Ein prägendes Projekt:22 Hektar Fläche und viele Fragen

Hebertshausen hat die Planungshoheit über zentrale Grundstücke im Gemeindegebiet. Ideen für die Nutzung gibt es viele. Ein aufwendiges und teures Entwicklungskonzept soll klären, was gewünscht und möglich ist

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Flächen für Wohnungsbau oder Gewerbe sind Mangelware in der gesamten Region. Da darf es als Glücksfall gelten, wenn eine Gemeinde die Planungshoheit über 22 Hektar in bester Lage erhält. Genau diese Chance hat nun Hebertshausen: Zentrale Areale wurden in jüngster Zeit per Vorkaufsrecht erworben. So kam unter anderem die lange brach liegende alte Holzschleiferei an der Torstraße in den Besitz der Gemeinde. Mit der Insolvenz der Kartonfabrik Schuster wurden weitere Grundstücke verfügbar. Und auch Privateigentümer wirken per städtebaulichem Vertrag mit an einer Entwicklung im Ortskern. "Doch eine Planung wird nicht einfacher, je größer die Fläche ist", gab Bürgermeister Richard Reischl (CSU) im Gemeinderat zu bedenken.

Reischl blickt in die Zukunft. Was auch immer die Gemeinde auf dem Riesenareal vorsieht: Das Ergebnis wird Hebertshausen für lange Zeit prägen. Deshalb zieht der Gemeinderat vorab Experten hinzu und lässt ein sogenanntes integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept, kurz Isek, erstellen. Diese Studie soll Daten liefern, Bürger beteiligen und Planungsgrundlagen schaffen. Ein aufwendiges Verfahren, das ein Jahr dauern wird. "Aber diese Zeit müssen wir uns nehmen", sagte der Bürgermeister und die Mehrheit im Rat sah es genau so.

"Dieses Projekt geht weit über eine Legislaturperiode hinaus"

Wer derzeit von Dachau aus durch Hebertshausen fährt, sieht gegenüber von Kirche, Rathaus und Schule weitläufige Ackerflächen. Dort, wo bisher Feldfrüchte angebaut werden, könnte ein lebendiges Quartier mitten im Dorf entstehen. Ärztehaus, Förderschule, Bürgerzentrum, Betreutes Wohnen für Senioren, Sozialwohnungen, Einheimischenmodell - Ideen gibt es viele. Und fast ebenso viele Fragen: "Welche Angebote werden in Hebertshausen wirklich benötigt? Was wünschen sich die Bürger? Und was können wir uns leisten?" Die Antworten möchte Rathauschef Reischl nicht allein dem Gemeinderat überlassen. Weil es entscheidend sei, jetzt die richtigen Weichen zu stellen. "Dieses Projekt geht weit über eine Legislaturperiode hinaus." Auch aus Verantwortung für die Gemeindefinanzen empfehle sich das mit 100 000 Euro nicht gerade preiswerte Isek-Verfahren: "Viele staatliche Zuschüsse für Projekte oder Bauvorhaben gibt es nur, wenn ein Isek vorliegt". Auch erhofft sich Reischl von den Planungsprofis neue Ideen, was die Bürgerbeteiligung angeht. Die zentrale Ortsmitte will man auf keinen Fall an den Wünschen der Hebertshausener vorbei planen.

Ein prägendes Projekt: Ärztehaus, Bürgerzentrum, Förderschule, Seniorenheim, Wohnen im Einheimischenmodell - vieles ist auf dem Riesenareal möglich.

Ärztehaus, Bürgerzentrum, Förderschule, Seniorenheim, Wohnen im Einheimischenmodell - vieles ist auf dem Riesenareal möglich.

(Foto: Toni Heigl)

So ein umfangreiches Projekt "braucht eine qualifizierte Begleitung", findet Marianne Klaffki (SPD). Sie erhofft sich von der Studie einen Hinweis, welche Schwerpunkte zu setzen sind. Martin Gasteiger (Freier Bürgerblock) möchte mit Isek sichergehen, "dass wir keine gravierenden Fehler machen." Allerdings sieht er auch die Gefahr, zu viel Zeit zu verlieren. "Wir sollten bald etwas verwirklichen, damit noch in dieser Legislaturperiode etwas sichtbar wird." Ein unrealistisches Ziel, entgegnete der Bürgermeister. "Auch ohne Isek wird bis 2020 kein Bagger rollen."

Daten zusammentragen und Prioritäten herausarbeiten

Allerdings könnte unabhängig vom Entwicklungskonzept bereits ein Einheimischenmodell vorgezogen werden. Davon hält wiederum Clemens von Trebra (CSU) nichts. "Wir kennen den Bedarf nicht, da tappen wir im Dunkeln." 70 Namen auf der Vormerkliste zeigten die große Nachfrage der ortsansässigen Bürger, findet dagegen Reischl.

Auch grundsätzlich gab es Widerspruch aus allen Fraktionen. Simon Wallner (CSU) fürchtet, Isek sei mit zu viel Bürokratie verbunden und blockiere die Verwaltung. Die Kosten von 100 000 Euro, die nur zum Teil über Zuschüsse zurückkommen, schrecken Franz Schmid (SPD). Zumal das Entwicklungskonzept doch nur Daten sammle. Aber ohne diese Grundlagen gehe es nicht, entgegnete Gasteiger. "Bevor wir einen Städteplaner beauftragen, müssen wir uns ganz sicher sein, was genau wir auf diesen Flächen wollen."

Ein prägendes Projekt: Hebertshausens Bürgermeister Richard Reischl.

Hebertshausens Bürgermeister Richard Reischl.

(Foto: Toni Heigl)

Genau das soll Isek nun leisten, Daten zusammentragen und Prioritäten herausarbeiten für die Entscheidung, welche Angebote in Hebertshausen gewünscht und auch sinnvoll sind. Zunächst wird nun der Gemeinderat aus drei Vorschlägen der Verwaltung ein Fachbüro auswählen. Erste Ergebnisse der Studie sollen bis Ende 2018 vorliegen.

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