Fasching:Alles ordensgemäß - Narren läuten fünfte Jahreszeit ein

Inthronisationsball

Die Dachauer Kinderprinzessin Jasmin und ihr Prinz Paul drehen einen Walzer über das Parkett.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei den Inthronisationsbällen der Faschingsgesellschaften in Dachau und Karlsfeld läuten die Narren die fünfte Jahreszeit ein. Auch die Bürgermeister müssen tanzen.

Von Anna-Elisa Jakob, Dachau/Karlsfeld

Wie von einem anderen Stern: Sowohl in Dachau als auch in Karlsfeld orientieren sich die Faschingsgesellschaften in diesem Jahr an fremden Sphären. Bei den Inthronisationsbällen am Samstagabend sind Säle und Tänzer mit Gold und Glitzer geschmückt und immer wieder läuft der passende Klassiker von DJ Ötzi: "Ein Stern". Die Gardemädchen und -jungen schwingen zu diesem und vielen weiteren Faschingshits die Beine hoch in die Luft, springen in einen Spagat und wirbeln sich gegenseitig durch den Raum. Ganz besonders stolz und grazil wirken dabei die Kleinsten: Die Mini-Garde in Dachau steht auch abseits ihrer Show kerzengerade, in dunkelblauen Kostümen und weißen Tanzschuhen und geleitet ihr Prinzenpaar in höchster Professionalität.

Inthronisationsball

Die Karlsfelder Prinzessin Sabrina und ihr Prinz Florian.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Die Prinzenpaare sollen an diesem Abend schließlich im Mittelpunkt stehen, sie werden mit Rose und Kasperl - symbolisch für Diadem und Zepter - in die neue Saison berufen. Lea-Marie und David, das Kinderprinzenpaar des Olympia Faschings Clubs in Karlsfeld, nehmen ihr Amt in royaler Manier an. Lea-Marie, im funkelnden roten Kleid, hält die Hand ihres Prinzen, beide stehen selbstbewusst und freudestrahlend auf der Bühne.

Kinderprinz Paul bedankt sich bei seiner Jasmin, dass sie ihn ausgesucht hat

In Dachau bedankt sich Kinderprinz Paul in seiner Rede zunächst bei seiner Familie für die große Unterstützung, doch vor allem bei seiner Prinzessin: "Dankeschön an meine Jasmin, dass sie mich als Prinzen ausgesucht hat." Jasmin strahlt und lächelt. Die gemeinsamen Tanzstunden scheinen beide in prägender Erinnerung zu halten, Paul und Jasmin erzählen in ihrer Antrittsrede jeweils von anstrengenden Trainingsstunden und auch dem ein oder anderen Patzer. Davon ist an diesem Abend aber nichts mehr zu spüren - Paul und Jasmin drehen sich in einem gefühlvollen Walzer über das Parkett.

Inthronisationsball

Die Dachauer Prinzessin Carolyn und ihr Manuel sind auch abseits des Faschings ein Paar.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Romantisch bleibt es auch den restlichen Abend, im Hintergrund sorgt DJ Ötzi zwischendurch für das passende Ambiente. Die erwachsenen Prinzenpaare sind beide auch abseits der Faschingswelt zusammen. Während Prinz Manuel aus Dachau seine Freundin Carolyn schnell für den Fasching begeistern konnte, hatte die Karlsfelder Prinzessin Sabrina deutlich größere Schwierigkeiten: Prinz Florian erinnert sich daran, dass er im letzten Jahr selbst an einem Tisch im Karlsfelder Bürgerhaus saß, seinen Kaiserschmarrn aß und nicht im Entferntesten daran dachte, im nächsten Jahr selbst oben auf der Bühne zu stehen. Mit einiger Überzeugungsarbeit und langer Vorbereitung sei es dann aber doch so weit gekommen - und das Paar freut sich an diesem Abend händchenhaltend auf die kommende Faschingssaison. Das beginnt in Karlsfeld gleich mit einem Erfolg: Das Bürgerhaus Karlsfeld war für die Veranstaltung an diesem Abend ausverkauft.

Der Oberbürgermeister hat die Lacher auf seiner Seite

Auch die Kommunalpolitiker müssen an diesem Abend zeigen, was sie können: Oberbürgermeister Florian Hartmann nimmt in Dachau die Herausforderung der Narren an, wird von zwei Gardemädchen auf die Bühne geführt, geht dabei in die Hocke, um mit ihnen auf einer Höhe zu sein und wackelt unter rhythmischem Klatschen nach vorne.

Nach einer Rede auf das junge Prinzenpaar geht ein Programmpunkt beinahe unter: Die Ordensverleihung an den Oberbürgermeister. Die Moderatorinnen bemerken es, doch da Florian Hartmann selbst das Mikrofon hält, sagt er kurzerhand: "Dann moderiere ich mir den Orden halt selbst an", kniet sich auf den Boden des Thoma-Hauses und hat dabei die Lacher auf seiner Seite. Vorstandsmitglied und Moderatorin des Abends, Michaela Zachmann, ergreift die Chance und erobert sich das Mikrofon zurück. "Wir haben hier immer Spaß zusammen, stimmt's?", sagt sie zu Hartmann. Eine deutliche Zustimmung des Oberbürgermeisters bleibt aus, er greift lieber noch einmal zum Mikro und wünscht dem Kinderprinzenpaar eine schöne Saison.

Inthronisationsball

Der Karlsfelder Bürgermeister Stefan Kolbe schwingt das Tanzbein.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Orden bereiten auch in Karlsfeld an diesem Abend noch einige Probleme: Mal hängen sie im Weg, als das Karlsfelder Kinderprinzenpaar den Walzer beginnen möchte, erst nach lauten Stop-Rufen werden sie dem jungen Prinzenpaar abgenommen und David und Lea-Marie können ihren Tanz beginnen. Später tritt ein Vertreter der europäischen Narren auf die Bühne, möchte einen Orden für ehrenamtliches Engagement verleihen - doch der Orden ist noch nicht da. "Leider noch unterwegs" heißt die Entschuldigung, eine Verleihung im Wohnzimmer wird versprochen.

Statt einem weiteren Orden übergibt Bürgermeister Stefan Kolbe dem Karlsfelder Prinzenpaar symbolisch den Schlüssel für das Rathaus der Gemeinde - und redet sich dabei um Kopf und Kragen. Als der Moderator, in Frack und Zylinder, scherzhaft fragt, ob denn das Kinderprinzenpaar den Schlüssel zur Kasse im Rathaus erhalte, antwortet der Bürgermeister: "Den kann ich guten Gewissens hergeben, da ist nämlich nichts drin, meine Damen und Herren." Für einen Karton voller Gummibärchen hat es aber noch gereicht - die würden die Mitglieder der Garde ja so gerne essen, so Kolbe und lässt sich von vier Gardemädchen wieder zurück auf seinen Platz geleiten.

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