Dioxin-Skandal:Rewe gibt Entwarnung

In einer Bergkirchener Großbäckerei wurde Dioxin belastetes Flüssigei verarbeitet. Die Konzentration ist allerdings geringer als befürchtet.

Gregor Schiegl

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat in einer Charge verdächtiger Backwaren der Glockenbäckerei Bergkirchen Dioxin nachgewiesen - allerdings in einer Menge, die deutlich unter dem zulässigen Grenzwert liegt. Das Unternehmen gehört zur Rewe-Group. Statt der maximal drei Pikogramm - ein Pikogramm entspricht einem Billionstel Gramm - wurden 0,3 Pikogramm in einer Lieferung gemessen. Die Backwaren seien "verkehrsfähig und damit nicht gesundheitsgefährlich" gewesen, schloss ein Sprecher der Rewe-Gruppe. In den Verkauf gelangten die Waren gleichwohl nicht; inzwischen sei das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen.

Dioxin-Skandal: Die Glockenbäckerei im Gewerbegebiet Bergkirchen beliefert zahlreiche Rewe-Filialen. Sie gilt als eine der größten und modernsten Großbäckereien Deutschlands.

Die Glockenbäckerei im Gewerbegebiet Bergkirchen beliefert zahlreiche Rewe-Filialen. Sie gilt als eine der größten und modernsten Großbäckereien Deutschlands.

(Foto: DAH)

Von einer "Entwarnung" wollte das zuständige Landesamt am Montag ausdrücklich nicht sprechen. Die bayerischen Behörden blieben in Alarmbereitschaft: In der Bergkirchener Bäckerei seien knapp 22000 Eier einer Lieferung aus Niedersachsen zu Flüssig-Ei vermischt worden. Immer noch gebe es zu wenig Informationen über weitere Vertriebswege möglicherweise belasteter Ware. Die Informationen aus Niedersachsen bezeichnete das Landesamt als unzureichend. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass Eier aus betroffenen Betrieben auch in den bayerischen Einzelhandel gelangen."

Der Rewe-Sprecher hielt sich in der Frage nach dem Lieferanten bedeckt: Mit solchen Angaben würde sich das Unternehmen "unter Umständen juristisch angreifbar machen". Nur soviel teilte er mit: Das Flüssig-Ei stamme "von einem Lieferanten, der wiederum Eier von einem Vorlieferanten bezogen hat". Weil dessen Futtermittel möglicherweise mit Dioxin belastet gewesen sei, hätten die zuständigen Veterinärämter in den nachfolgenden Produktionsschritten entsprechende Kontrollen vorgenommen.

Nach Darstellung des Rewe-Sprechers handelt es sich um einen Einzelfall. "Sämtliche anderen Lieferungen sind unauffällig." Rewe führt nach eigenen Angaben interne Untersuchungen zu dem Vorfall. Mit Ergebnissen sei aber "erst in den kommenden Wochen" zu rechnen.

Die erst 2010 eröffnete Bäckerei im Bergkirchener Gewerbegebiet an der Autobahn A 8 gilt als einer der größten und modernsten Betriebe ihrer Art. Sie beliefert Filialen der Supermärkte Rewe, Toom und Penny im gesamten Bundesgebiet. Ihren Gesamtumsatz beziffert die Glockenbäckerei auf 145 Millionen Euro im Jahr; jährlich werden hier rund 36000 Tonnen Mehl verarbeitet. Die nun aus dem Verkehr gezogenen dixoxinbelasteten Teiglinge seien allerdings lediglich für die 20 eigenen Glocken-Filialen im Umkreis von 80 Kilometern gedacht gewesen, sagte der Rewe-Sprecher. Das erkläre auch die "kleine Menge" Flüssig-Ei, die zum Einsatz gekommen sei. Erzeugnisse, in denen Flüssig-Ei enthalten ist, würden "ausschließlich in den 20 eigenen Vorkassenbäckereien vertrieben.

Inwieweit dies die verunsicherten Verbraucher beruhigen kann, muss sich zeigen. Am heutigen Dienstag bezieht der Dachauer Bauernverband zum Dioxin-Skandal Stellung. Das Landesamt rät, bis auf weiteres auf Eier aus Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu verzichten. Die Herkunft eines Eis verrät die Stempelnummer; bayerische Eier haben die Endziffern 09.

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