Dreharbeiten:Tod eines Bierfahrers

Kommissar Bayer

In jedem Krimi braucht es einen Kommissar und eine Leiche. Die obligatorische Szene in der Pathologie darf natürlich auch nicht fehlen.

(Foto: oh)

Christian Past und Günter Zigawe drehen in Dachau eine Krimikomödie mit dick aufgetragenem bayerischen Lokalkolorit

Von Thomas Altvater, Dachau

Die Kamera hat den Eingang des Lokals in Dachau-Ost perfekt im Blick. Sie steht nur wenige Schritte von der Eingangstür entfernt auf einem etwa eineinhalb Meter hohen Stativ. Um die Kamera herum sitzen die etwa 30 Gäste des Lokals, trinken Bier, reden mit ihren Sitznachbarn und verfolgen nebenbei ein Spiel der Fußballweltmeisterschaft. Es ist ein gewöhnlicher Sonntagnachmittag in dem Dachauer Pub, nur die Kamera will nicht so recht in das Gesamtbild passen.

Christian Past lehnt entspannt am Türrahmen des Pubs und beobachtet die Leute im Biergarten. Dann fällt vor der Kamera die Klappe. "Szene 22, Take 1" steht in weißer Kreide auf der schwarzen Tafel. Schnell spannen sich die Muskeln in Pasts Gesicht, er ist konzentriert. Es ist eine der letzten Szenen des Kurzfilms "Kommissar Josef Bayer", die noch gedreht werden müssen. Past hat das Pub im Dachauer Osten als Drehort ausgesucht. Ein gemütlicher Ort. Denn das Gemütliche, die Lässigkeit, zieht sich wie ein roter Faden durch die von Hobbyfilmern produzierte bayerische Kriminalkomödie.

"Mei, wir können das Rad auch nicht neu erfinden", sagt Christian Past mit einem Schulterzucken. Wer das Drehbuch des Films liest, erkennt schnell die Parallelen zu den so erfolgreichen bayerischen Krimiserien wie den Eberhofer-Filmen, zu den Serien "Rosenheim Cops" oder "Hubert und Staller", aber auch zu den Folgen des Münchner "Tatorts". Das sei so gewollt, erklärt Past. Nicht als bloßer Abklatsch, sondern als neue Mischung altbekannter Elemente. Christian Past und seinem Kollegen Günter Zigawe kommt es eigentlich auf etwas ganz anderes an: "Das Wichtigste für uns war, dass wir so einen Film selbst machen", sagt Past. Ohne großes Budget, ohne viel Technik und in Eigenregie. Die Kamera sei geliehen, erklärt Zigawe, "unsere Darsteller sind alles Freunde oder Bekannte, die machen das sozusagen ehrenamtlich." Nicht mehr als 700 Euro kostet die Produktion der Komödie, und das darf man auch merken.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Mordfall, den Kommissar Josef Bayer aufklären muss. Tatort ist der Lagerraum einer Brauerei, der Tote ein Bierfahrer, der dort leblos und mit einer Wunde am Kopf aufgefunden wird. Einen tatsächlich nicht ganz ungewöhnlicher Todesfall haben Past und Zigawe da recherchiert: In Lagerstätten für Alkohol kann es immer wieder zum zeitweisen Anstieg von Kohlenstoffdioxid kommen. Für den Bierfahrer endete dieser Anstieg tödlich - so scheint es zumindest. Von diesem Szenario geht zunächst auch Kommissar Bayer aus, der Gerichtsmediziner ist zum Todeszeitpunkt auf Urlaub. "Oiso werd's scho so g'wesen sei", wird sich der Kommissar gedacht haben, bis der Gerichtsmediziner, ein Norddeutscher, schließlich die Beerdigung wegen Mordverdachts platzen lässt.

Während der Ermittlungen arbeitet Kommissar Bayer ständig mit seinem "Spezl", dem ehemaligen Polizisten Xaver Mader zusammen, der nun als Privatdetektiv arbeitet. Immer wieder setzt sich Bayer über seine Kollegen in der Polizeidienststelle hinweg. Der Kommissar Bayer ist eben ein bayerischer Sturkopf und wie jeder echte Polizist trägt er seine grüne Uniform voller Stolz.

In dem nur etwa 25 bis 30 Minuten langen Film wagen Past und Zigawe einen kritischen, selbstironischen und teilweise auch bewusst überzogenen Blick auf die eigene Heimat. Ihr Projekt ist aber auch eine Hommage an die typisch bayerische Lebensart, die durch Strukturwandel und Verstädterung mehr und mehr in Vergessenheit gerät, aber gerade im ländlichen Raum noch immer spürbar ist. Das Lebensgefühl der allumfassenden Gemütlichkeit, die besonderes Art des bayerischen Netzwerkens, auch "Spezlwirtschaft" genannt, und der scheinbar ewige Konflikt mit den Norddeutschen, also den "Preißn", all das sind Themen, die Past und Zigawe in die zwei Hauptfiguren und die Geschichte des Films integriert haben. Gespielt wird der Kommissar Josef Bayer von Christian Past. Past, ein gelernter Lackierer, ist kein Neuling in der Filmbranche. Immer wieder hat er kleinere Rollen in größeren Produktionen gespielt, vor allem in bekannten bayerischen Fernsehkrimis. Im Münchner "Tatort" spielte Past einen Polizisten, in der Sendung "Aktenzeichen XY" war der 49-Jährige ebenfalls Darsteller und in der Serie "Rosenheim Cops" war er auch schon zu sehen. Von den TV-Kommissaren hat sich Past einiges abgeschaut. Er kenne jedoch auch einige echte Polizisten, erzählt er, "das hat mir viel geholfen, wie ich mich als Polizist kleiden und verhalten muss." Auch Zigawe, ein Pharma-Referent, der in der Komödie als Detektiv Mader ermittelt, sammelte Erfahrung vor der Kamera. Hauptsächlich in den großen Filmstudios vor den Toren Münchens, wo Zigawe in der Vorabendserie "Sturm der Liebe" einen Koch spielt.

Josef Bayer und Xaver Mader - also Past und Zigawe - sind nicht nur in ihrer Komödie, sondern auch in der Realität ein eingespieltes Team. Vor zwei Jahren drehten die beiden Hobbyfilmer ihren ersten Kurzfilm, in nur sieben Stunden. Sie wollten selbst aktiv werden, einmal etwas eigenes produzieren. Ihr neues Projekt, die Kriminalkomödie, ist da ein wenig größer. Die Geschichte über Kommissar Bayer, den toten Bierfahrer und Detektiv Mader fiel ihnen eher zufällig ein. Gemeinsamüberlegten Past und Zigawe, welche bayerischen Eigenarten von Kommissar Bayer verkörpert werden sollten. Innerhalb von zwei Wochen schrieb Past das Drehbuch. Anfang April begannen die Vorbereitungen für den Dreh vorzubereiten, Mitte Juni wurde es ernst: An insgesamt vier Tagen, mit 17 Darstellern und ungefähr 50 Komparsen drehten Past und Zigawe ihren Krimi. Für die ersten Szenen bauten sie ihre Kamera in Altdorf bei Landshut auf. Die letzten Einstellungen drehten sie in Pasts Wohnung in Dachau und in dem kleinen Pub an der Sudentenlandstraße.

Premiere hat der Film voraussichtlich Anfang Oktober in München. Ob es einen zweiten Teil gibt, darauf wollen sich Past und Zigawe noch nicht so festlegen. Eine Tendenz gibt es aber schon: "So wie ich uns kenne, sind wir so bekloppt und machen das noch einmal", sagt Past.

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