Neues Wirtshaus in Erdweg:Die Geburt eines Wirtshauses
Lesezeit: 3 Min.
Endlich gibt es in Unterweikertshofen mit dem "Zum Schuihaus" wieder eine bayerische Wirtschaft. Zu verdanken ist das dem Schulhaus Verein und Wirtsfamilie Pfeifer
Von Petra Neumaier, Erdweg
Das alte Schulhaus lebt. Und nicht nur das Haus. Auch der Garten. Unter den hohen Kastanien und auf dem Spielplatz jauchzen die Kinder, während an den Tischen das Besteck auf den Tellern klappert und das Bier goldgelb aus dem Zapfhahn in die Gläser rinnt. Kaum zwei Wochen ist die Eröffnung des Wirtshauses "Zum Schuihaus" in dem historischen Gebäude in Unterweikertshofen an der Schulbergstraße 12 her und schon ist es, als wäre hier nie etwas anderes gewesen. Der Erhalt und die Reaktivierung des denkmalgeschützten Gebäudes sind dem unermüdlichen Einsatz des Schulhaus Vereins zu verdanken - und natürlich dem Engagement der jungen Wirtsfamilie Pfeifer, die hier für beste Hausmannskost und Gemütlichkeit sorgt. Und somit auch dafür, dass in Unterweikertshofen das Thema "Wirtshaussterben" nach 14 langen Jahren, als mit dem Fischerwirt die letzte von einst vier Wirtschaften ihre Türen schloss, vom Tisch ist. Und nicht nur das: Mit dem neuen Wirtshaus gibt es jetzt auch wieder einen Ortsmittelpunkt.
"Hier erleben wir die Geburt eines Wirtshauses!" stellte Michael Schweinberger, Inhaber der Brauerei Maisach, am Eröffnungstag begeistert fest. Zusammen mit dem Weikertshofer Schulhaus Verein hatte er nach einem neuen Wirt gesucht. Zahlreiche Gastronomen internationaler Küche hatten sich für das Schmuckstück interessiert. Allein ein bayerischer Wirt sollte es sein, mit bayerischer Küche und bayerischem Gefühl.
Moritz und Tatjana Pfeifer strahlen. Als sie vor eineinhalb Jahren mit ihrem Baby nach Kleinberghofen zogen und ein paar Monate später erfuhren, dass das Alte Schulhaus einen Wirt sucht, konnten sie nicht widerstehen. Zwar arbeitet Moritz Pfeifer derzeit noch als Automobilkaufmann - in der Gastronomie fühlt sich der gelernte Restaurantfachmann, der in namhaften Restaurants in und um München gearbeitet hat, aber zu Hause. "Und schon immer träumte ich davon, mich in dieser Branche selbständig zu machen", erzählt der inzwischen zweifache junge Papa.
Das Miteinander zwischen Wirt und Verein und Verein und Wirt bezeichnen beide Parteien als großes Glück. Die gegenseitige Unterstützung ist groß, "sonst wäre das alles nicht möglich", sagt Moritz Pfeifer, der mit seiner Frau Tatjana und ihren Kindern - der zweijährigen Laura und dem vier Monate alten Lukas - nun die Wirtsfamilie bildet. Beisitzer Markus Harjung und Schriftführer Ralf Egerland können dem nur zustimmen.
Und so kommt es, dass Pfeifers Traum vom eigenen Restaurant nun schneller in Erfüllung gegangen ist als gedacht. Denn die Zeit des Lockdowns nutzte der Verein leidlich, um aus der provisorischen Schankwirtschaft eine Gastwirtschaft zu machen. "Ohne Corona hätten wir das alles nicht so schnell realisieren können", sagt der Schriftführer Ralf Egerland und erzählt von neuen Installationen, neuen Böden, neu verputzten Wänden und sanierten Türen. Die Vorgaben des Denkmalschutzes wurden dabei stets eingehalten. Die historische Haselnussdecke im Obergeschoss ist sogar nicht nur erhalten, sondern auch durch eine Glasplatte sichtbar versiegelt.
Wie ein Phönix aus der Asche ist so aus der verfallenen Ruine ein schmuckes Gebäude entstanden: Weiß getüncht sind die Wände, groß die schönen Sprossenfenster, die von grünen Klappläden flankiert sind. Das Walmdach ist frisch eingedeckt, die Jahrhunderte alten Steinfliesen im Gang sind freigelegt. Auch die Schankstube mit ihrem grünen und Original-Kachelofen glänzt. Vor allem der Saal im Obergeschoss mit den herrlichen, von Hand gereinigten Holzverstrebungen ist ein Augenschmaus.
Apropos Schmaus: Eine hervorragende Köchin hat das Wirtshaus auch. In der nagelneuen Profiküche steht die Mama von Tatjana Pfeifer, die als ausgebildete Hauswirtschafterin die Schmankerl nur so aus dem Ärmel schüttelt: Vom saftigen Schweinsbraten bis hin zum Kuchen vom Blech! Alles hergestellt aus regionalen Produkten. Das Fleisch kommt vom Metzger in Kleinberghofen, das Gemüse von umliegenden Bauernhöfen, der Kaffee aus der Rösterei in Dachau, der Schnaps aus der Brennerei in Jetzendorf. Und das Bier von der kleinen aber sehr feinen Brauerei Maisach, die nach alter Tradition den Gerstensaft noch per Hand braut.
Fertig sind die Sanierungsarbeiten aber noch lange nicht. Es gibt es noch viel zu tun, in dem 251 Jahre alten Gebäude: So wird - und das schon demnächst - das noch leere Zimmerchen neben der Küche zur gemütlichen "Räuber-Kneißl-Stube". Und auch die Toiletten sowie weitere Räume unter dem Dach stehen noch auf dem Sanierungsplan: Anfragen von Gruppen, die hier malen, basteln, musizieren oder tagen wollen, liegen dem Verein schon vor. "Wir wollten ja hier kein Museum, sondern ein belebtes Gebäude, in dem unsere Bürger und auch Vereine wieder zusammenkommen können", sagt Harjung.
Vorerst ist das Wirtshaus "Zum Schuihaus" nur von Mittwoch bis Freitag von 17 bis 23 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 10 bis 23 Uhr geöffnet. Gesucht wird dringend noch Personal - jede Anfrage ist laut den Betreibern willkommen.