Engagierte Eltern:Den Tomaten beim Wachsen zusehen

Engagierte Eltern: Aufwachsen und spielen in der Natur, das ist das Konzept des Trägervereins Spiel-Raum Obergrashof. Seit Jahren möchte das Team den Kindergarten ausbauen. Im Herbst könnte die Genehmigung kommen.

Aufwachsen und spielen in der Natur, das ist das Konzept des Trägervereins Spiel-Raum Obergrashof. Seit Jahren möchte das Team den Kindergarten ausbauen. Im Herbst könnte die Genehmigung kommen.

(Foto: Toni Heigl)

Der Naturkindergarten am Obergrashof möchte erweitern. Schon vom nächsten Jahr an könnte es Platz für 22 statt jetzt 14 Kinder geben, die am Rande Dachaus von kleinauf Landwirtschaft erleben

Von Petra Schafflik, Dachau

Bunte Gummistiefel stehen an der Garderobe aufgereiht, darüber Regenmäntel und Sonnenkäppis. Kleidung für jedes Wetter griffbereit zu haben ist wichtig für die 14 Buben und Mädchen, die den waldorforientierten Bauernhofkindergarten am Obergrashof besuchen. Denn das Säen, Pflegen und Ernten von Pflanzen, das Füttern, Ausmisten und Hegen von Tieren, der enge Kontakt zu Natur und ökologischer Landwirtschaft gehört in der 2011 gegründeten Einrichtung zum Alltag der Kinder. Ein Konzept, das bei vielen Eltern ankommt, das Interesse an den Betreuungsplätzen ist groß.

Umso mehr freuen sich Simon Zebhauser und Tom Girgnhuber vom Trägerverein Spiel-Raum Obergrashof, dass die seit Jahren verfolgten Ausbaupläne nun bald Realität werden könnten. Noch stehen letzte Entscheidungen in den kommunalpolitischen Gremien von München und Dachau aus. Doch wenn alles nach Plan läuft, so hoffen die Initiatoren, könnte auf dem Hofgelände ein Neubau mit Platz für dann 22 Kinder im Sommer 2019 stehen.

Überlegungen für ein eigenes Gebäude begleiten schon seit seiner Gründung den Bauernhofkindergarten Obergrashof, der dem landwirtschaftlichen Betrieb mit Gärtnerei und Tierhaltung direkt angegliedert ist. Bisher ist die Einrichtung in umgebauten Privaträumen auf dem Gutshof untergebracht und verfügt über eine zwar immer wieder verlängerte, aber doch befristete Betriebserlaubnis des Landratsamts. Trotzdem hat es viel Ausdauer der im Trägerverein engagierten Eltern gebraucht, um das Vorhaben voranzubringen. Das liegt an der Besonderheit der Situation: Das Gut Obergrashof liegt auf dem Gebiet der Stadt Dachau, Eigentümer des Hofs ist aber die Stadt München, bauen will der private Trägerverein.

Da lässt sich leicht nachvollziehen, dass vertragliche Regelungen zu finden und viele Absprachen zu treffen sind, bevor alle Beteiligten mitziehen. Von allen Seiten, gerade auch vom Dachauer Stadtrat, habe das Vorhaben große Unterstützung erfahren, betont Simon Zebhauser. Schon 2013 wurden die Baupläne des Vereins im Dachauer Bauausschuss genehmigt. Allein das ist keine Selbstverständlichkeit, weil das Hofgelände im Außenbereich liegt, wo nur der Landwirtschaft dienliche Projekte möglich sind. Doch die Stadträte waren sich damals einig, dass ein Bauernhofkindergarten schwerlich mitten in der Stadt liegen kann und gaben ihre Zustimmung. Auch der Bedarf an weiteren Betreuungsplätzen in Dachau ist im Rathaus unumstritten. "Aber unser Vorhaben ist eben kein Standardprojekt", sagt Girgnhuber. Denn das gesamte Hofgut gehört der Stadt München, so dass komplexe Vertragswerke auszuarbeiten waren.

Doch wenn im Herbst die zuständigen kommunalen Gremien in Dachau und München noch ein letztes Mal zustimmen, kann es schnell gehen. Der Verein ist vorbereitet, längst steht das Finanzierungskonzept mit Eigenmitteln, Spenden und zugesagten Krediten. Auch die Eltern wollen mit Hand anlegen beim Bau. In direkter Nachbarschaft zur Umweltstation, die der Verein Dachauer Moos am Rand des Hofguts unterhält, ist ein kleines Gebäude in Holzständerbauweise geplant mit Küche, Büro, Sanitärräumen und einem teilbaren Gruppenraum. Platz finden wird eine eingruppige Einrichtung mit dann 22 Kindern. "Wir wollen die familiäre Betreuung erhalten." Überschaubarkeit ist auch wichtig, damit der Kindergarten weiter harmonisch in den Wirtschaftsbetrieb des Hofguts integriert bleiben kann. Gerade die Nähe zur Natur und zur ökologischen Landwirtschaft ist ja der Kern der pädagogischen Arbeit.

Schließlich sollen die Kinder weiterhin hautnah erleben, wie Karotten und Tomaten wachsen, wie Brot gebacken und Schafe geschoren werden. Weil dieses Konzept auf ein wachsendes Bewusstsein für Umweltpädagogik trifft, müssen sich die Vereinsverantwortlichen um die Belegung der Betreuungsplätze keine Sorgen machen.

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