Ehrenamt:Stützen der Gesellschaft

Karin-Renate Oschmann und Heinz Neumaier erhalten für ihre Verdienste die Medaille des Bezirkes Oberbayern

Als Zeichen seiner Anerkennung verleiht der Bezirk Oberbayern an Menschen, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich um das öffentliche Wohl in Oberbayern verdient gemacht haben, die Bezirksmedaille. In diesem Jahr wurden Karin-Renate Oschmann und Heinz Neumaier aus Dachau geehrt. Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) bezeichnete das ehrenamtliche Engagement bei der Verleihung im Gebäude der Bezirksverwaltung in München als "wichtige Stütze unserer Gesellschaft". Ohne dieses würden viele Vereine nicht mehr existieren, Menschen vereinsamen und "auch unser Zusammenleben wäre ein anderes".

Vor diesem Hintergrund nannte es Mederer äußerst erfreulich, dass es sehr viele Menschen gibt, die Dank ihrem Engagement für diese Auszeichnung geeignet erscheinen. "Stellvertretend für die vielen, die sich ehrenamtlich engagieren, hat der Bezirk Oberbayern Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Gebieten ausgewählt und ehrt sie mit der Bezirksmedaille." Er bezeichnete die Geehrten als die besten Werbeträger für ehrenamtliches Engagement, sozusagen Botschafter des Ehrenamts.

Ehrenamt: Ein Vorbild und Multiplikator in der alpenländischen Volksmusikpflege: Heinz Neumaier (links) wurde von Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) für seine ehrenamtlichen Verdienste ausgezeichnet.

Ein Vorbild und Multiplikator in der alpenländischen Volksmusikpflege: Heinz Neumaier (links) wurde von Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) für seine ehrenamtlichen Verdienste ausgezeichnet.

(Foto: Bezirk Oberbayern/oh)

Die erste Laudatio hielt Mederer auf Karin-Renate Oschmann aus Dachau, oftmals auch als "Frau Wasserturm" bezeichnet. Ein auf den ersten Blick wenig schmeichelhafter Spitzname, der jedoch mit viel Achtung und Ehre verbunden werde, wie Mederer sagte. Oschmann wurde für ihren erfolgreichen Einsatz für den Wasserturm als Kulturzentrum honoriert und anerkannt. Mederer lobte ihre zupackende und charmante Art, darüber hinaus ihr diplomatisches Geschick, Feingefühl und ihre Begeisterungsfähigkeit. Im Dezember 1997 kam Oschmann nach Dachau. Ein halbes Jahr später gab es am 14.Juli 1998 ein informelles Treffen engagierter Bürgerinnen und Bürger, um über die Zukunft des Dachauer Wasserturms zu diskutieren. Da sich das Gebäude im Besitz der Dachauer Stadtwerke befindet, war bei der Planung mit gewissen Schwierigkeiten zu rechnen. "Schwierigkeiten sind Herausforderungen", könnte man meinen, wenn man sieht, dass bereits zwei Monate nach diesem Treffen, am 24. September 1998, die offizielle Gründungsversammlung mit zehn Mitgliedern für den Förderverein Dachauer Wasserturm e. V. stattfand", sagte Mederer. Seit diesem Tage ist Oschmann die erste Vorsitzende. Alle Entscheidungen wurden dann im Einvernehmen mit dem fünfköpfigen Vorstand getroffen. Mit Humor und Gelassenheit schaffte sie es stets, gelegentliche Meinungsverschiedenheiten diplomatisch zu lösen. Seitdem habe die überzeugende Art von Frau Oschmann nachhaltigen Anteil an dem Erfolg der Kultureinrichtung, sagte Mederer. Dieser kann sich sehen lassen: Der Kulturbetrieb kommt ohne jegliche Zuschüsse von der Stadt Dachau aus und beinhaltet unter anderem Ausstellungen, Konzerte und Feste. Die finanziellen Kosten, die durch Strom- und Wasserverbrauch entstehen, müssen zum Teil von den einzelnen Veranstaltern übernommen werden. Das "Minus" in der Kasse wird durch die Kunstauktionen, die im zweijährigen Rhythmus stattfinden, ausgeglichen. Bunt ist die Kultur des Dachauer Wasserturms. So ist er auch als Veranstaltungsort bei dem Festival "Jazz in allen Gassen" mit dabei und Oschmann organisiert zusammen mit ihrem Team inzwischen zum zwölften Mal die "Dachauer langen Nacht der offenen Türen"mit etwa 30 Veranstaltungsorten, wie Galerien, Museen und Ateliers. In den ersten sechs Jahren hatte Frau Oschmann selbst einen Programmzettel hergestellt und verteilt mit dem Titel "Was ist los im Wasserturm?". Auf diese Frage könne man heute antworten: "Ganz schön viel - Dank Ihrem ehrenamtlichen Engagement, Frau Oschmann", sagte Mederer.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde Heinz Neumaier. Der Dachauer sei ein "Vorbild und Multiplikator in der alpenländischen Volksmusikpflege", sagte Mederer in seiner Laudatio. Neumaier ist in einer überaus musikalischen Familie aufgewachsen. Vater Heinrich Neumaier kümmerte sich seit etwa 1950 um die volksmusikalischen Belange in Dachau. Die Mutter war Zitherspielerin beim Zitherklub Dachau. Durch die Bekanntschaft mit dem Kiem Pauli, Annette Thoma, Georg von Kaufmann, Tobi Reiser und vielen Gesangsgruppen lernte der Vater die Volksmusik immer mehr schätzen, betreute den Dachauer Vier- bzw. Dreigesang, bei dem er auch mitsang und wurde musikalischer Leiter des Zitherklubs Dachau. Mit dem Vater Heinrich, der Schwester Hedi und Jakob Gschwendtner entstand die Spielgruppe Neumaier, die 1963 erstmals öffentlich spielte. Daneben gab es erste Auftritte mit dem Vater als Gitarrenduo Neumaier. Viele Jahre lang begleitete er den Dachauer Dreigesang. Ab 1966 hat er mit Schwester Hedi Volkstanzkurse durchgeführt. Später leitete er mit seiner Frau Angelika einige Volkstanzkurse und Volkstanzveranstaltungen in Dachau.

