Energiewende in Dachau:Wenn der Wind Rendite bringt

Der AK Windenergie hat sich informiert und kann Gemeinden nun unterstützen, wenn sie ein Windrad errichten wollen

"Ohne Windräder auch hier im Süden ist die Energiewende nicht zu schaffen." Da ist sich Ulrich Rauhut, der Sprecher der Röhrmooser Grünen, sicher, deshalb hat er den Arbeitskreis (AK) Windenergie im Landkreis Dachau initiiert. Zusammen mit Gemeinde- und Kreisräten aus allen Kommunen, Interessierten und Landrat Stefan Löwl (CSU) ist er Fragen auf den Grund gegangen, wie: Verhindert die 10-H-Regel Windräder? Oder wie kann man so ein Projekt realisieren, um die Windenergie im Landkreis voranzubringen?

"Technisch sind alle einschlägigen Probleme beherrschbar", erklärt Löwl. Wichtig sei jedoch der Planungswille der Gemeinden. Hinzukommen müsse ein positives Artenschutzgutachten, die Wirtschaftlichkeit und die Bereitschaft des Grundbesitzers. Auch wenn viele die 10-H-Regel dafür verantwortlich machen, dass in Bayern in Sachen Windenergie wenig vorwärtsgeht, will Löwl an ihr festhalten. Sie besagt, dass Windräder, wenn sie weniger als 2,5 Kilometer Abstand zu Wohnsiedlungen haben, von der Gemeinde via Bauleitplanung genehmigt werden müssen. Standorte mit so viel Abstand gibt es aber im dicht besiedelten Landkreis Dachau nicht. Trotzdem ist Löwl überzeugt: "Windkraftpläne scheitern wegen Rotmilan und Co. oder dem Bürgerwillen, und nicht wegen der 10-H-Regel." Andererseits, so der AK Windenergie, schiebe die Regel Bürgermeistern und Gemeinderäten den Schwarzen Peter zu, weshalb sie oft vor Windkraftprojekten zurückschreckten. Hinzu komme, dass viele Mandatsträger den Aufwand und das finanzielle Risiko scheuten. Bürgermeister Erwin Karg aus der Windradgemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg berichtete dem AK Windenergie, dass seine Gemeinde 600 000 Euro für Planungs- und Genehmigungsverfahren vorfinanziert habe. Doch das muss nicht sein: Man kann das Projekt auch einem Projektierer übergeben. "Wir finanzieren das komplette Planungs- und Antragsverfahren auf eigenes Risiko vor und übernehmen alle Arbeiten, von der Standortsuche und -sicherung bis zum immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsantrag", erklärt Annette Gärtner von GP Joule, einem Projektierer aus der Nähe von Augsburg. Erst wenn das Projekt genehmigt ist, wird es von einer zu gründenden Bürgergesellschaft übernommen. Auf Wunsch finanziert GP Joule sogar den kompletten Bau vor.

Zur endgültigen Finanzierung gründet GP Joule eine GmbH & Co. KG und übernimmt deren Geschäftsführung. An dieser Gesellschaft können sich die Bürger beteiligen, ebenso die Gemeinde oder Unternehmen. In Fuchstal seien drei weitere Windräder geplant, dafür gebe es bereits 500 Interessenten, so Karg. Die Rendite habe in Spitzenjahren schon gut neun Prozent betragen - wesentlich mehr als bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Die Gemeinde profitiere von jedem Windrad mit 12 000 Euro Gewerbesteuer pro Jahr. Und die Grundbesitzer könnten sich über eine Pacht um die 20 000 Euro pro Jahr freuen. Wichtig sei es jedoch, die Bürger frühzeitig zu informieren und sie mitzunehmen, empfahl Karg.

Beim Artenschutz geht es um Fledermäuse und geschützte Vogelarten. Fledermäuse könnten durch Überwachung ihrer Ultraschallsignale und automatische Abschaltung des Windrads relativ gut geschützt werden, hat der AK Windenergie herausgefunden. Geschützte Vogelarten müssten jedoch von März bis Ende August nach vorgegebenen Kriterien durch qualifizierte Büros beobachtet werden. Vögel lassen sich ebenfalls durch Abschaltalgorithmen und Lenkungsmaßnahmen schützen, künftig wohl auch durch Vogelerkennungssysteme. Wichtig für die Artenschutzprüfung sei ein Gutachterbüro, das mit dem Landratsamt und Gebietskennern zusammenarbeitet. "Die meisten Projekte scheitern nicht an den Behörden, sondern an spitzfindigen Argumenten der Gegner", weiß Klaus Albrecht vom Gutachterbüro Anuva. Windräder können nach Maßgabe des Bayerischen Landesamts für Umwelt nur genehmigt werden, wenn sie den Erhalt geschützter Vogelarten nicht gefährden. Aber auch klimafreundliche Energieerzeugung trage zum Artenschutz bei, so der AK Windenergie.

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