Eine Kompromisslösung:Neuer Kindergarten für Hilgertshausen-Tandern

Nach Jahren verabschiedet der Gemeinderat ein Betreuungskonzept. Es bleibt aber vorerst bei zwei Schulstandorten

Von Benjamin Emonts, Hilgertshausen-Tandern

Die Gemeinderäte von Hilgertshausen und Tandern haben nach vielen Debatten in den vergangenen Jahren nun endlich ein Konzept zur Kinder- und Schulbetreuung auf den Weg gebracht. Nach einer langen, kontroversen Diskussion konnte sich das Gremium per Abstimmung auf drei Beschlüsse einigen. Die beiden Grundschulstandorte in Hilgertshausen und Tandern werden demnach mittelfristig beibehalten, anstatt sie an einem Ort zu vereinen. Im Ortsteil Hilgertshausen wird der sanierungsbedürftige Kindergarten durch einen Neubau ersetzt. Das Angebot zur Nachmittagsbetreuung von Schulkindern, das bislang von verschiedenen Trägern an unterschiedlichen Orten bereitgestellt wurde, wird künftig unter einem Schuldach und von einem Träger organisiert. Ein entsprechendes Konzept soll bis zur nächsten Sitzung im Januar erarbeitet werden. "Dabei ist die Standortfrage noch zu klären", heißt es in dem Beschluss.

Großer Andrang im Rathaus

Der Andrang im Hilgertshausener Rathaus war ungewöhnlich groß am Montagabend; die Zuschauerplätze waren restlos besetzt. Die Themen Schule und Kinderbetreuung beschäftigen die Gemeinde bereits seit mehreren Jahren. Der Kindergarten in Hilgertshausen ist 40 Jahre alt und längst sanierungsbedürftig. Seine Lage an einem Hang mitten im Ort lässt eine Erweiterung zudem nicht zu. Die Kinderbetreuung nach der Schule ist auf Räumlichkeiten in beiden Ortschaften verteilt und wird von verschiedenen Trägern organisiert. Und es ebenfalls auf die Ortschaften aufgeteilt ist die Grundschule der Gemeinde, die jeweils aus vier Klassen besteht.

Diese Verhältnisse veranlassten die Gemeinde vor zweieinhalb Jahren, eine Steuerungsgruppe aus Gemeinderäten, Schul- und Kindergartenvertretern, Architekten und anderen Akteuren zu bilden, um ein zukunftsfähiges, gesamtheitliches Konzept für die Schul- und Kinderbetreuung zu erarbeiten. Aus den regelmäßigen Treffen der Gruppe entwickelten sich drei Konzepte. Eine Entscheidung zugunsten eines der Konzepte aber fiel bis zum Montag nie.

Der neue Bürgermeister Markus Hertlein aus der Wählergemeinschaft Hilgertshausen-Tandern (Weht) schaltete sich in die Gespräche der Steuerungsgruppe ein und formulierte nun einen, wie er sagte, "Kompromissvorschlag", den er dem Gemeinderat vorlegte. Hertlein setzt sich dafür ein, die Aufgaben der Gemeinde Schritt für Schritt anzugehen. Einen Schulneubau und die Zusammenlegung beider Schulhäuser auf einen Standort, wie ursprünglich vorgesehen, hält er aktuell für nicht finanzierbar, da die Gemeinde vor den "wohl größten Investitionen seit Gründung der Einheitsgemeinde" stehe. Sein Plan sieht also vor, mindestens noch sieben bis zehn Jahre an beiden Schulhäusern festzuhalten, umgehend einen Kindergartenneubau zu planen und die Schulkindbetreuung auf einen Standort und einen Träger zu konzentrieren.

Vor der Entscheidung drücken

Im Gemeinderat traf der Vorschlag auf Ablehnung, zumindest was die Beibehaltung beider Schulstandorte betrifft. Der Gemeinderat und bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Martin Güll, mahnte, dass es eine "vertane Chance" wäre, sich auf Jahre von dem ursprünglichen Ziel zu verabschieden, die Schulen an einem Standort mit pädagogisch neuen Konzepten zu vereinen. "Wir drücken uns da vor einer nicht leichten Entscheidung", sagte Güll. "Aber die Notwendigkeit eines Baus steht ohnehin an." Christoph Hardt von der Bürgerliste Tandern kritisierte: "Die Gespräche aus der Steuerungsgruppe erkenne ich in der Beschlussvorlage nicht wieder." Inhalt und Ziel der Steuerungsgruppe sei schließlich etwas ganz anderes gewesen: ein zukunftsfähiges Schul- und Kinderbetreuungskonzept.

Gemeinderäte wie Isabel Kühnl oder Christina Markert (beide WGHT) unterstützten Hertlein. "Ich hatte das Gefühl, dass wir einer Meinung waren, dass es zur Zeit nur machbar ist, mit zwei Schulhäusern weiterzugehen", sagte Kühnl. Auf Antrag von Güll wurde am Ende über alle drei Punkte einzeln abgestimmt anstatt das Konzept, wie von Hertlein gedacht, in seiner Gesamtheit abzusegnen.

Der Kindergartenneubau wurde einstimmig beschlossen, die Zentralisierung der Schulkindbetreuung mit 15 zu zwei Stimmen. Der kniffligste Punkt, die Beibehaltung beider Schulstandorte, endete mit 12 zu fünf Stimmen. Zuvor war Bürgermeister Hertlein den Kompromiss eingegangen, den Zeitraum von sieben bis zehn Jahren aus dem Beschluss zu streichen. Jetzt heißt es: "Mittelfristig wird an beiden Schulstandorten festgehalten."

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