Ehemalige Schlossbergbrauerei:Ein Appetithappen

Kayser-Eichberg will zwar keinen Biergarten am Schlossberg eröffnen - das käme einem wirtschaftlichen Harakiri gleich - doch er bietet das Areal der Stadt als Geschenk an.

Walter Gierlich

In einer umfangreichen schriftlichen Erklärung hat jetzt Jobst Kayser-Eichberg, der Aufsichtsratsvorsitzende der Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA, auf den Unmut reagiert, der im Stadtrat laut geworden ist, nachdem seine Anwälte mitgeteilt hatten, dass der Biergarten der Schlossbergbrauerei und die dazugehörige Gaststätte entgegen früheren Versprechen nicht wieder eröffnet werden. Der Eigentümer des Areals der Schlossbergbrauerei, will stattdessen Wohnungen errichten - zu beiden Seiten der Klosterstraße. Dafür sagt er zu, der Stadt das Biergartengrundstück zu schenken - zur Freude von Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU), der darin eine städtebauliche Chance sieht: So könne ein Kleinod entstehen.

Ehemalige Schlossbergbrauerei: Unglaublich, aber wahr. Diese Brache liegt direkt am Schloss und war früher einer der schönsten Biergärten wohl in der ganzen Region München. Ein Biergarten soll nicht mehr entstehen, sagt Investor Kayser-Eichberg.

Unglaublich, aber wahr. Diese Brache liegt direkt am Schloss und war früher einer der schönsten Biergärten wohl in der ganzen Region München. Ein Biergarten soll nicht mehr entstehen, sagt Investor Kayser-Eichberg.

(Foto: joergensen.com)

Pläne für eine Neubebauung des Areals am Schlossberg reichen bis ins Jahr 1997 zurück. Wegen Unstimmigkeiten zwischen der Erbengemeinschaft Ziegler und der Spatenbrauerei, die das Gelände gepachtet hatte, lagen die Pläne jahrelang auf Eis. Erst nachdem der Streit ausgestanden und die Sedlmayr Grund und Immobilien das Areal 2008 erworben hatte, wurden die Pläne wieder aufgegriffen. Dabei wurde das Vorhaben geteilt. Zunächst sollte nur das Grundstück der einstigen Flaschenabfüllerei auf der Ostseite der Klosterstraße mit 30 Wohnungen bebaut werden. Erst später das eigentlich Brauereiareal westlich davon. Doch weil sich eine Bürgerinitiative gegen den Abriss der Flaschenabfüllerei bildet, die 2009 einen erfolglosen Bürgerentscheid erzwang und danach noch vergeblich mit einer Petition den Landtag einschaltete, ist über das Vorhaben bisher immer noch nicht entschieden. Der Abrissantrag und der Bauantrag liegen derzeit im Bauamt der Stadt.

Kayser-Eichberg betont in seiner Erklärung, dass er 2008 und auch noch 2009 tatsächlich geglaubt habe, "dass man die Gaststätte nach erheblichen Umbauten erhalten könne". Doch nachdem im Herbst 2009 der letzte Pächter gekündigt habe, habe sich kein Pächter mehr gefunden, so dass die Spaten-Franziskaner-Brauerei die Gaststätte 2010 an die Sedlmayr Grund und Immobilien zurückgegeben habe. Weil die Chancen auf eine Wiederaufnahme des Gaststättenbetriebs "sehr skeptisch gesehen werden", sieht sich laut Kayser-Eichberg die Brauerei samt dem dahinter stehenden AB-InBev-Konzern "heute nicht mehr in der Lage, sich an den notwendigen Investitionen in dem sonst üblichen Rahmen zu beteiligen". Einen "Quasi-Neubau" der Gaststätte im Alleingang anzugehen, käme in Kayser-Eichbergs Augen "einem wirtschaftlichen Harakiri gleich".

Er versucht das denn auch mit Zahlen zu unterfüttern. Zwischen 2001 und 2010 habe es einen Rückgang der Gaststätten in Bayern um 24,5 Prozent gegeben. 2009 und 2010 habe sich das Wirtshaussterben beschleunigt. In Dachau, wo nicht nur die Spaten-Löwenbräu-Gruppe weiteren Leerstand hat, sondern wo auch der Hörhammerbräu seit Jahren ungenutzt ist, hält es Kayser-Eichberg für offensichtlich, "dass ein geeigneter Pächter nicht zu finden sein wird". OB Bürgel pflichtet ihm durchaus bei, dass die Gastronomie sich heute als Problem darstelle: "Wichtig ist, dass die Freifläche erhalten bleibt."

Wenn die Wohnungen auf dem Gelände der Flaschenabfüllerei stehen, will die Sedlmayr-Immobiliengesellschaft das Brauereihauptgebäude grundlegend renovieren und zu einem Schmuckstück machen. "Daneben besteht die Zusicherung, und diese kann durch einen Durchführungsvertrag abgesichert werden, dass die denkmalgeschützten Gewölbe erhalten bleiben und dass vor allem der ehemalige Biergarten der Stadt Dachau für öffentliche Nutzung kostenfrei übereignet wird", erklärt Kayser-Eichberg. Im übrigen meint er, dass die Wohnbebauung am Schlossberg der Altstadt zu Gute komme. Andernfalls, so schreibt er weiter, hätten wir das Projekt Schlossberg schon längst aufgegeben und möglicherweise an den nächst besten Bauträger veräußert, der damit vermutlich eher zweifelhafte Projekte verfolgt hätte".

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