Energiewende:Wackeln im Sturm

Es ist nicht so, dass die Landkreisgemeinden keine Pläne für die Energiewende hätten. Aber funktionieren sie auch? Daran mehren sich die Zweifel. Die Freien Wähler fordern Konsequenzen.

Matthias Pöls

Bürgernah und dezentral, so lautet zusammengefasst das Konzept der Freien Wähler (FW) zur Energiewende. Vorgestellt hat es der Referent für Umwelt und Energie der FW-Landtagsfraktion, Gottfried Obermair, im Eisenhofener Gasthof Geschwendtner. In der anschließenden Diskussion am Dienstagabend mit etwa 30 Zuhörern schlug er einen landkreisweiten "Energienutzungsplan" vor. Die entscheidende Frage zum Thema des Abends "Regionale Energieoffensive" stellte Zuhörer Heinz Mielewsky: "Jeder bröselt für sich hin." Hier ein Windrad, dort eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, dass müsste im Landkreis gebündelt werden, forderte der Indersdorfer. Für Gottfried Obermair ist die Lösung ganz klar: Ein Energienutzungsplan, der von einem "kompetenten Büro" geleitet und in Kooperation mit Landräten und Bürgermeistern realisiert werde. Auf den kritischen Zwischenruf, das klappe ja schon bei der Windkraft nicht, konnte niemand eine richtig zufriedenstellende Antwort geben. Beim Schlagwort Windrad meldete sich Josef Gasteiger junior zu Wort. Der Landwirt aus Etzenhausen möchte auf einem Areal nördlich des Dachauer Stadtteils eine Windkraftanlage bauen - entgegen dem fast landkreisweiten Flächennutzungsplan. In erster Instanz bekam er vor kurzem vor dem Verwaltungsgericht Recht. "Sind die 900 Meter Abstand rechtlich haltbar", lautete seine Frage. Eine Münchner Rechtsanwaltskanzlei prüfe das gerade, antwortete Obermair und Erdwegs Bürgermeister Michael Reindl (FW) sagte: "Ob es rechtlich haltbar ist, ist die Frage der Zukunft." Denn das werde die 14 der 17 Gemeinden, die sich der gemeinsamen Planung angeschlossen haben, noch intensiver beschäftigen. Dabei drehte sich der Vortrag von Gottfried Obermair weniger um die Windkraft, sondern vielmehr um die prinzipielle Notwendigkeit der Energiewende durch den "sinnvollen" Atomausstieg. Angesichts der Widerstände bei konkreten Schritten hin zur Energiewende, scheint diese Überzeugungsarbeit notwendig. "Egal was ich heute noch mache, sofort habe ich eine Bürgerinitiative dagegen", so der Energieexperte. Natürlich seien die Änderungen in der Landschaft zu sehen, durch Windräder, Solarenergie-Anlagen und auch durch Stromtrassen, die gebaut werden müssten, damit der Anteil der regenerativen Energien an der Stromerzeugung, entsprechend den Regierungsvorgaben, steigen könne. Nur müssten die Menschen "ja nicht gleich mit dem Laken auf der Straße stehen", so Obermair, "sondern man solle auch mal schlucken". Uran, argumentierte er, liege ewig, während ein Windrad auch in 30 Jahren schnell wieder abgebaut sei. Allerdings gehöre zur Energiewende auch das Energiesparen. "Laut ADAC finden die Hälfte der Autofahrten auf Strecken unter fünf Kilometern statt", so Obermaier. Wege, die mit dem Fahrrad absolviert werden könnten. Auch in den eigenen vier Wänden gebe es mehr Möglichkeit als Energiesparlampen. Es müsse allgemein sinnvoller mit der knappen und teuren Ressource Energie umgegangen werden. Dezentral und bürgernah, bedeutet nämlich auch: vor der eigenen Tür und im eigenen Haus.

Energiewende: Geflügelzüchter Willi Müller hat in Lohfeld sein Windrad schon vor zehn Jahren aufgestellt und erwirtschaftet damit rund 1000 Kilowattstunden im Jahr. Es ist eine der ersten Windkraftanlagen im Landkreis.

Geflügelzüchter Willi Müller hat in Lohfeld sein Windrad schon vor zehn Jahren aufgestellt und erwirtschaftet damit rund 1000 Kilowattstunden im Jahr. Es ist eine der ersten Windkraftanlagen im Landkreis.

(Foto: joergensen)
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