Der Landkreis schwitzt:Hitzestress

Die tropischen Temperaturen zehren am Nervenkostüm vieler Bürger, die sich durch feierwütige Zeitgenossen in ihrer Ruhe gestört fühlen. Polizeibeamte sind im Dauereinsatz - und die Waldbrandgefahr wächst.

Von Benjamin Emonts und Gregor Schiegl

Die derzeit herrschenden hochsommerlichen Temperaturen sorgen bei den Menschen im Landkreis für gute Laune. Trotzdem sollte man bei allen Dingen nun etwas vom Gas gehen. Auf der Autobahn zum Beispiel. Für die A 92 zwischen München-Feldmoching und Dingolfing-Ost hat die Autobahndirektion Südbayern die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 80 begrenzt. "Durch die Hitze haben wir ein erhöhtes Risiko für Fahrbahnaufbrüche." Die A 92 ist nämlich aus Betonplatten gebaut, "die können sich durch die Hitze aufbiegen und zu regelrechten Sprungschanzen von bis zu einem Meter Höhe werden", warnt Josef Seebacher. Der Pressesprecher der Autobahndirektion gibt zugleich für die A8 und A9 Entwarnung. Letztere sei aus Asphalt gebaut, der hitzeresistent ist, und der Beton der A8 ist so neu, dass "Fachleute meinen, da kann nichts passieren".

Anton Kreitmair, Kreisobmann des Dachauer Bauernverbandes, freut sich über das Wetter. "Die momentane Hitze ist durchweg positiv für die Landwirtschaft." Der Mais, der im Landkreis kräftig angebaut wird, gedeiht in der Wärme prächtig, ebenso die Zuckerrüben und sämtliche Getreidesorten. Die Frage ist nur: "Wie lange hält die Hitze an?" Würde sie noch Wochen andauern, so müsste man mit Schäden und möglichen Ernteeinbußen rechnen. Aber "eine Abkühlung ist ja in Sicht", so Kreitmairs Wetterprognose.

Wegen der anhaltenden Trockenheit und Hitze gilt in ganz Bayern hohe Waldbrandgefahr. "Die Lage ist angespannt", sagt Franz Knierer, Leiter der Forstdienststelle Dachau. Allerdings habe es in jüngerer Vergangenheit auch vereinzelt regionale Niederschläge gegeben, wodurch die Lage gerade im östlichen Landkreis nicht ganz so kritisch sei. Zudem werden an besonders heißen Tagen potenziell brandgefährdete Flächen im Landkreis von Fürstenfeldbruck aus regelmäßig von Luftbeobachtern kontrolliert. Mit offenem Feuer sollte man dennoch vorsichtig sein. Vergangenen Freitag kam es zu einem kleinen Brand an einem Bahndamm in Esterhofen, der glücklicherweise keinen nennenswerten Schaden anrichtete. Knierer appelliert zudem an alle Waldbesitzer, ihre Fichtenbestände verstärkt auf Befall mit Borkenkäfern zu überprüfen. Weil während der Hitzewelle viele Landkreisbürger Erfrischung in den zahlreichen Badeseen suchen, steht auch die Dachauer Wasserwacht derzeit unter erhöhter Alarmbereitschaft. Gravierende Vorfälle gab es nach Angaben von Oliver Welter, Leiter der Dachauer Wasserwacht, bislang glücklicherweise nicht. Damit das so bleibt, appellierte er an Badegäste, sich auch mal in den Schatten zu begeben und sich immer einzucremen. Die Rettungsstation am Karlsfelder See ist aufgrund der aktuellen Hitzephase auch unter der Woche besetzt.

Ausufernde Grillpartys und Geburtstagsfeiern in lauer Abendluft ziehen unzählige Beschwerden über nächtliche Ruhestörungen nach sich. "Seit Freitag fahren die Kollegen die ganze Nacht deswegen von einem Ort zum anderen", seufzt Polizeisprecher Ernst Ziegenheim. Ohne Verschnaufpause. Zum Teil kommen sie mit den Beschwerden gar nicht mehr nach. Dafür reagieren die Feierlustigen in der Regel offenbar recht umsichtig, wenn die Polizei sie ermahnt. "Es ist immer eine Sache des Miteinanders", sagt Ziegenheim.

Leider müssen die Beamten auch verstärkt wegen Zweiradunfällen ausrücken. Bei schönem Wetter sind mehr Radler auf den Straßen unterwegs, folgerichtig kommt es auch zu mehr Stürzen. Am Samstag verletzte sich ein Röhrmooser, als er in Folge einer - möglicherweise hitzebedingten - Kreislaufschwäche vom Fahrrad stürzte. Am Pfingstsonntag verunglückte ein Motorradfahrer bei Ebersbach tödlich. "Zum Teil rücken die Motorradfahrer jetzt aus, nachdem sie schon länger nicht mehr gefahren sind", sagt Ziegenheim, "dann passieren öfter solche schlimmen Unfälle."

Im Krankenhaus herrscht dagegen quasi Normalbetrieb, wie der Sprecher des Ärztlichen Leitungsgremiums der Amperkliniken, Michael Weber, mitteilt. Am Sonntag und Montag mussten nur jeweils vier jüngere Leute behandelt werden, die zu lange in der Sonne gelegen hatten. Ansonsten verhielten sich die Menschen bislang vernünftig. "Es gibt ja oft Sportler, die meinen bei 32 Grad geht es erst richtig los."

Weber rät, bei Hitze übermäßige sportliche Betätigung zu vermeiden, beim Sport ausreichend zu trinken, sich luftig zu bekleiden und sich nicht allzu lange in der Sonne aufzuhalten. Trotz der Hitze sinkt die Nachttemperatur im Landkreis noch auf unter 20 Grad, was für das Wohlbefinden der Menschen durchaus wichtig ist. "Es ist wichtig, dass die Leute wenigstens richtig schlafen können", sagt Weber.

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