Ein Spiel auf Risiko:Doppeltes Glück

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Sulzemoos feiert die Einweihung des neuen Verwaltungsgebäudes und die Selbstständigkeit der Gemeinde

Von Renate Zauscher, Sulzemoos

Rückblickend könnte man sagen: Glück gehabt! Glück deshalb, weil der Bayerische Landtag zuletzt der von allen drei Partnergemeinden Odelzhausen, Sulzemoos und Pfaffenhofen gewünschten Auflösung ihrer Verwaltungsgemeinschaft (VG) im November 2016 zugestimmt hat - was keinesfalls selbstverständlich war. Und weil wegen des riskant frühen Baubeginns das neue Verwaltungsgebäude von Sulzemoos tatsächlich nur Wochen später bereits bezugsfertig war: Der erste Spatenstich war schließlich längst vor der Landtagsentscheidung vorgenommen worden.

Am Sonntag wurde das Haus - ein Anbau an das bestehende Rathaus - mit einem großen Bürgerfest eingeweiht. "Wir haben zwei Gründe fürs Feiern", erklärte Bürgermeister Gerhard Hainzinger den zahlreichen Gästen, unter ihnen auch viele Bürgermeister anderer Landkreisgemeinden: "Zum einen die Fertigstellung des Hauses und zum anderen die Selbstständigkeit der Gemeinde". Sulzemoos, Wiedenzhausen und Einsbach waren bis zur Gebietsreform 1978 und der Bildung der VG Odelzhausen jeweils eigenständige Gemeinden gewesen. Orthofen, der vierte Gemeindeteil, hatte seine Selbstverwaltung bereits im Rahmen der Reformen von Montgelas 1823 verloren und war damals Sulzemoos zugeschlagen worden.

Mit einem Bürgerfest wurde am Wochenende der Anbau an das Sulzemooser Rathaus eröffnet. (Foto: Toni Heigl)

Die Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft, die fast 40 Jahre Bestand hatte, sei "kein Selbstläufer" gewesen, erklärte Gerhard Hainzinger in seiner Rede, in der er die Ereignisse vom gemeindlichen Austrittsbeschluss 2015 bis zum Einzug in den Neubau noch einmal Revue passieren ließ. Vielen anderen Verwaltungsgemeinschaften sei dies verwehrt worden. "Tolle Unterstützung" ihrer Austrittswünsche aber hätten die Odelzhausener VG-Partner durch den Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath (CSU) erfahren. Entscheidend für die Zustimmung des Landtags sei sicherlich gewesen, dass alle drei VG-Gemeinden die nötige Größe und Finanzkraft für die Selbständigkeit vorweisen könnten. Als positiv unterstrich Hainzinger, dass die VG-Auflösung "relativ harmonisch" über die Bühne gegangen sei und man "immer noch miteinander reden kann".

Glück hatte Sulzemoos schließlich auch, was die Kosten für den Neubau angeht. Statt der zunächst grob geschätzten Baukosten von mehr als zwei Millionen Euro schlagen diese, einschließlich der Architektenhonorare, laut Hainzinger mit nur 1,72 Millionen Euro zu Buche. Für die Innenausstattung rechnet der Bürgermeister mit zusätzlichen 120 000 Euro. Das Haus sei, so Hainzinger, "sehr aufwendig gebaut worden", sei voll klimatisiert und mit moderner Heizungsanlage ausgestattet. Ein ganz besonderer Blickfang ist die Gestaltung des Treppenhauses mit einem großformatigen Fresko nach einer Landkarte der Region aus dem 16. Jahrhundert und mit Darstellungen der Ortsansichten in Grisaille-Technik, die wie alte Fotografien der vier Gemeindeteile wirken. Realisiert hat den sehr schönen Wandschmuck der in Prack bei Einsbach lebende Künstler Alois Wagner.

Bürgermeister Gerhard Hainzinger freut sich nicht nur über das neue Gebäude, sondern auch über die Selbstverwaltung. (Foto: Toni Heigl)

Die Planung für den Anbau hat das Aichacher Büro Grünwald mit Michael Grünwald und seiner Tochter Tina Gerrer erstellt, das vor vier Jahren auch für den Bau des älteren Rathaustrakts verantwortlich war. Der Neubau umfasst drei Stockwerke mit je rund 140 Quadratmetern Grundfläche; in zweien davon arbeitet die Verwaltung, das dritte wird vorerst in Reserve gehalten. Der Sitzungssaal bleibt im vorhandenen Gebäudetrakt, in dem auch eine Arztpraxis und Räume des Wasserzweckverbands Sulzemoos-Arnbach untergebracht sind. Unter den Gratulanten waren Bernhard Seidenath und Helmut Zech (CSU), Letzterer als Stellvertreter von Landrat Stefan Löwl. Zech bestätigte Sulzemoos, eine "aufstrebende, leistungsstarke Gemeinde" zu sein. Pfarrer Martin Njavro erteilte dem Haus den kirchlichen Segen.

Anschließend wurde gefeiert: mit Musik der Edelweiß-Kapelle Einsbach und einem großen Buffet. Zum kulinarischen Genuss kam der Kunstgenuss: Im Sitzungssaal findet derzeit eine viel beachtete Ausstellung mit Werken des in Odelzhausen lebenden Bildhauers Albert Krottenthaler statt.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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