"Einmalige Chance, etwas Schönes zu gestalten":Naturraum statt Wildnis

Petershausen will die Glonninsel mitten im Ort zu einer Erholungslandschaft umgestalten. In die Planung sollen auch Wünsche der Bürger einfließen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Träge fließt die Glonn in ihrem tiefen Flussbett dahin, das steile Ufer ist von Brennnesseln, Springkraut und dichten Büschen überwuchert. Was sich jetzt noch als Wildnis präsentiert, soll bald einladende Erholungslandschaft werden. Denn die Gemeinde plant, die Glonn-Insel als dorfnahen Naturraum zu öffnen. Das Projekt, mit dem ein lang gehegter Wunsch der Bürger in Erfüllung geht, wird jetzt als Teil des städtebaulichen Entwicklungskonzepts realisiert. Doch bevor Bagger anrollen, gilt es behördliche Vorgaben, Interessen von Anliegern, Vereinen und Bürgern in einer Planung zusammenzuführen. Ein erster Entwurf, den Landschaftsplaner Roland Krämer jetzt in einer Bürgerversammlung präsentierte, erhielt viel Zustimmung, aber auch konkrete Anregungen. Die sollen jetzt eingearbeitet werden, bevor der Gemeinderat kommende Woche über das Konzept abstimmt.

Die groben Züge einer Erholungslandschaft mitten im Dorf stehen lange fest: Auf der kleinen Insel, die Mühlbach und Glonn am südlichen Ortseingang umschließen, soll ein Rundweg künftig zum Spazieren einladen. Im Areal hinter der Schule will man das Ufer abflachen und aufweiten, um den Wasserlauf vor allem für Kinder stärker erlebbar zu machen. Tatsächlich setzen aber behördliche Vorgaben wie auch Naturphänomene der Planung enge Grenzen, wie Planer Krämer erläuterte. Die Erholungslandschaft soll entstehen, ohne dass weitreichend in Uferbewuchs und Flussbett eingegriffen wird. Deshalb wird als Kernstück des Erholungsgeländes zwar ein Areal am Fluss flacher gestaltet, doch wird diese künstliche Kiesbucht trocken bleiben und nur den Zugang zur Glonn erleichtern. Der Grund: Der Wasserstand im Fluss wie auch die Fließgeschwindigkeit sind niedrig, eine echte Bucht im Wasser lässt sich deshalb nicht anlegen, so der Planer.

Im weiteren Verlauf führt der Rundweg mit einem kurzen Abstecher auch in die Nähe der Fischtreppe, die am neuen Kraftwerk angelegt wurde. Buschwerk wird Spaziergänger zwar daran hindern, direkt ans Wasser zu gelangen. "Aber Fische sind scheu", sorgte sich ein Sprecher des Fischervereins. Allerdings musste er sich von einem fachkundigen Bürger sagen lassen, dass Fische "nicht schreckhaft sind und sich von ein paar Besuchern bestimmt nicht stören lassen." Auch bei weiteren Aspekten zeigten sich unterschiedliche Interessen: Ein Bürger appellierte, Kinder stärker eigenverantwortlich in der Natur spielen zu lassen. Um dafür auch Herausforderungen zu schaffen, wünscht er sich am abgeflachten Ufer zusätzlich zu den geplanten Trittsteinen zum Queren der Furt auch weiter voneinander entfernte "Springsteine für die Mutigeren". Kleine Missgeschicke sollten Eltern in Kauf nehmen. "Kinder brauchen Abenteuer und so viel Natur wie möglich." Weil das Areal aber offen an die Schule angrenzt, plädiert Schulleiterin Ulrike Schneider-Güll für ein möglichst übersichtlich gestaltetes Ufer "wegen unserer Aufsichtspflicht." Sorgen machen sich Bürger, dass die flache Uferzone zur Partymeile der Dorfjugend verkommen könnte. "Da sammelt sich dann Müll im Wasser." Tatsächlich sei es sinnvoll, den jungen Leuten Freiräume abseits der Wohnsiedlungen anzubieten, erklärte Bürgermeister Marcel Fath (FW). Und dass eine Erholungsfläche an der Glonn intensiver gepflegt und gereinigt werden müsse als die aktuelle Wildnis, sei absehbar. Diskutiert wurde auch, ob statt des geplanten neuen Fußwegs im westlichen Bereich der vorhandene Grünweg von Kraftwerksbesitzer Schuhbauer genutzt werden könnte. "Wenn ein Weg da ist, muss man nicht neu bauen", schlug der Eigentümer vor. Auch wenn im Detail noch Klärungsbedarf besteht, scheint die große Linie zu überzeugen. Zumindest der ehemalige SPD-Gemeinderat und engagierte Naturfreund Eduard Meßthaler war voll des Lobs. "Das ist eine einmalige Chance, etwas Schönes zu gestalten."

Für Planer Krämer gilt es nun, die vorgetragenen Wünsche und Vorgaben noch ins Konzept einfließen zu lassen. "Ein Spagat." Immerhin eine wichtige Aufgabe ist bereits zur Zufriedenheit erledigt: Das vom slowenischen Künstler Marko Pogacnik geschaffene Flurdenkmal, ein Granit-Findling mit eingemeißeltem Kosmogramm, wird im Uferbereich vor dem Kraftwerk wieder einen passenden Platz finden. Weil der Stein, einer von mehreren sogenannten geomantischen Punkten im Dorf, wegen des Kraftwerksumbaus nicht am angestammten Platz bleiben kann, ist ein neuer, ruhiger Ort für dieses Flurdenkmal vielen Bürgern ein Anliegen.

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