Erdweg:Hausverbot für Volkshochschule

Krach in Erdweg: Die VHS darf nur noch tagsüber in ihr Gebäude - und wirft Bürgermeister Reindl ein Hausverbot vor. Der wiederum sieht das ganz anders.

Helmut Zeller

Der Streit um die Volkshochschule Erdweg eskaliert: Bürgermeister Michael Reindl (FW) lässt die VHS nur noch tagsüber in ihr Gebäude. Kurse und Veranstaltungen am Morgen oder Abend können nicht mehr stattfinden. "Das ist mehr oder weniger ein Hausverbot", sagt die stellvertretende VHS-Vorsitzende Anne-Marie Hachinger. Reindl bestreitet das auf Nachfrage. Die VHS könne nach wie vor Zimmer in der Volksschule benutzen, auch ihre bewährten Angebote in der alten Turnhalle blieben erhalten.

Erdweg: Die Mittagsbetreuung der Grundschüler an der Volkshochschule Erdweg kann weiter stattfinden. Andere Betreuungsangebote aberhat der Schulverband der VHS bereits entzogen.

Die Mittagsbetreuung der Grundschüler an der Volkshochschule Erdweg kann weiter stattfinden. Andere Betreuungsangebote aberhat der Schulverband der VHS bereits entzogen.

(Foto: region.dah)

Das stimmt eben nicht, sagen die VHS-Mitarbeiter. Sie können die Turnhalle nur noch von neun bis 17.30 Uhr nutzen - für die Mittags- und Hausaufgabenbetreuung der Grundschüler. 2011 übernimmt der Schulverband Erdweg dieses Angebot. Seit 14 Jahren schon betreut die VHS die Grundschüler.

Andere Betreuungsangebote hat der Schulverband, wie berichtet, der VHS bereits entzogen. Die neue Nutzungsregelung für die alte Turnhalle engt die Einrichtung weiter ein. So kann sie Schüler nicht mehr in den Ferien betreuen, da ein Beginn um neun Uhr für berufstätige Eltern viel zu spät ist. Die geplante Frühbetreuung für Grundschüler muss auch entfallen.

Bürgermeister Reindl sieht das anders: Der Schulverband, dessen Vorsitz er führt, habe am 14. Juni lediglich beschlossen, dass er selbst die Trägerschaft für Betreuungsangebote übernehme, nachdem die VHS unter Leitung von Gisela Wößner und Anna-Marie Hachinger "die erforderliche Trägerschaftsvereinbarung" nicht unterzeichnet habe.

Abgesehen davon, dass die VHS seit 14 Jahren ihre Leistungen ohne einen schriftlichen Vertrag für die Gemeinde erbringt, ist diese Vereinbarung, so Wößner und Hachinger, nicht annehmbar gewesen. Geblieben wäre ihnen die Verantwortung, aber sie hätten alle Kompetenzen, sogar die Personalführung abgeben müssen. Ein Rechtsanwalt habe von dieser Vereinbarung abgeraten.

Reindl betont, dass die Betreuungsangebote "auf jederzeit widerrufliche Weise" der VHS übertragen worden seien. Sie müssten nun wegen "struktureller Veränderungen in der bayerischen Schullandschaft" zurückgenommen werden. Reindl nennt die geplante Einführung der Mittelschule sowie einer Ganztagesklasse in der Grundschule und den Ausbau von Ganztagesklassen in der Hauptschule. "Diese Änderung berührt nicht die für die Gemeinde Erdweg von der VHS geleistete und auch für die Zukunft für uns sehr wichtige Erwachsenenbildungsarbeit." Wie das mit Reindls Vorgehen zusammenpasst, das fragen sich die 15 Mitarbeiter der VHS, die um ihren Job bangen. Der Schulverband will die pädagogischen Mitarbeiter zwar übernehmen, zu welchen Konditionen ist allerdings noch ungeklärt.

Aber auch das Angebot zur Erwachsenenbildung ist von dem "Hausverbot" für die Turnhalle arg getroffen. Etwa 1600 von den 5000 Einwohnern nutzen jährlich die VHS, wie Hachinger sagt. Die Einrichtung zähle allein einhundert Musikschüler und beschäftige 200 Dozenten, mit denen Verträge geschlossen worden seien. Das Kursprogramm könne jetzt nicht mehr in vollem Umfang aufrechterhalten werden. Die Dozenten, die finanziell auf die VHS angewiesen sind, seien stark verunsichert. Ein Satz Reindls in dieser Situation irritiert die Betroffenen völlig: "Die VHS ist uns weiterhin ein willkommener Partner im Erwachsenenbildungsbereich", erklärte er.

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