Debüt in Thalhausen:Auftritt von Frau Dr. rer. polt

Polt Kennerin

Claudia Pichler will ihr Publikum für Sprache sensibilisieren.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Claudia Pichler ist Expertin für Gerhard Polts Sprache und Werk. Nun steht sie erstmals selbst als Kabarettistin auf der Bühne

Von Renate Zauscher

"Ned blöd - für a Frau!" Diesen durchaus provokant gemeinten Titel hat die junge Münchnerin Claudia Pichler ihrem ersten kabarettistischen Solo-Programm gegeben, das vor kurzem im "Altbau" in Irsee Premiere hatte. Nach weiteren Auftritten, unter anderem im Scharfrichterhaus in Passau, kommt Pichler an diesem Samstag, 23. März, in die Weilachmühle in Thalhausen, um sich auch hier so ihre Gedanken zu machen über Männer und Frauen und deren manchmal schwieriges Verhältnis mit- und zueinander. "Ned blöd - für a Frau": Solche oder so ähnliche Sätze hört Claudia Pichler oft, wenn es darum geht, was diese oder jene Frau erreicht oder geleistet hat. Lob also auf der einen Seite - und gleich hinterhergeschoben der Halbsatz, der dieses Lob sofort wieder in sein Gegenteil verwandelt.

Vielleicht hat Claudia Pichler gerade deshalb ein feines Ohr entwickelt für Formen der Anerkennung, die vor allem wütend machen, weil sie selbst schon viel erreicht hat im Leben. In München hat sie Literatur studiert, hat hier ihre Magisterarbeit geschrieben und dann auch noch ihren Doktortitel erworben. Im Zuge ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist sie zu dem geworden, was sie heute scherzhaft als "Poltologin" bezeichnet: Sowohl in ihrer Magister- wie auch in der etwas später entstandenen Doktorarbeit hat sich Claudia Pichler mit Gerhard Polt, einem nach wie vor ganz Großen der deutschen Kabarettszene, beschäftigt. Die Themenwahl lag nahe: Sie sei mit Gerhard Polt ja eigentlich "aufgewachsen", erzählt Pichler, habe alle seine Kassetten besessen und deshalb dessen gemeinsam mit den Mitgliedern der Biermösl Blosn entwickeltes Stück "Tschurangrati" auch in ihrer Magisterarbeit behandelt. Eineinhalb Jahre, von 2011 bis 2012, arbeitete Pichler dann im Verlag Kein & Aber in Zürich, in der alle Arbeiten von Polt erscheinen. Dort betreute sie die Herausgabe von dessen zehnbändiger Werkausgabe. Zwischen ihr und Gerhard Polt, der laut seinem langjährigen Kollegen Michael Well eher "misstrauisch" an das Projekt herangehe, habe sich ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis entwickelt, sagt Pichler. Sie habe Polt "offen" und sehr "unterstützend" erlebt. Ergebnis der Zusammenarbeit war zuletzt "Der große Polt", eine Art Wörterbuch für poltspezifische bairische Begriffe und von ihm geprägte Wortschöpfungen, die vom schönen Tätigkeitswort des "Cappuccinierens" bis hin zum "Fadiseur" reichen. 2017 ist aus der intensiven Beschäftigung mit Polts Werk die Doktorarbeit von Claudia Pichler entstanden, in der die Literaturwissenschaftlerin den Aspekt der Fremdheit bei Gerhard Polt untersucht.

Seit fünf Jahren ist Pichler in der Agentur Well in Ascholding beschäftigt. Hier organisiert sie gemeinsam mit Michael Well die Auftritte der Well-Brüder, der Wellküren, der NouWell Cousines, von Gerhard Polt selbst oder auch Konzerte von Maria und Matthias Well, Tochter und Sohn von Michael Well. Daneben schreibt Pichler Texte für die "Grünwald Freitagscomedy" und tritt im Gespräch mit Günter Grünwald als Expertin für bairische Sprache und Brauchtum auf - mit entsprechend fachlichem Hintergrund, aber auch viel ironischem Spaß an der Sache.

Zusammen mit Michael Well und Anni Preuß hat Claudia Pichler die Gruppe Die drei Haxn gegründet, ein musikkabarettistische Trio, das ein paarmal jährlich auf der Bühne steht - "aus reinem Spaß an der Freud'", wie Pichler und Well betonen. Claudia Pichler hat dabei die Erfahrung gemacht: "Ich kann das, es fühlt sich gut an."

Dass sie noch mehr kann auf der Bühne, hat sie jetzt bei ihren ersten Auftritten als Solo-Kabarettistin feststellen können. In ihrem Programm nimmt sie das Verhältnis von Männern und Frauen aufs Korn und die sprachlichen Formen, in denen sich dieses Verhältnis ausdrückt. "Als Frau wird man nach wie vor unterschätzt und nicht neutral bewertet." Wenn man die Dinge konkret benenne, dann schärfe es das Bewusstsein für die latente Geringschätzung der Frauen - und zwar auch bei den Männern selber. Sie sei verschiedentlich nach ihren Vorstellungen von Männern darauf angesprochen worden.

Auf der Bühne erzählt Claudia Pichler viel von ihrem eigenen Leben und sie spricht dabei die Sprache, die ihr am meisten liegt: ein schönes, überwiegend münchnerisches Bairisch, das sie von ihrer Mutter gelernt hat. Zwischen den Textpassagen greift die junge Frau zum Akkordeon oder sie singt zur eigenen Gitarrenbegleitung. Karten zu 16,10 Euro für die um 20 Uhr beginnende Veranstaltung (mit Möglichkeit zum Abendessen von 17.30 Uhr an) unter eventim.de, oder an der Abendkasse.

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