Die Planung steht:Über den Dächern von Karlsfeld

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Eine 32 Meter hohe Ellipse parallel zur Münchner Straße soll der Hingucker des überplanten Ludl-Areals werden. Findet sich ein Betreiber für eine Rooftop-Bar, geht's sogar noch höher hinaus

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Eckpunkte der Planung auf dem Ludl-Gelände an der Münchner Straße in Karlsfeld sind festgezurrt. Architektonischer Glanzpunkt und neues Aushängeschild des Ortes wird eine große Ellipse an der viel befahrenen B304. Zudem wird die denkmalgeschützte Ludl-Kapelle nun einen wesentlich größeren Freiraum bekommen, als ursprünglich von Architekt Klaus Kehrbaum vorgesehen. Und der Gemeinderat hat am Donnerstag auch zwei Sichtachsen festgelegt, die von der Gartenstraße ins Grüne führen - beziehungsweise die Kapelle schön zur Geltung bringen. Das Sommerhaus indes wird nicht wieder aufgebaut. "Nimmt man die charmanten Holzbretter weg, ist es ein Bunker aus Beton", erklärte Kehrbaum, der anfangs dazu viele Visionen hatte.

Noch ist es eine Brache: Der alte Hof und das Sommerhaus gammeln vor sich hin, doch bald schon soll hier eine lebendige Ortsmitte entstehen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ellipse

Investor Lidl war zunächst unglücklich über die Form des Gebäudes, weil es "unrentabel" sei. Doch die Gemeinderäte bestanden darauf und jetzt sieht man die besondere Form als Chance. Denn Büros, die ein spektakuläres Gebäude suchten, hätten in der Regel einen gewissen Anspruch, bemerkte der Architekt. Anders als bisher geplant, wird die Ellipse nun parallel zur Münchner Straße stehen. "Das weitet das Quartier auf und ist würdig gegenüber der Kapelle", erklärte Städteplaner Dietmar Sandler. Außerdem soll die Ellipse frei stehen - also keine Parkplätze darunter haben. Die Gemeinderäte träumen aber noch von einer Roof-top-Bar auf dem Gebäude, als absolutes Highlight. Im Abendlicht einen Cocktail mit Blick über Karlsfeld schlürfen. . . "Lidl wäre dazu bereit, aber es gibt keine Interessenten", durchbrach Kehrbaum die Idee. Als Ansporn hat der Gemeinderat nun festgelegt, dass die Ellipse bis zu 36 Meter hoch werden darf, aber nur, wenn eine Gastronomie auf dem Dach ist. Der oberste Stock soll auch kein Vollgeschoss werden, sondern deutlich kleiner. Kann der Investor die Bedingung nicht erfüllen, darf er lediglich bis maximal 32 Meter hoch bauen. Jedes Stockwerk wird etwa 700 Quadratmeter haben.

Architektur

Die Karlsfelder sind gebrannte Kinder. Keinesfalls soll die "Klötzchenarchitektur" der Neuen Mitte auf dem Ludl-Gelände seine Fortsetzung finden. Deshalb werden im Bebauungsplan abgestufte Gebäude festgelegt. Das Bürogebäude direkt an der Münchner Straße neben der Ellipse, wird zum Beispiel zwei untere Stockwerke haben, die auf der Baulinie der übrigen Häuser liegen, die oberen vier Stockwerke sollen aber deutlich zurückspringen. Wie weit, das ist derzeit noch offen. Die Kommunalpolitiker wünschen sich einen möglichst freien Blick auf die Ellipse von der Münchner Straße aus und die ist deutlich von der Fahrbahn abgerückt, um den Blick auf die Ludl-Kapelle freizugeben. Maximal darf das Gebäude 20,50 Meter hoch werden

Auch die Wohngebäude in der Mitte des Areals und südöstlich der Nibelungenstraße sollen terrassiert gebaut werden. Der geförderte Wohnungsbau am südlichen Rand des Grundstücks wird ebenfalls gegliedert und soll Laubengänge bekommen, damit die Fenster der Wohnungen zum Quartier hin liegen und nicht zum Heizkraftwerk. Dadurch entstehen womöglich acht bis zehn Wohnungen weniger, aber die Bewohner müssen nicht so sehr unter Lärm leiden.

Parkplätze

120 Stellplätze werden oberirdisch angelegt zum Teil überdacht, darauf besteht Lidl. Außerdem wird es eine Tiefgarage geben. Wie groß diese sein muss und ob sie eventuell sogar zweigeschossig angelegt wird, darüber muss noch beraten werden. Festgelegt hat der Gemeinderat jetzt nur, dass die Zu- und Auffahrt auf dem Parkplatz sein wird. Architekt Kehrbaum schlägt Glasgeländer vor, damit sie nicht weiter auffällt.

Kindertagesstätte

Wenig begeistert sind einige Gemeinderäte, vor allem das Bündnis, über die Kita im ersten Stock. 1100 Quadratmeter sollen die Kleinen zum Spielen und Lernen bekommen, sowie eine Terrasse mit 1300 Quadratmetern. Diese wird voraussichtlich mit einer Glaswand gesichert - einziges Problem daran: Die Freiflächen sind gut einsehbar. Bislang hat man immer Wert darauf gelegt, die Kinder vor Blicken Fremder zu schützen. "Pädagogen finden das nicht so gut", sagte Birgit Piroué (Bündnis). "Wir sind nicht mitten in der Stadt und auf dem jetzigen Lidl-Gelände an der Allacher Straße gäbe es die Möglichkeit, die Kita besser unterzubringen", warf sie ein. Doch die Mehrheit war der Ansicht, dass die Kita zu einem "urbanen Quartier" dazugehöre. Auch die Argumente Schadstoff- und Lärmbelastung halfen nichts.

Ludl-Kapelle

Gut 20 Meter Abstand muss das nächste Gebäude zur Ludl-Kapelle haben und es darf nur erdgeschossig sein. Um die Kapelle herum soll ein grüner Anger entstehen, der in einen mindestens 17 Meter breiten Geh- und Radweg mündet. An beiden Seiten sollen Bäume gepflanzt werden. Sollte sich McDonalds eines Tages verändern wollen, wird der Konzern schlechte Karten haben. Ein Neubau müsste deutlich mehr Abstand zur Kapelle haben und würde nur noch als viergeschossiger quadratischer Block von der Gemeinde akzeptiert.

In einer Sondersitzung will der Gemeinderat am 19. September noch die restlichen Fragen klären. Zum Beispiel - wie der Verkehr geregelt werden soll.

© SZ vom 27.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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