Ein Dachauer Denkmal:Herzensprojekt Ziegler-Villa

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Noch sieht man die Spuren der Bauarbeiten, doch die Villa Ziegler strahlt schon jetzt in neuer Farbe. (Foto: Toni Heigl)

Vergangenes Jahr haben die Brüder Peter und Christian Schuster das denkmalgeschützte Dachauer Künstlerhaus gekauft. In liebevoller Kleinarbeit ließen sie es renovieren. Ende Januar werden die Arbeiten abgeschlossen sein und die Wohnungen bezugsfertig

Von Anika Blatz, Dachau

In der Ziegler-Villa kann künftig gewohnt werden. Bereits Ende Januar werden die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein. Dann sind acht Wohneinheiten sowie eine Gewerbefläche mit ungefähr 130 Quadratmetern bezugsfertig. Die Brüder Peter und Christian Schuster, die gemeinsam die VK Wohnbau GmbH in München führen, hatten das historische Anwesen in der Ludwig-Dill-Straße in Dachau im April vergangenen Jahres von der Stadt erworben. Zuvor stand das Gebäude neun Jahre lang leer.

Nach dem Auszug der Wirtschaftsschule Scheibner im Februar 2009 gab es reichlich Ideen, wie das denkmalgeschützte Künstlerhaus zukünftig öffentlich genutzt werden könnte. Diskutiert wurde unter anderem über den Einzug eines Kindergartens sowie einer Musikschule aber auch über die Nutzung der Räume als Mehrgenerationenhaus, zum Unterrichten oder künstlerischen Schaffen. Alle Vorschläge scheiterten jedoch an den umfassenden, mit dem Denkmalschutz kollidierenden Brandschutzauflagen oder an den hohen Sanierungskosten. Auf mindestens 3,3 Millionen wurden diese einst geschätzt.

Die Stadt entschloss sich schließlich zum Verkauf der zunehmend vom Verfall bedrohten Immobilie. Ein erstes Ausschreibungsverfahren blieb 2015 erfolglos, weil man sich ob der eingereichten Angebote nicht einig wurde. In der zweiten Ausschreibung Anfang 2018 konnte dann die Grundstücksgemeinschaft Schuster den Stadtrat mit ihrem Gebot und dem eingereichten Konzept überzeugen.

Die Brüder haben Erfahrung mit alten Gemäuern. Seit zehn Jahren betreuen Peter Schuster, Bauingenieur, und Christian Schuster, Immobilienkaufmann, denkmalgeschützten Wohnungsbau. So schreckten sie die mit dem Erwerb der Immobilie verbundenen umfassenden Auflagen nicht ab. "Die Ziegler-Villa ist ein ganz besonderes Denkmal von Dachau und wir sind mit der Stadt verwurzelt. Ich bin hier geboren und lebe hier mit meiner Familie. Wir mussten einfach zuschlagen", erklärt Peter Schuster die Triebfeder für das Projekt. In den Erhalt ursprünglicher Details wurde in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde besonders viel Arbeit investiert. So finden sich in allen acht Wohnungen des am Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Anwesens, Elemente des Jugendstils. Die durch die Auflagen gebotene enge Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Bauamt und der Denkmalschutzbehörde beschreibt Schuster als sehr positiv: "Man hat schon gemerkt, dass denen das Projekt auch am Herzen lag."

Nach nunmehr einem Jahr aufwendiger und hochwertiger Sanierung ist das Vorhaben fast vollendet. "Wenn ein Gebäude zehn Jahre nicht bewohnt und beheizt wurde, kann man sich vorstellen, wie es dort ausgesehen hat", sagt Peter Schuster, der das Objekt auf jeden Fall langfristig im Bestand behalten will. Es sei überall feucht und der Dachboden von allerlei Getier bewohnt gewesen, erzählt er. "Es war schon viel Arbeit und sehr teuer." Umso erfreuter zeigte Schuster sich, dass der Zeitplan für die Sanierung eingehalten werden konnte. Von Februar an können die Ein- bis Vierzimmerwohnungen mit einer Fläche zwischen 60 und 145 Quadratmetern sowie drei Metern Raumhöhe bezogen werden. Die Kaltmiete wird auf der Website des Unternehmens mit 18 bis 20 Euro pro Quadratmeter angegeben. "Vielleicht wird es noch ein bisschen günstiger", sagt Schuster. Momentan sei man noch mit der Kalkulation beschäftigt. Man wünsche sich jedenfalls langfristige Mieter, die das besondere Bauwerk zu schätzen wüssten. Ihren Namen verdankt die Villa übrigens dem Dachauer Brauereiinhaber Eduard Ziegler. Er ließ das Wohnhaus zwischen 1896 und 1903 für den Maler Adolf Hölzel errichten. Weil der Begründer der "Dachauer Schule" die Stadt aber schon zwei Jahre später verließ, zogen die Zieglers selbst ein. Die Familie lebte dort bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Amerikaner das Anwesen besetzten und dort einen Offiziersclub und ein Casino einrichteten.

© SZ vom 15.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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