Einschreibung für Kurse in Altomünster:Europäische Harmonisierung

Markus Kreuls internationaler Workshop will allen Menschen die Teilhabe an Musik ermöglichen

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Preisfrage: Wo treffen sich renommierte Sänger, Solisten und Musikprofessoren in den Osterferien? Antwort: In Altomünster, beim elften Europäischen Musikworkshop (EUMWA). Dort unterrichten sie 55 junge Menschen aus der Region, ja aus fast ganz Europa und darüber hinaus, die seit dem vergangenen Samstag für eine Woche in der Marktgemeinde zu Gast sind. Warum aber zieht es Dozenten und ihre Schüler Jahr für Jahr hierher? Pianist Markus Kreul, künstlerischer Leiter des EUMWA, erklärt das so: "Klassische Musik steht niemals losgelöst für sich alleine. Wir wollen die Parallelen zu heute verständlich und fühlbar machen, denn diese Werke sind zeitlos und haben eine ungebrochene Bedeutung. Für ihn ist der EUMWA "eine Woche lang gelebtes grenzenloses Europa in einem kleinen Ort". Doch der ausgewiesene Schumann-Fan und -Experte will heuer mit dem Schwerpunkt "Community Music" auch neue Wege gehen. "Das ist genau das, was beim EUMWA noch gefehlt hat, sagt er. Denn "bislang kommen zu uns junge Menschen, die bereits Erfahrung mit Musik haben. Aber was ist mit denen, die - aus welchen Gründen auch immer - gar kein Instrument spielen können?"

Deshalb gibt es einen Schnupperkurs mit Phil Mullen in dieser speziellen Form der Improvisation. Das hierzulande noch viel zu wenig bekannte Konzept der Community Music will jedem Menschen die Teilhabe an Musik ermöglichen, ganz egal, welchen kulturellen und sozialen Hintergrund er hat. So verspricht der Workshop am Freitag, 21. April, von 10 bis 13 Uhr in der Schule Altomünster, Faberweg 15, spannende Erfahrungen. Teilnehmen können, ob mit oder ohne eigenes Instrument "alle zwischen sieben und siebenundsiebzig (und darüber hinaus), denn diese Musik macht jedem Spaß", sagt Kreul.

Für diesen Workshop sollte man sich unter www.eumwa.de anmelden. Phil Mullen ist einer der bekanntesten Dozenten für Improvisation in der Musik. Er hat schon im vergangenen Jahr die EUMWA-Teilnehmer begeistert. Das ist auch dieses Jahr so. Bereits lange vor Unterrichtsbeginn warten die ersten neugierigen Schüler vor den Räumen in der für eine Woche zum musikalischen Zentrum umfunktionierten Schule. Sie studieren die Unterrichtspläne, freuen sich, Bekannte aus dem vergangenen Jahr wiederzutreffen - und schwärmen von dem guten Essen, das sie am Mittag erwartet. Das ist auch den Dozenten hochwillkommen. Wie beispielsweise der Finnin Sonja Korkeala. Sie ist Geigerin, Professorin für Violine an der Hochschule für Musik in München, Primaria des Rodin-Quartetts und künstlerische Leiterin des Kimito Island Music Festivals in Finnland. "Das ist so wichtig. Gutes Essen ist auch ein Zeichen der Anerkennung für unsere Arbeit."

Auch die übrigen Dozenten wissen die besondere Atmosphäre zu schätzen. "Es ist wunderbar, die Begeisterung der Teilnehmer zu erleben", sagt Cellist Guido Schiefen. Wenn er selbst zu seinem Instrument greift, scheint er geradezu mit dem Cello zu verwachsen. Sein empathisches Spiel begeistert Zuhörer weltweit. Sein Kollege Norbert Kaiser ist Professor für Klarinette an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, ein bekannter Solist und ausgewiesener Experte für die Musik Max Regers und dessen Zeitgenossen.

Auch Flötist Raphael Gärtig kommt immer wieder gerne zum EUMWA. Er hat sich nicht auf ein musikalisches Genre festgelegt. Gärtig arbeitet ebenso erfolgreich mit dem australischen Filmkomponisten und Fagottisten George Dreyfuß zusammen wie mit Spezialisten für Alte Musik. Der Tenor Dominik Wortig ist auf Opern- und Konzertbühnen zu Hause. Er ist zugleich Professor am Leopold-Mozart-Zentrum für Musik der Universität Augsburg und ein begehrter Dozent. Sieben Sänger haben sich für seine Kurse angemeldet, darunter auch zwei, die bereits im Jugendchor der Bayerischen Staatsoper in München viel Bühnenerfahrung gesammelt haben. Markus Kreul und Linde Dietl sind für die Klavierkurse zuständig. Linde Dietl leitet Kammermusik- und Meisterkurse und ist Jurorin bei zahlreichen Wettbewerben. Der in Altomünster beheimatete Markus Kreul hat vor elf Jahren den EUMWA ins Leben gerufen. Um alle Teilnehmer kümmert sich ein Team von ehrenamtlichen Helfern. Es sorgt für die Unterkunft und die Mahlzeiten von Studenten und Absolventen von Musikhochschulen, von Instrumentalpädagogen, von hochbegabten Musikschülern und ambitionierten Laien. Die Dozenten erarbeiten mit ihnen in der Master Class in intensivem Einzel- und Gruppenunterricht Werke der Kammermusik. Seit Dienstag können Kinder und Jugendliche, die "die Grundfertigkeiten ihres Instruments beherrschen", wie es in der Ankündigung heißt, in Workshops neue Erfahrungen mit Kammermusik und Ensemblespiel machen. Der EUMWA ist aber keineswegs eine geschlossene Veranstaltung. Jeden Abend gibt es ein Konzert in Altomünster, am Mittwochabend fand das große Meisterkonzert im Dachauer Schloss statt.

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