Eine atemberaubende Kulisse mit Bergpanorama: Die neu gestaltete Piazza de Gasperi, von Natursteinstufen wie ein Amphitheater eingefasst, direkt neben dem neu errichteten und mächtig auftrumpfenden Rathaus von Fondi, ist groß wie eine Arena. Sie entlockt den Musikern der Bands Lupin und Orange Fizz bei der Ankunft spontane Juchzer. "Es gibt keine Bühne, ihr spielt einfach auf der Piazza", hatte es vorher geheißen. Aber mitten auf der Piazza stehen zwei große Traversen, voll behängt mit modernster Lichttechnik und einer schwarzen Stoffwand und darunter eine Lautsprecheranlage mit Technik vom Allerfeinsten. Bassist Markus Steinlechner strahlt: "Mit dem Verstärker schüttele ich euch heute so richtig durch." Beim anschließenden Soundcheck ziehen die ersten neugierigen Jugendlichen ihre Runden über den Platz und ein älterer Herr steht neben den Musikern und wippt tänzelnd im Takt. Es ist immer noch heiß in der Stadt, mittags hatte man Temperaturen von bis zu 45 Grad gemessen. Aber die Stimmung ist euphorisch. Auch wenn schon jetzt abzusehen ist, dass man die riesige Piazza nicht wird ganz füllen können, denn hier fänden viele tausend Menschen Platz. "Egal wie viele Leute kommen, heute geben wir alles", sagt Conny Miller, die Sängerin von Orange Fizz. Und sie hält ihr Versprechen, so wie alle ihre Kollegen. Tatsächlich kommen etwa sechshundert Zuhörer, Junge und Alte, Familien mit Kindern. Gruppen von Jugendlichen. Viele Spaziergänger verlängern ihren allabendlichen Rundgang über den Corso, genießen die Musik auf der Piazza flanierend, typisch italienisch eben. Zwischendurch schaut der neue Tourismus-Referent Beniamino Maschietto mehrfach vorbei. Er ist an diesem Abend zu einem Wohltätigkeits-Gala-Dinner auf der Terrasse des Castello geladen, und man spürt, dass ihm diese Terminüberschneidung jetzt sehr leid tut. Denn die Darbietung beider Dachauer Bands ist an diesem Abend wirklich fulminant. Mit diesem Niveau hatte man in Fondi wohl nicht gerechnet. So bleiben viele Stadträte erheblich länger, als sie sich vorgenommen hatten. Als Maximilian Wittmann mit einem Trompetensolo als Gast zur Band stößt, gibt es die ersten spontanen Zurufe von den Rängen. Sascha staunt nicht schlecht, als er zum Ende des Auftritts von Lupin die CD seiner Band zum Kauf anbietet: Die Kiste leert sich rapide. Dass viele italienische Musiker in Deutschland populär sind, hatte er dem Publikum gerade in einer seiner Moderationen erzählt. Nun scheint es, dass Lupin sich mit ihren deutschsprachigen Texten auch in italienische Ohren gespielt haben. Referent Maschietto ist so beeindruckt, dass er die jungen Musiker nach dem Konzert spontan auf die Turmterrasse des Castello einlädt, wo Fondis feine Gesellschaft gerade diniert. Und so sitzen die Dachauer Gäste in T-Shirts und kurzen Hosen bei Kokos-Ananas-Parfait und Spumante Moscato zwischen Damen in Abendgarderobe und Herren in gedeckten Anzügen unter dem tiefschwarzen Sternenhimmel.
Das Konzert von Lupin und Orange Fizz ist der erste Musik-Event auf der neu gestalteten Piazza Alcide de Gasperi, die nach Jahren des Umbaus vor wenigen Monaten wieder den Bürgern zugänglich gemacht wurde.
(Foto: npj)