Wasserturm

Karin-Renate Oschmann setzt sich seit vielen Jahren für das Kulturzentrum Dachaus ein. Ihr Engagement und ihre Hingabe bescherten ihr einen klangvollen Spitznamen: Frau Wasserturm.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Das Gitarrenduo Neumaier war regelmäßig bei den Veranstaltungen des Zitherklubs Dachau mit dabei. In der Zeit von 1983 bis 2003 organisierte Neumaier die sommerlichen Volksmusikveranstaltung im Innenhof von Schloss Hohenkammer. Ab dem Jahr 2005 gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Volksmusik-Archiv des Bezirks Oberbayern. 2007 erschien das Notenbuch "Das Gitarrenduo Neumaier" und die "Feichthof- Saitenmusi", das über die Landesgrenzen hinaus Beachtung fand.

Vielfältig sind auch die von Neumaier organisierten Veranstaltungen. Als musikalischer Leiter des Zitherklubs Dachau (seit 2009) hat Heinz Neumaier viele neue Stücke herausgesucht und instrumentiert. Seit acht Jahren arbeitet er auch beim Bairisch-Alpenländischen Volksmusikverein mit. Vielfältig sind auch die Tonaufnahmen, die es von Neumaier gibt. Erste Aufnahmen des Bayerischen Rundfunks gab es im Jahr 1966. Inzwischen sind im Volksmusikarchiv 82 vom BR eingespielte Titel von Neumaier registriert. Neumaier ist auf etwa 40 CDs zu hören. Auch im Fernsehen gab es Auftritte: So hatte bereits 1969 Wastl Fanderl Neumaier in seine Fernsehsendung geholt. Heinz Neumaier gilt als reiner Autodidakt und somit als so etwas wie ein "echter" Volksmusikant, der seine Vorbilder genau studierte und sich darauf aufbauend seinen eigenen unverwechselbaren Stil erarbeitete. "Sein ganzes Wissen und Können ist darauf ausgelegt, die traditionelle Volksmusik behutsam zu pflegen, sie mit neuen Stücken zu versorgen und alte vergessene aber wertvolle Stücke seiner Vorbilder wieder zur allgemeinen Praxis zu verhelfen", so Mederer.

Seit 2001, also seit Beginn der Ära "Gröbenbachmusi", hat Neumaier über 80 Stücke für diese Besetzung komponiert sowie mehr als 40 Stücke von Tobi Reiser dem Älteren für die Reiserbesetzung aufgeschrieben. Mederer bedankte sich bei Neumaier mit "aufrichtiger Hochachtung" für seine Verdienste und überreichte ihm zusätzlich zur Bezirksmedaille noch ein besonderes Präsent: ein druckfrisches Exemplar des neuen Lieder- und Musikhefts, das Neumaier zusammen mit dem Volksmusikarchiv erstellt hatte und sich vor allem mit dem Dachauer Drei- und Viergesang und der Volksmusikpflege in seiner Familie beschäftigt.

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