreuung immer größere Summen verschlingt. Sie betragen in diesem Jahr 2,6 Millionen Euro, das macht etwa 1,5 Millionen mehr als vor zehn Jahren. Große Investitionen, etwa in die Generalsanierung des historischen Erdweger Wirtshauses, konnte die Gemeinde schon in den vergangenen Jahren bewerkstelligen. In diesem Jahr investiert sie etwa in den Ausbau der Bahnhofstraße oder in die Errichtung eines lang ersehnten Geh- und Radweg zwischen Welshofen und Unterweikertshofen. Für den Breitbandausbau stellt die Gemeinde fast 450 000 Euro in ihren Haushalt.

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