Süddeutsche Zeitung

Einweihungsfeier:Alles neu für die Jugend

Hebertshausen hat das erste Jugendzentrum im Landkreis, das nicht in einem Altbau, Container oder Bauwagen untergebracht ist. Die Gemeinde hat 600 000 Euro dafür investiert. Die Teenager haben es jetzt mit einer Party eingeweiht

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Kaum sind die Festreden verklungen, drängen sich schon die ersten Burschen am Kicker und lassen den Ball rollen. Einige ältere Jugendliche warten vor dem Gebäude, bis das neue Jugendzentrum (JUZ) nach der offiziellen Einweihungsfeier mit kirchlichem Segen und Besichtigungstour interessierter Bürger endlich ganz ihnen gehört. Dann nämlich, eine glitzernd an der Decke rotierende Discokugel lässt es ahnen, wird die Dorfjugend das JUZ mit einer Party aktiv in Beschlag nehmen. Ganz im Sinn von Bürgermeister Richard Reischl (CSU) der bei der Feier vor Vertretern der Kommunalpolitik wie auch zahlreichen Hebertshausenern betonte: "Das ist das schönste Kompliment, wenn die Jugend das Haus jetzt auch besucht und intensiv nutzt".

Mit dem neuen Jugendzentrum, das mit einer Investitionssumme von 600 000 Euro errichtet worden ist, beschreitet die Gemeinde durchaus neue Wege. Denn das Gebäude, das in nur wenigen Monaten neben den Tennisplätzen am Sportgelände Hebertshausen errichtet wurde, ist wohl das erste JUZ im Landkreis, das als Neubau entstanden ist. "Ein Meilenstein, der zeigt, welch hohen Stellenwert die Jugend in unserer Gemeinde hat", betonte Reischl. Andernorts sind Räume für junge Leute oft in umgebauten Altbauten, Bauwägen oder Containern untergebracht. Auch in Hebertshausen nutzte die Jugend bis 2015 das ehemalige Feuerwehrhaus, das dann aber einem Kita-Neubau weichen musste. Statt einer raschen Alternative, wie sie der Gemeinderat den jungen Leuten damals versprochen hatte, folgte ein Umzug von Provisorium zu Provisorium. "Wir haben euch ein Nomadenleben zugemutet", räumte der Rathauschef ein, der sich für die Geduld bedankte. Doch das Warten habe sich gelohnt, sagte Jugendreferentin Elke Fiedel (CSU). Denn der Neubau bietet deutlich mehr Optionen, als ein klassisches Jugendzentrum: Natürlich gibt es einen Raum mit Kicker, gemütlicher Couch zum Fläzen, Zockerecke und einer bunten Theke im Vintagelook. Es gibt aber auch noch ein Zimmer mit bequemen Sesseln für kleine Runden und intensive Gespräche. All Bereiche haben einige engagierte Jugendliche gemeinsam mit den Jugendpflegern Marco Neumeier und Max Biebel in den vergangenen vier Wochen im Eiltempo eingerichtet, mit Farbe und Licht kreativ gestaltet und einladend dekoriert.

Umgesetzt wurden so mit viel Elan die meisten Ideen, die von Jugendlichen selbst bei einer Versammlung zusammengetragen worden waren, erklärte Gemeindejugendpfleger Neumeier. Auch witzige, ungewöhnliche Details haben die jungen Leute realisiert. So umspannen nun blau-leuchtende LED-Lichtbänder die Türrahmen, professionell wirkende Graffitis zieren die zuvor weißen Wände und ein Stück grasgrüner Kunstrasen prangt in der Fernsehecke, wo künftig vermutlich so manches Fußballmatch geschaut oder auch selbst per Playstation gespielt wird. Und es ist genau dieser schon sehr einladend gestaltete Bereich, wo nun am Dienstag 17 Uhr offiziell die gemeindliche Jugendarbeit starten wird mit der ersten von wöchentlich vier Öffnungszeiten für jüngere und ältere Jugendliche, für Mädchen und Burschen, an insgesamt drei Tagen pro Woche. Zusätzlich, und das ist neu, wird das JUZ zu bestimmten Zeiten voraussichtlich am Sonntag von Jugendlichen selbstverantwortlich verwaltet werden, natürlich immer mit den Profis der gemeindlichen Jugendarbeit im Hintergrund. "Uns ist wichtig, dass sich die Jugendlichen hier frei fühlen können, das Haus auch in Eigenverantwortung leiten", so Bürgermeister Reischl. "Eine Herausforderung und Chance", sagt Albert Schröttle vom Zweckverband Jugend, dem Träger der gemeindlichen Jugendarbeit in Hebertshausen.

Als weitere Besonderheit gibt es im JUZ Hebertshausen neben dem klassischen "Jugendzentrum" einen separat zugänglichen Kulturraum. Dort sollen unterschiedlichste Angebote stattfinden, vom Kinoabend bis zur Musikveranstaltung ist alles denkbar, auch kann der Raum für private Feiern und Partys gemietet werden. Was das konkrete Programm angeht, ist die Kreativität der Jugend gefragt.

Dieser Kulturraum, der als Extra die Nutzungsmöglichkeiten des JUZ enorm steigert, ist auch für die lange Planungszeit verantwortlich. Denn dieser Trakt war Voraussetzung für eine finanzielle Förderung in Höhe von 160 000 Euro durch den regionalen Entwicklungsverein Dachau Agil. Das machte aber auch eine Umplanung des ursprünglich schlichteren Konzepts nötig. Denn als Vorsitzender von Dachau Agil wünschte sich der Pfaffenhofener Bürgermeister Helmut Zech (CSU), dass im digitalen Zeitalter das Jugendzentrum sich zu einem Ort entwickle, wo die jungen Besucher nicht nur ins Smartphone schauen, "sondern wo persönliche Begegnung stattfindet und wo man miteinander redet."

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Quelle:
SZ vom 19.11.2019
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