Debatte um 242 Wohnungen:Ein neues Viertel für Petershausen

Debatte um 242 Wohnungen: Planungswerkstatt: Bei einem Workshop im Oktober brachten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen ein.

Planungswerkstatt: Bei einem Workshop im Oktober brachten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen ein.

(Foto: Toni Heigl)

Der Gemeinderat will ein überarbeitetes Konzept für das umstrittene Baugebiet Rosenstraße verabschieden

Von Petra Schafflik, Petershausen

Für das zentrale Baugebiet Rosenstraße, das als großzügiges Viertel mit 242 Wohnungen und öffentlichen Nutzungen zentral am Bahnhof das künftige Gesicht der 5600-Einwohner-Gemeinde maßgeblich prägen dürfte, wird der Gemeinderat jetzt entscheidende Weichen stellen. Konkret soll das städtebauliche Konzept, das vom Tübinger Planungsbüro Eble über Jahre entwickelt wurde und das auch die Petershausener zuletzt intensiv beschäftigte, in einer noch einmal überarbeiteten Version in der Sitzung am heutigen Donnerstag verabschiedet werden. Dazu werden zunächst alle Ideen und Vorschläge einer Planungswerkstatt vorgestellt, bei der sich im Oktober zahlreiche Bürger engagiert eingebracht haben. Danach präsentieren die Planer den aktualisierten Entwurf, in den die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung eingearbeitet wurden.

Diese Nachricht wird diejenigen Petershausener freuen, die das Projekt zuletzt kritisch begleitet und mit einer Unterschriftenliste auf Problemfelder aufmerksam gemacht hatten. "Wir hoffen, dass unsere Vorschläge bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden", sagt Sprecherin Monika Friedl, die der Sitzung mit Spannung entgegensieht. Sollte der Gemeinderat dem nun vorliegenden Vorschlag von Planern und Verwaltung folgen, wird der Entwurf zur Grundlage für ein Bauleitverfahren, das sofort starten soll. Noch 2020 möchte Bürgermeister Marcel Fath (FW) dann Baurecht schaffen. "2023 könnte das erste Haus gebaut werden", sagt er.

Allein Größe und zentrale Lage mitten im Ort machen das Baugebiet Rosenstraße zu einem zentralen Projekt in der Gemeinde. Es ist ein Areal von fünf Hektar. Auf bisherigen Ackerflächen soll rund um das evangelische Gemeindezentrum mitten im Ort ein neues Viertel entstehen. Diese Entwicklung ist eine Chance für die Gemeinde, da sind sich alle Gemeinderäte wie auch Bürger einig. Da das Areal mit vielfältigen Wohnformen, öffentlichen Nutzungen, grünen Freiflächen und einer vorbildlichen Energieversorgung ausgestattet werden soll, könnte es das Zeug zu einem Vorzeigeprojekt haben.

Tragfähige Vorschläge und Kompromisse

Umstritten war zuletzt noch die Frage, wie das Gebiet am besten vom Dorf aus verkehrlich erschlossen werden soll. Auch die Dichte der Bebauung und die vorgesehenen viergeschossigen Gebäude standen in der Diskussion. Vorbehalte formulierte im Gemeinderat die CSU, die sich damit auch zum Fürsprecher machte für die kritischen Bürger um Monika Friedl. Immerhin 560 Petershausener teilten bei einer Unterschriftenaktion im Herbst diese Bedenken.

In der Bürgerwerkstatt im Oktober entwickelten engagierte Teilnehmer auch zu diesen Fragen tragfähige Vorschläge und Kompromisse, trafen nach intensiver Debatte bereits Vorentscheidungen. Beispiel Verkehrsführung: Ein Fachgutachten hatte vier Varianten entwickelt, wie motorisierte Fahrzeuge aber auch Fußgänger und Radfahrer vom Dorf ins künftige Wohngebiet gelangen sollen und fachlich eine dieser Versionen bereits priorisiert. Doch entgegen dem Expertenvotum plädierten die Teilnehmer der Bürgerwerkstatt für eine andere Variante, die das Areal über Industriering, Bahnhofs- und Marbacherstraße anschließt, die Belastung dadurch gleichmäßig verteilt und doch Durchgangsverkehr mit Pollern auf zentralen Plätzen verhindert. Die Verwaltung werde dem Gemeinderat vorschlagen, dem Bürgerwillen mit Variante vier zu folgen, sagt Bürgermeister Fath, der auch mit den Grundeigentümern dazu bereits ein Gespräch geführt hat. Diese Version sei teurer, biete aber "eine Menge Flexibilität."

Streitpunkt Bebauungsdichte

Zum Streitpunkt der geplanten viergeschossigen Gebäude gibt es Vorschläge aus der Bürgerwerkstatt. Häuser in dieser Höhe wären kein Novum in Petershausen und sind im neuen Wohnviertel zumindest entlang der Bahnlinie für den Schallschutz aus Sicht der Planer unumgänglich. Das sehen auch die kritischen Anwohner ein. Und wo Neubauten direkt an bestehende Wohnviertel grenzen, soll nach der Idee aus der Planungswerkstatt die vierte Etage von der Fassade zurückgesetzt werden, so dass die Gebäude weniger wuchtig wirken. Doch Monika Friedl und ihren Mitstreitern reicht das nicht. "Die erste an die Bestandsbebauung angrenzende Baureihe darf höchstens dreigeschossig ausgestaltet werden", sagt Friedl, die sich um das Siedlungsbild und die Belastungen der Nachbarschaft sorgt.

Auch die Dichte der Bebauung gilt noch als Streitpunkt. In den 2018 präsentierten Plänen war noch von 726 Bewohnern die Rede, die im neuen Wohnviertel einmal leben sollten, jetzt wurde die Zahl 523 genannt. Die Kritiker im Ort sorgen sich um die Aufenthaltsqualität, um Raum für die kreativen Spielplatz- und Freiraumideen. Da auch die CSU-Fraktion stets die zu dichte Bebauung kritisiert hat, könnte dieser Aspekt im Gemeinderat erneut für Diskussionen sorgen. Die Sitzung, zu der zahlreiche Zuhörer erwartet werden, findet am Donnerstag, 16. Januar, im Pfarrsaal statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. Interessierte finden Infos und Protokolle unter www.petershausen.de.

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