Energiewende im Landkreis:Mit der Kraft der Sonne

Phoenix Solar mit Sitz in Sulzemoos beschäftigt mehr als 400 Mitarbeiter. Das Unternehmen für Photovoltaikanlagen ist nicht nur im Landkreis, sondern weltweit aktiv.

Gregor Schiegl

Im Erdgeschoss kann man noch das Kreuzdeckengewölbe des alten Wirtschaftsgebäudes von Schloss Sulzemoos sehen. Oben im ersten Stock liegt das Büro von Andreas Hänel. Es ist hell und freundlich, die Sonne scheint durch die Glasfront des offenen Dachstuhls. Man kann den hübschen Kirchturm von Sulzemoos sehen und auch das altehrwürdige Gemäuer von Schloss Sulzemoos. Tolle Aussichten.

Energiewende im Landkreis: Andreas Hänel ist Vorstandsvorsitzender Firma Phoenix Solar aus Sulzemoos. Er setzt auf Sonnenstrom.

Andreas Hänel ist Vorstandsvorsitzender Firma Phoenix Solar aus Sulzemoos. Er setzt auf Sonnenstrom.

(Foto: Toni Heigl)

Andreas Hänel macht ein finsteres Gesicht. "Mir ist überhaupt nicht zum Feiern zumute", sagt der Vorstandsvorsitzende des Photovoltaik-Systemhauses Phoenix Solar. Tolle Aussichten? Von wegen. Aber war da nicht was? Die berühmte Energiewende, der 180-Grad-Schwenk der Bundesregierung weg vom Atom hin zu den erneuerbaren Energien?

Bundesumweltminister Norbert Röttgen hatte nicht weniger verkündet als eine "technologische Revolution" im Industrieland Deutschland. Das Goldene Zeitalter der erneuerbaren Energien. So jedenfalls hatte sich das angehört. "Aber es geht kein Ruck durch Deutschland", beklagt Hänel. Die Rahmenbedingungen für den Bau neuer Photovoltaikanlagen hätten sich eher verschlechtert. Die Zahlen: deutlich rückläufig. "Phoenix Solar und die gesamte Solarbranche sind nicht die Gewinner dieser Energiewende."

Vor elf Jahren hat Phoenix Solar angefangen als kleine Initiative für Solarenergie. Inzwischen ist es ein börsennotiertes Photovoltaik-Systemhaus. Im vergangenen Jahr erzielte es einen Umsatz von 636 Millionen Euro und einen Gewinn vor Steuern von 36,4 Millionen Euro. Mit ziemlicher Sicherheit ist Phoenix Solar größter Gewerbesteuerzahler in der 2700-Seelen-Gemeinde Sulzemoos.

345 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen allein in Deutschland, weltweit sind es über mehr als 400. Am Eingang des Schlosshofs steht ein Containerdorf für 100 Mitarbeiter. "Allmählich stoßen wir hier an die Grenzen unserer Kapazitäten" sagt Hänel. "Die Entwicklung in dieser Branche war so dynamisch, dass es alle überrascht hat - auch mich."

Erst jüngst hat das Unternehmen den Vertrag für zwei Solarparks in Thailand unterzeichnet, 67.000 Module, Spitzenleistung 16 Megawatt. Die Jahresleistung würde reichen, um dort 10.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. In Abu Dhabi ist Phoenix Solar in der zweiten Ausschreibungsrunde um ein gigantisches Solarprojekt mit 100 Megawatt, Auftragsvolumen eine Viertelmilliarde. Nicht dass die Scheichs jetzt ihr grünes Gewissen entdeckt hätten: Aber jedes Barrel Öl, das sie nicht selbst verbrauchen, können sie gewinnbringend auf den Weltmarkt werfen.

So schlecht geht es Phoenix Solar also nicht, und Hänel ist sich sicher, dass am Ende des großen Konsolidierungsprozesses etwa zehn globale Akteure übrig bleiben werden. Einer davon: Phoenix Solar. Aber das Geschäft verlagert sich immer mehr weg von Deutschland und dem Rest Europas. Der Bürgermeister von Emmering habe einen Acker, der kaum Erträge bringt.

Die Gewinnmargen sinken

Eine Anlage wollte er errichten, wie Phoenix Solar sie auch in Sulzemoos oder Haimhausen aufgestellt hat. Aber Freiflächenphotovoltaikanlagen auf Ackerflächen dürfen nicht mehr genehmigt werden. Der Bund hat den Kommunen die Entscheidung aus der Hand genommen. Große Projekte lassen sich kaum mehr umsetzen. Folge: "Der Druck auf die Hersteller wächst, die Margen werden geringer."

Glaubt man Andreas Hänel, wäre es "gar kein Problem", bis 2030 nicht nur aus der Atomenergie aus-, sondern auch komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen. "Wenn es von der Politik gewünscht ist, könnten wir jedes Jahr ein Atomkraftwerk ersetzen - allein durch Photovoltaikanlagen." Der Rest ließe sich über Windkraft, Biogasanlagen und übergangsweise Gaskraftwerke regeln.

In wenigen Jahren werde Photovoltaik konkurrenzfähig mit konventionell erzeugtem Strom. Die gesetzliche Einspeisevergütung brauche man lediglich noch "als Marktanreiz", um die Entwicklung zu beschleunigen. Stattdessen werde sie immer weiter abgesenkt. "Die Politik steht auf der Bremse."

Wenn sie wenigstens gleichmäßig bremsen würde. Fünfmal sei in zwei Jahren an der Einspeisevergütung herumgeschraubt worden; in Berlin gingen die Diskussionen jetzt schon wieder los. "Wir haben keine Planungssicherheit." Energiewende geht anders.

Im Kleinen hat Hänel sie schon fast geschafft. 400.000 Kilowattstunden erzeugt Phoenix Solar mit einer Beteiligung an einer Photovoltaikanlage in der Region, den Rest des Stroms bezieht Phoenix Solar von EWS Schönau, einem Ökostromanbieter. Vor der Tür steht ein japanischer Kleinwagen.

Er fährt fast lautlos. Hänels Dienstwagen und rollendes PR-Mobil ist ein Elektroauto. Auch die übrigen Vorstände fahren CO2-sparend, wofür es von der Deutschen Umwelthilfe jüngst eine Auszeichnung gab. "Wir sind auf dem Weg zu einem CO2-neutralen Unternehmen", sagt Andreas Hänel. Und er hat es eilig.

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