Debatte im Dachauer Stadtrat:Häuser bauen für Obdachlose

Dachau soll keine Wohnungen mehr ankaufen, fordert die CSU-Fraktion

Die Stadt Dachau soll neue Unterkünfte für Wohnungslose bauen, statt bestehende Wohnungen zur Unterbringung Obdachloser ankaufen. Das fordert die CSU-Fraktion in einem Stadtratsantrag. Nach einem Mehrheitsbeschluss im Stadtrat im Jahr 2015 waren sich die Fraktionen einig gewesen, dass Obdachlose dezentral im Stadtgebiet wohnen sollen. Dazu nutzte die Stadt ein Vorkaufsrecht auf Wohnungen, die ihr einst gehörten und dann wieder auf den Markt kamen. In zwei von zwei Angebotsfällen in diesem Jahr konnte die Stadt dieses aber gar nicht nutzen, weil die CSU intervenierte. Bereits in der vergangenen Diskussion im Familien- und Sozialausschuss zu diesem Thema im Juli deutete sich an, dass die CSU nun einen anderen Weg gehen möchte.

Die Stadt soll gemäß Antrag neue Gebäude mit fünf bis 15 Wohnungen errichten. Dazu soll die Verwaltung mögliche städtische Baugrundstücke benennen, herausfinden, welche Flächen dazu angekauft werden könnten und Bauland zu diesem Zweck ausweisen. Der CSU war zuletzt von anderen Fraktionen vorgeworfen worden, den Beschluss zur dezentralen Unterbringung nicht mehr mittragen zu wollen. Andere Stadträte warnten vor Stigmatisierung und Ghettoisierung. Die SPD sprach sich deutlich gegen Container- und andere Behelfsunterkünfte aus. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) erklärte, es sei sozialer und auch wirtschaftlicher, Sozialwohnungen zu bauen, die staatlich gefördert würden. Dafür werden zurzeit städtische Grundstücke verwendet, 200 Wohnungen sind geplant. Die CSU bezeichnet ihr Konzept mit Häusern mit bis zu 15 Wohnungen als "teildezentral". Die Betreuung der Bewohner sei für die städtischen Mitarbeiter an solchen Standorten einfacher, die Häuser klein genug, als dass sie sich ins Umfeld einfügten. Die Stadt müsse weiteren Wohnraum schaffen, statt ihn dem Markt zu entziehen, so die Argumentation der CSU. Zuspruch kann sich die Fraktion von FDP-Stadtrat Jürgen Seidl wie auch von der ÜB erhoffen, die bereits im Sommer in einem Stadtratsantrag forderte, nicht nur einzelne Wohnungen, sondern Häuser anzukaufen. Zuletzt galten in Dachau etwa 120 Menschen als obdachlos, darunter Familien mit Kindern. Ihre Versorgung ist Aufgabe der Stadt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: