Defizit im Haushalt:Flüssig bleiben

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Darf es noch ein bisschen mehr sein? Eine Bedienung nimmt im Festzelt eine Bestellung auf. (Foto: Toni Heigl)

Das Dachauer Volksfest macht Miese. Das Defizit beträgt voraussichtlich mehr als 200 000 Euro. Schuld daran sind vor allem die strengen Sicherheitsauflagen. Eine Idee, um das Minus künftig auszugleichen: den Bierpreis erhöhen.

Von Julia Putzger, Dachau

Die Bierkrüge klirren, die Musikanten auf der Bühne sorgen für ausgelassene Stimmung, Riesenrad, Autoscooter und Karussell lassen die Ludwig-Thoma-Wiese glitzern. Das Dachauer Volksfest ist mit rund 300 000 Besuchern für viele ein jährliches Highlight - doch für die Stadt Dachau als Organisator hat es einen bitteren Beigeschmack. Denn die eineinhalb Wochen Unterhaltung schlagen ordentlich zu Buche - für heuer wurde ein Defizit von 225 700 Euro im städtischen Budget einkalkuliert. Im nächsten Jahr könnte diese Summe weiter anwachsen. Um das zu verhindern, müsste die Stadt beim Fest selbst mehr Geld einnehmen. Eine Möglichkeit dafür wäre, den Bierpreis zu erhöhen.

Für die hohen Kosten ist vor allem das neue Sicherheitskonzept verantwortlich, erklärt Tobias Schneider als Leiter des Dachauer Kulturamts, welches die Veranstaltung organisiert. Denn damit am Volksfest alle Sicherheitsanforderungen erfüllt werden, sind 60 000 Euro fällig. Zwei weitere große Posten gibt es in der Kalkulation: Den Tag der Senioren, der rund 45 000 Euro kostet sowie Bauhof- und Gärtnereileistungen in Höhe von 180 000 Euro. Dabei handele es sich allerdings um interne Verrechnungen, "es fließt also kein Geld nach außen", betont Schneider.

"Schlussendlich wird jedes städtisch organisierte Volksfest defizitär sein"

Die Einnahmen wiederum setzen sich im Grunde aus zwei Teilen zusammen: Den Standgebühren, die Schausteller, Fahrgeschäfte und kleine Zelte abhängig von ihrer Größe bezahlen, und der Umsatzpacht, die der Wirt im großen Festzelt an die Stadt abtritt. Das Festsetzen dieser Umsatzpacht ist allerdings komplex: Pro Hektoliter Bier bestimmt der Stadtrat einen Mindestbetrag, den der Festwirt an die Stadt bezahlen muss. Wichtig ist aber auch der Preis, zu dem das Bier an den Kunden verkauft wird. Denn im Fall, dass zwei Festwirtbewerber der Stadt denselben Mindestbetrag anbieten, bekommt derjenige den Zuschlag, der das Bier am günstigsten verkauft. Entscheidend ist also schlussendlich das Verhältnis von Abgabe an die Stadt und eigentlichem Bierpreis.

Das heißt für die Stadt im Umkehrschluss: Um ihr Defizit zu verringern und die Einnahmen zu erhöhen, könnten entweder die Standpreise oder der vorgeschriebene Mindestbetrag, der an die Stadt zu zahlen ist, erhöht werden. Schneider plädiert dabei für vorsichtiges Handeln: "Wir brauchen einen maßvollen Rahmen, und die Verwaltung muss genau überlegen, wie man vorgeht. Schlussendlich ist es vor allem eine politische Entscheidung." Außerdem müsse man beachten, dass das Volksfest in seiner Struktur derzeit sehr gut funktioniere. "Schlussendlich wird jedes städtisch organisierte Volksfest defizitär sein", stellt der Kulturamtsleiter fest. Wenn man allerdings den Geldfluss beachte und die internen Ausgaben weglasse, könne man andere Schlussfolgerungen ziehen. "Dann stellt sich mir die Frage: Ist das wirklich so problematisch", fasst Schneider zusammen.

Der günstige Bierpreis gehört zur Tradition

Eine Erhöhung der Standgebühren schließt Schneider aus: "Wir wollen die oft familiengeführten Unternehmen nicht überfordern", erklärt er. Schließlich brauche es die "guten Stände", um das Volksfest weiterhin attraktiv zu gestalten. Volksfestreferent Robert Gasteiger (Freie Wähler Dachau) hält das Schrauben am Bierpreis ebenfalls für die einzige Möglichkeit, um die Verluste der Stadt einzudämmen. Die Sicherheitsausgaben - diese stiegen laut Gasteiger von rund 5000 Euro vor vier Jahren auf aktuell 60 000 Euro - seien dabei der Knackpunkt: "Natürlich muss man das in der Verwaltung noch genau ausrechnen, aber ich glaube, dass ein Fuchzgerl mehr pro Bier uns schon die 60 000 bringen würde." Die Erhöhung des Bierpreises von 6,30 Euro auf 6,80 Euro hält er für vertretbar, denn die Besucher würden vom Sicherheitskonzept ja profitieren. "Das ist immer noch kein utopischer Preis und auch für Familien leistbar", so Gasteiger. Im Vergleich zu Wirtshäusern oder der Münchner Wiesn bleibe das Dachauer Volksfest sehr günstig. Der Volksfestreferent glaubt darum nicht, dass eine Erhöhung des Bierpreises Auswirkungen auf die Besucherzahl hätte.

Der günstige Bierpreis gehört zur Tradition, sind sich Schneider und Gasteiger einig. Grund dafür sei das spezielle Bewerbungsverfahren um die Bewirtung im Festzelt, erklärt Gasteiger. Dieses sei schon vor 40 oder 50 Jahren eingeführt worden, wodurch es stets eine moderate Steigerung des Bierpreises gab. Das war auch in den letzten Jahren der Fall: 2008 und kostete eine Mass nur 4,40 Euro, 2012 wurde mit einem Preis von 5,10 Euro erstmals die Fünf-Euro-Marke überschritten, im Vorjahr wurden erstmals mehr als sechs Euro pro Mass verlangt. "Diese kleinen Schritte in den letzten Jahren befinden sich in einem Bereich, wo die Preiserhöhung noch kein Thema ist", stellt Schneider fest.

© SZ vom 15.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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