Süddeutsche Zeitung

Ehrenamtliche helfen Flüchtlingen:Im Team Grenzen überwinden

Lesezeit: 2 min

Aferdita Pfeifer ist die neue Integrationsbeauftragte im Dachauer Landratsamt und arbeitet eng mit der Initiative "Ima" zusammen

"Wenn ich das sehe, kann ich nur sagen: Unglaublich," lobte Landrat Stefan Löwl (CSU) das Ima-Team. Das Kürzel steht für "Integration mit Augenmaß", ein Projekt, das ehrenamtlich von Männern und Frauen getragen wird. Die Angebote von Ima richten sich aber nicht ausschließlich an geflüchtete Menschen, sondern an alle, die einen Migrationshintergrund haben und im Landkreis leben. Zehn verschiedene Nationalitäten sind im Kernteam selbst vertreten. Engagiert betreiben die Ehrenamtlichen viel Netzwerkarbeit, haben aber durch eine App und die Homepage "Integrationsnavigator" auch technische Hilfsmittel geschaffen, die ein Miteinander erleichtern sollen. Neben Kochbüchern mit internationalen Rezepten hat Ima auch Spiele entwickelt, bei denen selbst der Landrat noch was lernen kann, wie er sagt. Das "Landkreis-Puzzle" hingegen löste Löwl zügig unter den Augen der Entwicklerin Michaela Wintermayr-Greck, der das Team von "Integration mit Augenmaß" ganz besonders dankte.

Begeistert stellte Projektkoordinatorin Martina Tschirge wenig später die vielen Kooperationspartner des Projektes vor, darunter die Jutta Speidel-Stiftung in München, aber auch internationale Akteure wie die Christliche Arbeitnehmerbewegung Italiens oder die Freunde des koreanischen Brauchtums. Seit Montag verstärkt Aferdita Pfeifer das ehrenamtliche Team. Sie ist die neue hauptamtliche Mitarbeiterin des Landratsamtes für die Aufgaben der Integration von Flüchtlingen. Pfeifer hat selbst Migrationshintergrund, 1992 kam sie aus Albanien nach Deutschland. "Ich fühle mich dahoam", sagt sie mit betont bairischem Akzent und lacht.

Besonders stellt Tschirge das Engagement der regionalen Helferkreise heraus, mit denen Ima zusammenarbeitet: "Das sind ganz wertvolle Menschen, die so viel Zeit dafür investieren." Ein Rückblick auf das bisherige Jahr verdeutlicht die Vielseitigkeit des Projektes. Ein Höhepunkt für Tschirge war es, als Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gemeinsam in Wollomoos in der Gemeinde Altomünster den traditionellen Maibaum aufstellten. Etliche Malgruppen, Sportevents oder Musikkurse fanden im Landkreis außerdem statt. Ein Videoausschnitt zeigte Landrat Löwl in einer Gruppe von Menschen aus unterschiedlichen Nationen sitzen und trommeln. "Ein Landrat mit Takt," lachte Wintermayr-Greck. Momentan hat das Ima-Team alle Hände voll zu tun. Am Tag der Regionen, Sonntag, 1. Oktober, darf die Gruppe das gesamte Rathaus in Hebertshausen für sich nutzen. "Mittlerweile haben wir 40 verschiedene Aussteller, das Rathaus wird kunterbunt sein und voller verschiedener Nationalitäten,"erzählt Tschirge. Auch die Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Kerstin Schreyer (CSU), wird anwesend sein.

Navid Ahmad stammt aus Afghanistan und engagiert sich seit Februar dieses Jahres bei "Integration mit Augenmaß". "Ich fand es gleich genial, was sie voran gebracht haben", sagt Bauingenieur Ahmad. "Wir sehen nicht nur den Aufwand, sondern auch den Spaß dahinter!" Für Soheil Kazemi aus dem Iran ist die deutsche Sprache zwar noch schwierig, doch auch sein Engagement ist groß. Er lobt das Projekt und bringt sich nicht nur als IT-Spezialist in die Teamarbeit ehrenamtlich ein. "Mein größer Wunsch wäre es, dass man das Wort Integration irgendwann gar nicht mehr braucht", sagte Martina Tschirge - und die anderen nickten zustimmend.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3678918
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.09.2017 / Asip
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.