Süddeutsche Zeitung

Dreikönigstag:Weihrauch auf Bestellung

Am 6. Januar und teilweise bereits an diesem Freitag sind die Sternsinger unterwegs. Weil sie es nicht mehr schaffen, an jede Tür zu kommen, muss der Besuchswunsch in den Pfarreien angemeldet werden

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Wer Sternsinger erleben will, der muss sie sich ins Haus bestellen. Dafür, wirklich von Tür zu Tür zu ziehen und jedes Haus zu segnen, sind die Gemeinden zu groß und die Sternsinger zu wenige. An diesem Freitag und natürlich am 6. Januar sind die heiligen Drei Könige unterwegs. Mit weißer Kreide schreiben sie 20*C+M+B+18 an die Türen und erbitten so den Segen Gottes für das Haus. "Christus mansionem benedicat" - Christus segne dieses Haus.

"Die Kinder haben einen Mordsspaß, sie bekommen meistens ja auch Süßigkeiten von den Leuten", erzählt Bernd Richter, Pfarrjugendleiter der Pfarrei Heilig Kreuz. Er ist in diesen Tagen mit den Sternsingern von Heilig Kreuz in Dachau auf Tour. Sie bitten um Spenden und sammeln für das Kindermissionswerk. Die diesjährige Spendensammlung steht unter dem Motto "Gemeinsam gegen Kinderarbeit. In Indien und weltweit".

In den meisten Pfarrgemeinden melden sich die Bürger im Pfarrbüro an, damit die Sternsinger bei ihnen vorbeikommen. "Ich kenn das von früher noch, in einem Dorf, da musste man die Sternsinger nicht bestellen, da sind sie einfach von Tür zu Tür gegangen", erzählt Pfarrer Bernhard Rümmler vom Pfarrverband Karlsfeld. "Aber Karlsfeld ist so groß, da geht das natürlich nicht." Die Organisation ist ein Grund, warum man die Sternsinger meistens bestellen muss. "Und leider werden es auch weniger Kinder, die mitmachen wollen", sagt Rümmler. Mit weniger Kindern sind auch die Möglichkeiten nicht mehr so groß. Mittlerweile gebe es so viel Angebot, wie Sportvereine oder Musikunterricht, "da haben die Kinder jeden Tag in der Woche einen Termin. Da kann ich schon verstehen, dass die Eltern dann wenigstens den Freitagabend freihalten wollen, wenn sich unsere Ministranten und Jugendgruppen treffen," sagt Rümmler. Bernd Richter hat in Dachau noch kein Problem, genügend Kinder für die Sternsingeraktion zu finden. Mit zwei Gruppen, also insgesamt neun Kindern, sind sie dieses Jahr unterwegs. Das reicht für das Gemeindegebiet der Pfarrei Heilig Kreuz. "Dieses Jahr sind zwei krank geworden, aber das ist nicht schlimm, wir sind trotzdem genügend und können alle angemeldeten Haushalte besuchen", sagt Richter. In der Dachauer Pfarrei Sankt Jakob sind dieses Jahr sogar 28 Kinder unterwegs. "Wir sind sehr zufrieden. Klar gibt es mal Engpässe, aber es reicht auf jeden Fall," sagt Susanne Deininger, Pastoralreferentin von Sankt Jakob. "Deshalb muss man sich bei uns auch nicht anmelden. Mit teilweise vier Gruppen am Tag können die Sternsinger bei uns wirklich noch von Tür zu Tür gehen."

Manche Kinder gehen erst in die vierte Klasse, die älteren besuchen bereits die siebte Klasse. Neben der gemeinsamen Mission gibt es noch einen kleinen Anreiz: Das Kindermissionswerk veranstaltete jedes Jahr einen Wettbewerb. Jede Pfarrei bekommt ein Rätsel, das die Sternsinger auf einem Zettel gemeinsam lösen. Deutschlandweit schicken alle Sternsinger ihre Lösungen ein, und aus jeder Diözese wird ein Gewinner ermittelt. "2014 haben wir gewonnen," erzählt Markus Grimm, Gemeindereferent von Heilig Kreuz. Die Gewinnergruppen dürfen dann zum großen Sternsinger-Neujahrsempfang der Bundeskanzlerin im Bundeskanzleramt in Berlin fahren. "Da entsteht dann ein großes Foto, mit vielen Sternsingern aus ganz Deutschland drauf", erzählt Grimm.

Die zwei Gruppen von Heilig Kreuz teilen sich auf und drehen ihre Runden. Dabei kommt es schon manchmal vor, dass sie trotzdem Leute besuchen, die sich nicht angemeldet haben. "Wenn man zufällig am Haus von einem Freund vorbeigeht, klingelt man da natürlich. Oder manchmal kommen die Leute aus ihren Häusern und fragen, ob wir bei ihnen auch noch kurz vorbeischauen," sagt Markus Grimm. Oder man besuche Leute, die man aus der Pfarrei kennt. Wie zum Beispiel den ehemaligen Gemeinderat von Heilig Kreuz, Fritz Popp. Bei ihm wurden die Sternsinger sogar in die Wohnung gelassen und durften die Krippe im Wohnzimmer anschauen. Manch kleiner Sternsinger denkt schon mit und fragt vorsichtig vor dem Eintreten: "Gibt's da Rauchmelder?" Diese Saison haben die heiligen Drei Könige mit ihrem Weihrauch allerdings noch keinen Alarm ausgelöst. Und wenn dann am Samstag alles geschafft ist, "dann machen wir immer ein großes gemeinsames Abschlussessen mit den Kindern, als Dank", erzählt Bernd Richter.

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Quelle:
SZ vom 05.01.2018
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