Drei Wochen Feriendorf:Wo der Holzrubel rollt

Feriendorf Mini-Karlsfeld erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Mini-Karlsfeld ist beliebt wie am ersten Tag. 60 Kinder sind seit Anfang August jeden Tag in die kleine Ferienstadtnahe dem Karlsfelder See gekommen, um dort mit anderen zu spielen. "Das ist viel", freut sich der Sozialpädagoge Rudi Denk, der das Projekt vor 24 Jahren ins Leben gerufen hat. Denn außer ihnen waren jeden Tag noch einige andere Kinder da, die sporadisch mal in Mini-Karlsfeld vorbeigeschaut haben oder an bestimmten Aktionen teilgenommen haben. Wenn es lange schön und heiß ist, sind meist weniger Kinder da, weiß Denk aus Erfahrung. Denn dann unternehmen die Eltern lieber selbst was mit ihrem Nachwuchs. "Wenn es fünf Grad kühler ist, sind 20 Kinder mehr am Platz", sagt er. Doch heuer war ein "sehr gutes Jahr" für Mini-Karlsfeld.

Zwar haben sich heuer weniger Vereine als sonst bereiterklärt, am Programm mitzuwirken, berichtet der Organisator. Doch er ist zufrieden mit der Bilanz. 40 Anmeldeaktionen habe man gehabt, etwa 1000 Plätze. "Der Feuerabend war toll", schwärmt er. Etwa 100 Eltern, Kinder und Vereinsmitglieder waren auf dem Platz vor dem Jugendhaus. Man saß gemeinsam ums Feuer. Es wurde gegrillt und Chili gegessen - eine Aktion, bei der die Familien sehen sollen, was die Kinder in ihren Ferien machen. Auch vom Theater-Workshop ist Denk noch immer sehr begeistert. Der jüdische Verein "Jad b Jad" (zu deutsch: Hand in Hand) hat mit den etwas älteren Kindern das Märchen "Schneewittchen" einstudiert und später aufgeführt. Die Eltern waren begeistert, sagt Denk. Highlight des diesjährigen Mini-Karlsfeld war aber auch der Seifenblasenmann, der mit seinen riesigen Gebilden die Sechs- bis Zwölfjährigen verzaubert hat.

Vor allem die Buben nutzten jede freie Minute, um am Brunnen Dämme zu bauen, Rohrleitungen zu verlegen und mit viel Wasser im Sand herumzupanschen. "Das war ein großer Spaß", sagt Denk und lacht. Andere genossen die Arbeit in der Papierwerkstatt, das Schneekugelbasteln oder Cupcakes-Backen. Interessant waren auch die Ausflüge zur Kläranlage oder in die Gärtnerei Obergrashof, der Besuch auf dem Araberhof oder die Wanderung zum Kollerberg. Der Schützenverein des TSV Eintracht Karlsfeld veranstaltete sogar zweimal ein Schnupperschießen. Auch die Tennisabteilung lockte die Kinder mit Schlägern und Bällen. Die Feuerwehr kam ins Mini-Karlsfeld und der Bund Naturschutz entführte die Kleinen ins "feuchte Nass", um sie über alles zum Thema Wasser aufzuklären. Das Heimatmuseum unternahm eine kleine Reise in die Vergangenheit. Alles in allem hatten die Kinder ein sehr vielfältiges Programm zur Auswahl. Sogar Wurstmachen stand an einem Tag im Programm.

"Wir haben heuer bestimmt 2500 Apfelschorlen gebraucht", sagt Denk. Genau hat er es nicht im Kopf, aber er schätzt, dass an die 80 Kuscheltiere "verkauft" hat. Sie kosten keine Euro, wie man jetzt vielleicht denken mag, sondern so genannte Holzrubel. Mit jedem Dienst an Theke, Empfang oder Kasse, in der Küche oder in Gärtnerei, beziehungsweise Bauhof können sich die Sechs- bis Zwölfjährigen ihre Holzrubel verdienen. Wenn sie genügend beisammen haben, leisten sie sich eines der bunten Plüschtiere mit den riesigen Augen, die über der Kasse hängen. Die Eltern seien meist weniger begeistert von dieser Art Verdienst, die Kinder aber lieben sie. "Sie sind stolz darauf, weil sie sie selbst verdient haben", weiß Denk.

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