Dreistufiges Konzept:Gehirn-Jogging

Die Stadträte lassen sich von einem Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes erklären, wie das Sportangebot in Dachau systematisch genutzt, ausgebaut und gefördert werden kann

Von Viktoria Großmann, Dachau

Sportmachen scheitert ja häufig daran, dass man zu viel darüber redet, statt einfach anzufangen. Die Stadt Dachau hat aber einen sehr großen Redebedarf. So groß, dass sie zunächst darüber reden muss, wie sie über den Sport reden will. In die Sitzung am Dienstagabend hatten sich die Stadträte Andreas Klages vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eingeladen. Er stellte ein Konzept vor, nach dem Kommunen systematisch ihr Sportangebot planen können, einen sogenannten Sportentwicklungsplan. Das Konzept ist in vielen Jahren und Städten unterschiedlicher Größe und in sehr verschiedenen Situationen erprobt worden. Es ist wissenschaftlich fundiert, die Kommunen werden während des Prozesses von externen Beratern des DOSB begleitet.

Was soll das Ganze? Es soll im wesentlichen einen "sportpolitischen Impuls" bringen, sagt Klages. Das ist die eigentliche Stärke des Sportentwicklungsplans. Dachau laboriert seit Jahren am Umzug des TSV 1865 in eine größere Anlage. Auch die Frage der Finanzierung und Förderung von Vereinen und deren Sportstätten ist nicht abschließend geklärt. Die SPD war zu den Kommunalwahlen mit dem Vorhaben angetreten, sich um ein Sportkonzept zu kümmern. Allerdings hatte es ein solches zumindest im Ansatz auch schon unter Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) gegeben - mit offenem Ergebnis.

Dreistufiges Konzept: Was ist gewünscht, was wird gebraucht - das muss die Stadt Dachau für ein Sportentwicklungskonzept zuerst herausfinden.

Was ist gewünscht, was wird gebraucht - das muss die Stadt Dachau für ein Sportentwicklungskonzept zuerst herausfinden.

(Foto: Toni Heigl)

In dem dreistufigen Konzept des Sportentwicklungsplanes verschaffen sich die Kommunen zunächst einen Überblick über die Struktur ihrer Bevölkerung, erwartete Zuwächse, finanzielle Möglichkeiten, den Bestand an Sportstätten, Vereinen und Sportarten. Die Stadt Dachau ist zumindest an Bevölkerung reich gesegnet und wächst - wie der gesamte Großraum München - auf absehbare Zeit immer weiter. Für knapp 46 000 Einwohner gibt es 48 Sportvereine, darunter die zwei Großvereine ASV und TSV. Also etwa einen Verein pro 1000 Einwohner. Bei einem solchen Angebot gilt es, Prioritäten zu setzen. Das soll im zweiten Teil des Konzepts, der "Kreativphase" geschehen, erklärt Klages. Wenn Ziele und Maßnahmen schließlich benannt sind, kann es im dritten Schritt an die Umsetzung gehen. Wichtig aber sind die ersten beiden Schritte, die moderierte Entscheidungsfindung, bei der die Räte herausfinden, was gewünscht und gebraucht ist. Das sei die Stärke des Sportentwicklungsplans, sagt Klages.

Billig ist so ein Prozess nicht. Denn sich dafür zu entscheiden, hieße, externe Berater und Dienstleister zu beauftragen. Die Bevölkerung muss befragt, eine vollständige Übersicht aller Sporträume angelegt und zugleich geprüft werden, wann und von wie vielen Menschen diese genutzt werden. Das kann alles zusammen mehrere zehntausend Euro kosten. Es gibt jedoch auch Alternativen, die von den DOSB-Experten entwickelt wurden. So könne eine Stadt auch entscheiden, sich zunächst nur mit dem Thema Vereinsförderung zu befassen oder nur mit der Sportinfrastruktur. Klages, der selbst in seinem Heimatdorf bei Mainz einem Verein vorsitzt, liegt die Förderung der Sportvereine besonders am Herzen. "Zu meinem Schrecken habe ich gesehen, dass die VHS in Dachau Sport anbietet", sagte er. "Das können Vereine besser!" Sport im Verein diene nicht nur der Gesundheit, Vereine seien Zentren für Bildung, soziale Integration und zudem der ideale Kooperationspartner für die Ganztagsbetreuung in Schulen und Kitas.

Andreas Klages, Deutscher Olympischer Sportbund

Andreas Klages ist stellvertretender Direktor der Sportentwicklung im Deutschen Olympischen Sportbund und seit seiner Kindheit in Sportvereinen aktiv.

(Foto: Florian Göttler)

Was die Infrastruktur betrifft, rät Klages zu Mut zur Kreativität. Nicht jede Sporthalle müsse beheizbar sein, manche Städte hätten sich schon Hallen gebaut, die nur aus einem Dach bestehen. Das erscheint in Dachau zunächst nicht als dringlichstes Problem. Bevor die Stadträte beschließen, worüber sie reden wollen, müssen sie nun entscheiden, wie sie reden möchten. Darüber müssen sie aber noch reden.

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