Digitales Gedenken:Auf den Spuren geistlicher Häftlinge im KZ Dachau

Karl Leisner Priester KZ Dachau Weihe

Karl Leisner war der einzige Priester, der im KZ Dachau geweiht wurde. Er starb 1945 in Krailling.

(Foto: Karl-Leisner-Archiv)

Erzdiözese München und Freising veröffentlicht Gedenk-App, um die Erinnerung an die NS-Opfer zu bewahren

Die Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau hat eine Smartphone-App entwickelt, mit deren Hilfe man die Lebensdaten von 2720 Geistlichen verschiedener Konfessionen und Religionen abrufen kann, die im Konzentrationslager Dachau von 1940 bis 1945 inhaftiert waren. In keinem anderen Lager wurden Geistliche in so großer Zahl gefangen gehalten. Finanziert wurde die App von der Erzdiözese München und Freising, die damit die Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt bewahren will. Neben der Einsicht in die Biografien der Geistlichen führt die App Besuchern an Ort und Stelle oder virtuell auf zwei Rundgängen über das Gelände der KZ-Gedenkstätte. Die Gedenk-App mit dem Titel "Geistliche im KZ Dachau" ist kostenlos über den App Store oder den Google Play Store erhältlich.

"Die Gedenk-App hilft, dass das Schicksal dieser Geistlichen nicht in Vergessenheit gerät", sagt der Bischöfliche Beauftragte für KZ-Gedenkstättenarbeit in der Erzdiözese und Leiter der Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte, Ludwig Schmidinger. In einem Kooperationsvertrag der Erzdiözese mit der KZ-Gedenkstätte Dachau unter dem Dach der Stiftung Bayerische Gedenkstätten wurden alle zur Verfügung stehenden Daten zusammengetragen. Die über die App einsehbaren biografischen Angaben seien bereits auch an anderen Stellen veröffentlicht worden.

"Der Mehrwert der App liegt darin, dass diese Daten von Geistlichen zum ersten Mal gebündelt dargestellt werden und gezielt abgefragt werden können", so Schmidinger, Initiator des neuen digitalen Angebots.

In die Datenbank aufgenommen wurden unter anderem Pfarrer, Kapläne, Vikare und Ordensmänner, darunter zum Beispiel der Selige Karl Leisner oder der im September 2019 selig gesprochene Pater Richard Henkes. Per Suchfunktion können Namen, Geburts- und Sterbedaten, Geburts- und Sterbeoret, Wohnorte, Nationalitäten, Konfessionen sowie Diözesan- oder Ordenszugehörigkeiten recherchieren werden. Wer die App öffnet, bekommt auf einem Gedenkkalender als ersten Hinweis angezeigt, wenn sich der Todestag eines Häftlings am betreffenden Tag jährt. Darüber hinaus kann man auf den beiden Rundgängen "Geistliche im KZ" und "Namen statt Nummern" in jeweils sieben Stationen durch das Gelände der KZ-Gedenkstätte gehen. An den Haltepunkten erfahren die Besucher Details der Lebens- und Haftgeschichte von Insassen, ergänzt um biblische Texte und einen geistlichen Impuls. Diese Informationen sind nicht an den Besuch der Gedenkstätte gebunden, sondern können unabhängig davon nachgelesen oder als Meditationsvorlage verwendet werden.

Die Gedenk-App kann kostenlos über App Store oder Google Play Store heruntergeladen werden. Neben Einzelpersonen können auch Pädagogen sie im Unterricht einsetzen. Sie ist auf Deutsch, Englisch und Polnisch verfügbar. Informationen über die Nutzungsmöglichkeiten der App gibt es auf der Seite www.erzbistum-muenchen.de/spiritualitaet/gedenk-app. Dort ist auch ein Interview mit Ludwig Schmidinger nachzulesen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: