Schockanrufe:Wie man Telefonbetrug erkennt

Schockanrufe: Immer häufiger werden Angerufene über das Telefon betrogen - und um viel Geld gebracht.

Immer häufiger werden Angerufene über das Telefon betrogen - und um viel Geld gebracht.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Von Enkeltricks bis Gewinnspiel-Erfolg: Am Mittwochabend stellt ein Experte der Polizei die besten Strategien gegen manipulative Anrufe vor. Die sind zuletzt immer häufiger geworden.

Von Leonard Scharfenberg, Dachau

Oft sind die Anrufer in einer vermeintlichen Notsituation: Der Sohn sei festgenommen worden, es müsse sofort eine Kaution aufgebracht werden. Oder der plötzlich verletzte Enkel ruft an, er brauche dringend das Geld für eine kostspielige Operation. Solche Schockanrufe funktionieren gut. Denn in der akuten Sorge um einen Verwandten fragen sich viele Menschen nicht, wie plausibel die Geschichte wirklich ist.

Solche Telefon-Betrugsmaschen erleben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Das zeigen Zahlen des Bayerischen Landeskriminalamtes. 11 500 Fälle sind den bayerischen Behörden für das Jahr 2022 bekannt, 2018 waren es nur 50. Und die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Immer wieder würde den Betrügern etwas Neues einfallen, berichtet Matthias Kammerer von der Polizei Dachau.

Eine Zeit lang waren es die klassischen "Enkeltricks", dann habe gehäuft ein angeblicher "Microsoft-Support" angerufen. Auch Nachrichten von vermeintlichen Gewinnspielerfolgen hätten in den vergangenen Jahren Konjunktur gehabt. Jetzt seien wohl wieder die Schockanrufe im Trend - allerdings nicht nur von angeblichen Enkeln. Die Zielgruppe bleibt aber meist dieselbe: Menschen im Rentenalter. Sie seien oft einfacher über Telefonbücher zu finden, weniger technikaffin und nicht selten bereit, ihren Liebsten spontan viel Geld zukommen zu lassen, schätzt Kammerer.

Erst Ende Januar war es Betrügern in Schwabhausen gelungen, 3000 Euro von einer Frau zu erbeuten, indem sie sich über den Messengerdienst WhatsApp als ihre Tochter ausgaben, die einen Wasserschaden gehabt hätte.

Die Polizei würde nie Kautionen übers Telefon einfordern

Bei den Tätern handele es sich laut Kammerer oft um überregionale Banden, oft würden die Telefonate aus dem Ausland geführt. Vor Ort gebe es meistens einen sogenannten Abholer, der dafür zuständig ist, die Vermögenswerte der Betrogenen einzusammeln. Die Dachauer Polizei habe erst vergangene Woche einen solchen Abholer festnehmen können, berichtet Kammerer. Er hatte wohl versucht, 28 000 Euro von einer 78-Jährigen zu erbeuten. Die Geschichte: Ihre Tochter sei an einem Autounfall beteiligt und müsse eine Kaution zahlen, um nicht in Haft zu gelangen. Die Frau rief ihre Tochter daraufhin an. Die kontaktierte wiederum die Polizei, die den Täter bei der ausgemachten Geldübergabe überraschte.

Matthias Kammerer empfiehlt sich bei verdächtigen Anrufen genau so zu verhalten. Denn die Polizei würde nie übers Telefon Kautionen einfordern. Es lohne sich, die Verwandten, um die es in dem Anruf geht, noch einmal gesondert zu kontaktieren. Dann sei es wichtig, zur Polizei zu gehen. Auch der Versuch des Betrugs sei strafbar und könne zur Anzeige gebracht werden.

Weitere Fragen wird der Fürstenfeldbrucker Kriminalhauptkommissar Claus Schmied in einem Vortrag in Dachau beantworten. Am Mittwochabend spricht er über die Maschen der Telefonbetrüger und beantwortet Fragen. Der Verein "Behinderte & Freunde Stadt und Landkreis Dachau" hat den Abend organisiert. Der Eintritt ins Informations- und Begegnungszentrum in der Konrad-Adenauer-Straße 15 ist frei. Der Vortrag beginnt um 17.30 Uhr. Der Verein bittet um Voranmeldung unter der E-Mail-Adresse info@behinderteundfreunde.de oder per Telefon unter 0157/89193951.

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