Entlastung für Straße und Schiene:Radschnellweg durch Karlsfeld

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An der viel befahrenen Münchner Straße in Karlsfeld ist für eine breite Fahrradtrasse kein Platz. (Foto: Toni Heigl)

1200 Pendler strampeln täglich die Münchner Straße entlang - für sie wäre eine vier Meter breite und kreuzungsfreie Trasse, wie sie der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum vorschlägt, ideal. Aber es fehlt der Platz dafür.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Die Münchner Straße in Karlsfeld ist der am stärksten befahrene Verkehrsweg im Landkreis Dachau. Das gilt nicht nur für die Autofahrer, sondern auch die Radler. Im Schnitt strampeln jeden Tag 1200 Leute die Münchner Straße entlang. Für viele Arbeitnehmer ist das Radl längst die attraktive Alternative zum alltäglichen Stau im Berufsverkehr. Auch wer in den Bus steigt, muss Geduld mitbringen. Karlsfelds Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU) hat einmal ausgerechnet, dass die örtlichen Busse - Stopps eingerechnet - im Schnitt 7,5 Kilometer in der Stunde fahren. Radler schaffen locker das doppelte Tempo. Allerdings auch nur dann, wenn sie nicht an jeder Ampel halten müssen.

Radschnellwege - breite, kreuzungsfreie Fahrradtrassen ohne starke Steigungen - könnten das Problem lösen. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München möchte mit der Landeshauptstadt München und den angrenzenden Landkreisen eine Pilotstrecke zwischen dem Münchner Stadtzentrum und dem Hochschulcampus in Garching bei München auf Machbarkeit überprüfen. 13 weitere Korridore werden umfassend untersucht - jeder davon zwischen elf und 25 Kilometer lang. Die Korridore sind radial auf die Landeshauptstadt ausgerichtet und liegen in der Nähe zu Schienenhaltepunkten und Siedlungsgebieten. Darunter ist auch eine Strecke von Dachau durch Karlsfeld nach München. "Aufgrund der ausgeprägten Pendlerbeziehungen zwischen der Landeshauptstadt und dem engeren Umland sind Radschnellwege für die Region München ideal", sagt Birgit Kastrup, Stadtplanerin beim Planungsverband. "Gerade zu Hauptverkehrszeiten entlasten die vier Meter breiten Trassen überfüllte Straßen und Züge." Eine Analyse des Planungsverbands zeigt, wie groß das Potenzial für eine solche Radschnellstrecke auch im Landkreis Dachau wäre. Mehr als 14 000 Berufspendler fahren jeden Tag durch Karlsfeld nach München, in die Gegenrichtung sind es mehr als 4300; von Dachau nach Karlsfeld sind es mehr als 9000, in die Gegenrichtung mehr als 2300, und auch der Ast nach Bergkirchen mit seinem großen Gewerbegebiet weist noch relevante Pendlerströme auf. Knapp 700 Leute am Tag pendeln ein, mehr als 1200 aus.

Peter Reiz, Mitglied im Landesvorstand des Radclubs ADFC, freut sich über das Vorhaben. "Das macht Sinn", sagt der Karlsfelder. "Aber es würde noch mehr Sinn machen, wenn der Radschnellweg direkt in die Münchner Innenstadt führen würde, wo es 150 000 Arbeitsplätze gibt." Bei Günter Rustler, dem Leiter der Karlsfelder Verkehrsbehörde, hält sich die Begeisterung jedoch in Grenzen. Karlsfeld bekommt den Radschnellweg schließlich nicht geschenkt. "Wir müssen das selber machen."

Aber wo sollte in Karlsfeld ein vier Meter breiter, kreuzungsfreier Radweg entlangführen? Das ist auch für den Verkehrsreferenten Bernd Wanka "eine hochspannende Frage". Man müsse mal sehen, welche Vorschläge die Planer vorlegen. "An der Münchner Straße kommen wir jedenfalls nicht ins Geschäft." Dort ist der bestehende Radweg wegen der zahlreichen Ein- und Ausfahrten alles andere als kreuzungsfrei, er ist heute schon der mit Abstand unfallträchtigste im Landkreis. Für einen Radschnellweg wäre er auch nicht breit genug. Käme nur noch eine parallele Strecke hinter dem Heizkraftwerk in Betracht.

Aber sobald das bebaute Gebiet wieder beginnt, ist völlig unklar, wie es weitergehen sollte. Und selbst wenn es klar wäre: "Wir müssten überall Grund erwerben", sagt Günter Rustler. Das kann nicht nur lange dauern, das kostet auch Nerven. Und Geld. Abhängig von der Lage der Trasse müssten dafür der Bund, der Freistaat, Landkreis oder die jeweilige Gemeinde aufkommen. Aber an der Bundesstraße 304 fehlt bekanntlich der Platz.

Rustler würde es daher begrüßen, wenn man erst mal die vielen Lücken im Radwegenetz schließen würde. Noch immer enden viele Radwege an Gemeindegrenzen. "Das Denken darf nicht an den kommunalen Grenzen aufhören", sagt Peter Reiz vom ADFC. "Wir brauchen gut ausgebaute Zubringer Richtung Schwabhausen und Indersdorf." Der Radschnellweg ist nicht nur ein Thema für Karlsfeld und Dachau. Verkehrsplanung funktioniert nur im Verbund. Dass das nicht einfach wird, ist allen klar, auch Peter Reiz. "Aber irgendwann muss man ja mal damit anfangen."

Auch wenn es noch keine Radschnellwege im Landkreis gibt, kommt man heute schon relativ schnell und sicher auf dem Rad nach München. Die entsprechenden Streckenverläufe kann man auf der Seite www.adfc-dachau.de/gruene-routen abrufen

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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