Die Wahl im Netz:Schockstarre und ein Kater

Wie Dachauer die Wahl in den sozialen Netzwerken kommentieren

Von Clara Nack und Anna-Elisa Jakob, Dachau

In den sozialen Netzwerken herrscht seit den ersten Hochrechnungen Ernüchterung, die Dachauer Politiker halten sich zurück. Einzig Martina Purkhardt jubiliert zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale: "Ich freue mich sehr über die ersten Ergebnisse", schreibt die Direktkandidatin der Freien Wähler auf Facebook. Unter dem Hashtag #ltwby kursieren auf Twitter, Instagram und Facebook einige freudige Beiträge der Grünen. Ansonsten ist die große Frage: "Woran hat's gelegen?" Am Debakel mehrerer Parteien und der "Halbierung der SPD" soll die interne Koalitionskrise in Berlin schuld sein, heißt es in den Kommentaren. Viele Tweets sind an Horst Seehofer gerichtet, der doch "bitte mal in den Spiegel schauen" solle. Oder an Markus Söder, der sich mit dem "klaren Regierungsauftrag" so einiges "schön rede".

Einige sind vor der Wahl unentschlossen - auf dem anonymen Forum Jodel tauschen sie sich aus. "Grün oder gelb?", fragt jemand. In der Kabine herrscht weitere Verwirrung: "Ich studiere, aber habe fünf Minuten gebraucht, um den Wahlzettel wieder zusammen zu falten", beschwert sich ein Nutzer aus Dachau. Bei der Briefwahl entdecken andere Jodel-Nutzer noch weitere Vorteile: "Hätte ich keine Briefwahl gemacht, hätte ich die Wahl eiskalt verschlafen." ÖDP-Spitzenkandidat Christoph Hinz hat dieses Problem im Vorhinein erkannt und postet auf Facebook: "#keineAusreden, man kann auch mit Kater wählen gehen". Die hohe Wahlbeteiligung sorgt für Gesprächsstoff. Ein Jodel-Nutzer aus Dachau schreibt, er habe dreißig Minuten angestanden: "So einen Andrang habe ich noch nie erlebt."Christoph Steier, AfD-Direktkandidat, zeigt sich am Nachmittag siegessicher: "Heute erleben wir ein blaues Wunder", schreibt er auf Facebook, dazu gibt es ein Foto seines ausgefüllten Wahlzettels. Ob das Foto direkt in der Wahlkabine entstanden ist? Nach bayerischer Wahlordnung würde die Stimme des AfD-Politiker damit vor Ort als ungültig zurückgewiesen. Das Wort der Landtagswahl 2018 ist "Analysieren", steht für die Jodel- und Twitter-Nutzer fest. Die Parteien befänden sich wohl noch in einer "Schockstarre". Die Nutzer fassen die Stimmung nüchtern zusammen: Die Enttäuschung sitze so tief, "dass manche gar nicht mehr twittern".

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