Ende der Ära Christmann:Epochenwechsel

Bei seiner Verabschiedung mit vielen Gästen im Dachauer Schloss wird das Wirken Hansjörg Christmanns nach einer 37-jährigen Amtszeit als Landrat von allen Rednern gebührend gewürdigt.

Von Robert Stocker

"Eine Ära geht zu Ende, die ihresgleichen sucht": Mit diesen Worten hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann das Wirken von Landrat Hansjörg Christmann gewürdigt, der nach 37-jähriger Amtszeit in den Ruhestand geht. Etwa 350 Gäste aus Politik und Wirtschaft nahmen an der großen Feier für den scheidenden Landrat im Renaissance-Saal des Dachauer Schlosses teil. Christmann, der von seiner Frau Astrid sowie den Töchtern Veronika und Konstanze begleitet wurde, war von der Feier sichtlich bewegt. Sämtliche Redner würdigten ihn als einen Mann, der für den Landkreis Außerordentliches geleistet hat. Landrat, sagte Christmann in seinem Schlusswort, sei für ihn "einer der schönsten Berufe der Welt". "Vergelt's Gott", rief er am Ende seines Schlussworts den Gästen zu, die sich mit einem musikalischen Flashmob und Standing Ovations vom dienstältesten Landrats Bayerns verabschiedeten.

Fast alle Reden zu Ehren des scheidenden Landrats hatten eine sehr persönliche Note. Unter den Gästen befanden sich neben Innenminister Herrmann, Regierungspräsident Christoph Hillenbrand, den drei Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis, dem früheren Landtagsabgedordneten Blasius Thätter, Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel und Bezirkstagspräsident Josef Mederer viele langjährige Weggefährten und Freunde Christmanns sowie Kreistagsmitglieder aus seiner gesamten Amtszeit. Den offiziellen Teil eröffneten die stellvertretende Landrätin Eva Rehm und Sparkassenvorstand Hermann Krenn mit einem unterhaltsamen Dialog. Er machte die beiden wichtigsten Bereiche Christmanns deutlich: die Kommunalpolitik und die Finanzwirtschaft. Der Landrat war über seine gesamte Amtszeit hinweg Verwaltungsratschef der Dachauer Sparkasse. 16 Jahre lang war er ehrenamtlicher Präsident der bayerischen Sparkassen, außerdem gehörte er dem Verwaltungsrat der Bayerischen Landesbank an.

Für Theo Zellner, geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbandes Bayern, gibt es einen "unauslöschlichen Zusammenhang" zwischen Sparkassen und Kommunen. Für diese Verbindung sei aber menschliches Leben nötig. "Dafür steht Christmann", sagte Zellner. Er sei immer unaufgeregt, kompromissbereit und repräsentativ gewesen. Es habe zu seinem Profil gehört, Kastanien aus dem Feuer zu holen. "Er konnte be- und entschleunigen, war ein Vermittler und Diplomat. Heute sei die Sparkasse Dachau eine der führenden in ganz Bayern. Im vergangenen Jahr habe sie das beste Betriebsergebnis von allen 71 Sparkassen erzielt. Vor sieben Jahren erhielt Christmann die bayerische Sparkassennadel in Gold, "eine Auszeichnung, die nicht so schnell vergeben wird", merkte Zellner an. Als Abschiedsgeschenk überreichte er dem Landrat einen Löwen: "Der steht für überbordende Lebensenergie."

Mit "Glückauf, lieber Girgl" verabschiedete sich Bürgermeisterobmann Konrad Wagner vom Landrat. Wagner würdigte die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden, bei denen jetzt leise Wehmut mitschwinge. Christmann sei ein engagierter Landrat gewesen und habe sich dem Amt mit Haut und Haaren verschrieben. "Er wollte etwas bewegen, und das ist nicht nur so dahin gesagt." In seiner Amtszeit habe es im Landkreis einen Entwicklungsschub par excellence gegeben. Die guten Wahlergebnisse seien eine Anerkennung für seine Arbeit gewesen. Auch Oberbürgermeister Peter Bürgel ging auf das gute Verhältnis zwischen Stadt und Landkreis ein. "In anderen Landkreisen ist das keine Selbstverständlichkeit." Seit Jahren sei er mit Christmann eng verbunden. Seine Politik hinterlasse deutliche Spuren, etwa im Kunstbereich. Daneben habe er die Bedeutung der Versöhnungspolitik erkannt. Bürgel: "Gut, dass Du 37 Jahre lang Landrat warst."

Innenminister Joachim Herrmann kam von einer Sitzung des Ministerrats mit etwas Verspätung ins Dachauer Schloss. "Ich habe von Ministerpräsident Seehofer die Erlaubnis bekommen, die Sitzung früher zu verlassen, um beizeiten hier zu sein", merkte Herrmann zur Bedeutung der Feier an. Christmann hat dem Innenminister zufolge den Landkreis weit vorangebracht. "Jeder hat seine Leidenschaft gespürt." Sein Ziel sei es gewesen, den Landkreis zukunftsfähig zu machen. Als Schwerpunkte von Christmanns Arbeit nannte Herrmann die Bildungs- und Wirtschaftspolitik. In dieser Hinsicht stehe der Landkreis Dachau "supergut" da und sei unter den 388 Landkreisen unter den Top 30. "Da würden sich andere die Finger abschlecken", sagte Herrmann. Die eigentliche Ehrung in der Demokratie sei eine Wiederwahl mit guten Ergebnissen. Darauf könne Christmann stolz sein. Sein Nachfolger trete e in großes Erbe an, doch der Landkreis sei in besten Händen gewesen.

Christmann sagte am Schluss, dass Landrat einer der schönsten Berufe sei. Man spüre nicht die Kälte in der obersten Ebene, habe aber auch nicht mit den Niederungen des Alltags zu tun. Man sei eben mittendrin. Die Frage, warum er so lange Landrat geblieben sei, beantwortete er so: "Lieber Erster in der Provinz als einer unter vielen in Rom." Außerdem zitierte er Franz Josef Strauß: " Man muss dem Bürger aufs Maul schauen, aber darf ihm nicht nach dem Munde reden."

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