Einen Fußballer wie Edmund Salvamoser gab es im Landkreis Dachau wohl nur einmal. Mehr als 1800 Spiele hat der gebürtige Tanderner absolviert, dazu mehr als 1500 als Schiedsrichter. Das macht überschlagen eine Spielzeit von 4950 Stunden. Salvamoser war Libero, als es die Position noch gab, Mittelfeldmotor, Spielertrainer, Trainer, Funktionär und dazu noch Ehemann, Vater, Großvater und ein durchaus talentierter Schauspieler, wie er das letzte Mal 2014 im Rosenmüller-Film „Beste Chance“ bewies. Mit 67 Jahren ist Salvamoser nun am 8. November gestorben. In seinem Heimatort Tandern wurde er am Samstag im Beisein von Hunderten Wegbegleitern bestattet.
Salvamoser war „ein Phänomen“, wie man es in der Sportsprache gerne sagt. Am Spielfeldrand hatten sich die Zuschauer oft über ihn gewundert: „Wie kann der in dem Alter noch so fit sein?“ Die Frage war berechtigt. Salvamoser, sehnig und durchtrainiert, hatte noch mit 50 Jahren bei den Herren in der Bezirksliga gespielt, immerhin der siebthöchsten Spielklasse im deutschen Fußball. Noch bis Mitte 60 lief er regelmäßig für die Freizeitwölfe der Spielgemeinschaft Schwabhausen/Erdweg und die Alten Herren seines Heimatvereins FC Tandern auf, wo er jahrelang auch Abteilungsleiter war. Er spielte außerdem beim BC Aichach, dem TSV Altomünster, der SpVgg Erdweg und in einer Seniorenauswahl im Landkreis. Salvamoser gelang auf diese Weise sogar das Kunststück, regelmäßig mit seinem immerhin 30 Jahre jüngeren Sohn auf dem Platz zu stehen. Nur so kam letztlich die fabelhafte Zahl von mehr als 3000 Spielen als Schiri und Spieler zustande. Lothar Matthäus, das zum Vergleich, hat im Profibereich etwa 1000 Spiele gemacht.
Erst als die Hüfte am Ende nicht mehr wollte, zog sich Salvamoser vom aktiven Sport allmählich zurück. Ein schmerzhafter Schritt, denn der Fußball war für Salvamoser, den seine Mitspieler und Freunde nur „Edi“ riefen, eine Art Sucht und Lebenselixier zugleich. Über all die Jahre hatte er etliche junge Spieler gefördert, auch nach den Spielen umgab er sich gerne mit Leuten. Er wirkte dabei verbindend, sagte aber auch klar seine Meinung, wenn ihm etwas nicht passte. Seine Mitspieler und Kolleginnen – er arbeitete fünf Jahrzehnte lang für eine Krankenversicherung – empfanden ihn immer als „authentisch“.
Im Kino spielte Salvamoser sich selbst
Seine Bekanntheit als Trainer brachte Salvamoser sogar auf die Kinoleinwand. Die Tanderner Drehbuchautorin Karin Michalke hatte Salvamoser, nachdem sie ihn ihr Leben lang nur als Trainer gekannt hat, mit seinem echten Namen einfach in ihre Drehbücher zur „Beste-Trilogie“ geschrieben. Verfilmt hat sie der bekannte Regisseur Marcus H. Rosenmüller. Da lag es nahe, dass Rosenmüller den echten Salvamoser auch gleich für die Filmrolle engagierte. Edi Salvamoser spielte also Edi Salvamoser, „den besten Trainer im ganzen Gäu“, so heißt es im Film „Beste Chance“. Salvamoser steht da wie eine Lichtgestalt vor seiner Mannschaft und ruft in bestem Fußball-Kauderwelsch: „Das absolut Entscheidende ist die absolute Konzentration aufs Wesentliche.“ Und dann ruft er als Ziel die Meisterschaft aus – ganz so, wie er es auch im echten Leben gemacht hat. Das Verlieren war nicht so sein Ding.
Seine Auftritte in den Filmen hat man bis heute nicht vergessen. Bei seiner Bestattung bedankte sich Autorin Karin Michalke, dass er einen „echten Trainer-Spirit“ in die Filme gebracht hat. „Ich hoffe, dass der Edi von dort, wo er jetzt ist, auf den Fußballplatz und sein Tandern runterschaut und noch für uns da ist.“ Später verriet sie sogar noch, dass er für einen vierten Teil, falls er denn irgendwann kommt, wieder fest eingeplant gewesen sei. Als Trainer beim FC Ingolstadt, mit internationalen Verbindungen.
Im Januar wurde bei Salvamoser eine Krebserkrankung entdeckt. Er litt zuletzt unter starken Schmerzen. Sein letztes Spiel als Schiri machte er dennoch in diesem Sommer. Edi Salvamoser wird auf den Fußballplätzen im Landkreis fehlen.