Die Liberalen im Landkreis:Wiederauferstehung

Die Liberalen im Landkreis: Kreis- und Stadtrat Jürgen Seidl gibt sich verwundert: Am Straßenwahlkampf könne der Erfolg nicht liegen.

Kreis- und Stadtrat Jürgen Seidl gibt sich verwundert: Am Straßenwahlkampf könne der Erfolg nicht liegen.

(Foto: Niels Jørgensen)

Auch im Landkreis profitiert die FDP vom bundesweiten Aufwärtstrend - ihr einziger Mandatsträger Jürgen Seidl ist baff

Von Viktoria Großmann, Dachau

Zum bundesweiten Wahlerfolg der FDP haben die Landkreisbürger überdurchschnittlich beigetragen. Insgesamt erhielten die Liberalen im Wahlkreis mit Fürstenfeldbruck knapp zwölf Prozent, im Landkreis Dachau gaben ihr 10,63 Prozent ihre Zweitstimme. 2013 waren es noch 4,5 Prozent. Als absolute FDP-Hochburg zeichnete sich dabei Haimhausen aus, wo die Partei auf 13,78 Prozent der Stimmen kam, gefolgt von Karlsfeld mit 12,12 Prozent, Hebertshausen mit 11,32 Prozent und Dachau mit 11,22 Prozent. Überdurchschnittlich viele Anhänger fand die vor vier Jahren aus dem Bundestag verschwundene Partei auch in Schwabhausen (10,85 Prozent) und Sulzemoos (10,78 Prozent).

Einer, der sich diesen Erfolg überhaupt nicht erklären kann, ist ausgerechnet Jürgen Seidl. Seidl ist der einzige FDP-Mandatsträger im gesamten Landkreis Dachau. Er ist Stadtrat in Dachau und Kreisrat. An Basisarbeit oder Straßenwahlkampf liegt der FDP-Erfolg sicher nicht, das räumt er ein. Die Entwicklung seiner Partei im Landkreis sieht er mit großer Sorge. Einen einzigen Infostand hat es in Dachau gegeben, zwei Wochen vor der Wahl. Es ist einfach kaum jemand da, der sich für die Liberalen im Landkreis engagieren kann. 45 Mitglieder hat die Partei derzeit.

Das ist schon der Aufwärtstrend. Abwärts ging es auch für die Dachauer FDP nach der verlorenen Landtags- und dann auch noch der Bundestagswahl 2013. Davor gab es im Landkreis mehr als 100 FDP-Mitglieder, der Kreisverband konnte sich neben den anderen im Umland, Freising, Fürstenfeldbruck oder Pfaffenhofen, sehen lassen. Diesen haben die verlorenen Wahlen offenbar weit weniger geschadet. Und der eigentliche und einzige Grund für den Absturz der FDP im Landkreis waren sie ja auch nicht. Der hieß Hans Peter Posch. Der ehemalige Kreisvorsitzende legte sein Amt im Mai 2013 nieder und kandidierte auch nicht mehr für den Landtag. Er hatte sich damals Ermittlungen gegen ihn und Verantwortliche seiner früheren Firma stellen müssen. Seidl distanzierte sich damals öffentlich von Posch. Heute räumt er ein, dass Engagement im Orts- oder Kreisverband auch etwas mit den entsprechenden Führungspersonen zu tun hat.

Nach 2013 verlor die Landkreis-FDP zwei Drittel ihrer Mitglieder. "Vor drei Jahren war ein Tiefpunkt erreicht", sagt Seidl. Da sei die Mitgliederzahl auf unter 30 gesunken. Die Ortsverbände in Indersdorf und Vierkirchen zerfielen. Seit zwei Jahren erst gehe sehr langsam aber stetig bergauf. "Aber um Ortsverbände zu gründen oder Listen für eine Kommunalwahl aufzustellen, reicht das noch nicht." Von fehlender Fraktionsstärke, die mit drei Räten erreicht wäre, gar nicht zu reden.

Im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck, in dem die FDP bei der Wahl noch etwas besser abschnitt, sind die Liberalen in drei Stadträten und vier Gemeinderäten vertreten, in Eichenau gibt es gar einen FDP-Bürgermeister und doppelt so viele FDP-Kreisräte: nämlich zwei.

Das mag beneidenswert sein aus Dachauer Sicht, aber üppig ist auch der Zuspruch im Nachbarlandkreis nicht zu nennen. Immerhin gibt es eine gepflegte Homepage. Auch mehr Veranstaltungen und Wahlkampf auf der Straße gab es dort. Dass seine Partei nach vierjähriger Abwesenheit aus dem Bundestag so hoch wieder eingestiegen ist, das sei "ein gutes Gefühl", sagt Seidl. "Mit einem zweistelligen Ergebnis hatte ich nicht gerechnet." Es macht ihm Hoffnung für die Arbeit an der Basis: "Das zeigt: Das Potenzial ist da." In Haimhausen lebten auch wegen der Business International School einige Menschen, die zur Politik der FDP neigten, erklärt Seidl. Dort gab es schon früher gute Ergebnisse. Auch an treuen und großzügigen Spendern mangle es zum Glück nicht, sagt Seidl. Aber an der Bereitschaft, in die Partei einzutreten.

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