Banken:Sparkassen wollen fusionieren

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Bereits 2018 könnten sich Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg zum viertgrößten Institut Bayerns zusammenschließen. Gründe sind die niedrigen Zinsen sowie EU-Pläne für strengere Bankenauflagen

Von Gerhard Eisenkolb, Viktoria Grossmann und Stefan Salger, Dachau/Fürstenfeldbruck

Die Kreissparkassen Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg am Lech prüfen einen Zusammenschluss. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung haben die Verwaltungsräte der drei Banken einstimmig beschlossen, eine solche Fusion zu prüfen - und damit den Weg freizumachen für eine der größten Kreissparkassen im Freistaat, Gesamtbilanzsumme: rund 8,2 Milliarden Euro. Denkbar sei eine Zusammenschluss bereits zum 1. Januar 2018, Ziel sei aber spätestens der Jahresbeginn 2019. Völlig offen sei bislang, was das für die 1732 Mitarbeiter der drei Kreissparkassen und die 79 Filialen in den Landkreisen bedeute.

Sollte es zu einem Zusammenschluss kommen, wäre das Institut das viertgrößte in Bayern, nach den Stadtsparkassen von München und Nürnberg und der Kreissparkasse Starnberg, Ebersberg, München. Über eine Fusion der drei Bankhäuser war immer wieder spekuliert worden, zumal sich die Kreissparkassen Starnberg, München und Ebersberg erst vor einigen Jahren zu einer Art "Super-Kreissparkasse" zusammengeschlossen hatten. Bislang wiesen die Vorstandsvorsitzende in Dachau und Fürstenfeldbruck solche Spekulationen mit Verweis auf die gute Geschäftslage zurück. "In absehbarer Zeit gibt es da keine Entscheidung", hatte Brucks Sparkassenchef Klaus Knörr noch im Mai gesagt. Vor allem Dachau galt als Bremser, hatte die dortige Kreissparkasse doch erneut eine Bilanz vorgelegt, die zu den besten im ganzen Freistaat gehört.

Im Dreierbund in eine strahlende Zukunft? Die Hauptstelle der Sparkasse am nach ihr benannten Sparkassenplatz in Dachau. (Foto: Niels Jørgensen)

Von Personalabbau will niemand reden

In Sparkassen-Kreisen heißt es daher auch, dass keineswegs wirtschaftliche Not oder strukturelle Probleme die Sparkassen nun zur Fusion treibe. Es sei vielmehr die Situation der gesamten Bankenbranche. Die Niedrigzinsphase dauere an, die wirtschaftlichen Auswirkungen seien langfristig kaum abzuschätzen. Zudem fürchtet man europaweit schärfere regulatorische Vorschriften, die auch die Kreissparkassen zu spüren bekommen könnten. "Es ist besser, jetzt bei wirtschaftlicher Stärke eine solche Fusion zu prüfen als in einer Situation, in der man zwingend handeln muss", sagt ein Verwaltungsratsmitglied.

Durch eine Fusion erwarte man sich mehr Flexibilität und deutlich weniger Verwaltungsaufwand. Kompetenz lasse sich womöglich besser bündeln, nicht jedes Institut müsste dann spezialisierte Fachberater für alle Themengebiete vorhalten. Von Personalabbau wolle jetzt aber noch niemand reden, genauso wenig von der Schließung von Filialen. Dazu sei es viel zu früh, heißt es. Naheliegend sei aber, nach dem altersbedingten Ausscheiden der jetzigen Führungsmannschaften auf Leitungsebene Personal einzusparen.

Druck in Sparkassenlandschaft gewachsen

Die Prüfung der Fusion sei aufwendig und müsse unbedingt gründlich geschehen, heißt es aus den Verwaltungsräten. Dennoch sei ein Zusammenschluss bereits zum Jahresbeginn 2018 denkbar. "Die steigenden Kundenbedürfnisse und Herausforderungen des Wettbewerbs bei immer schneller sich verändernden Rahmenbedingungen erfordern deshalb auch strukturelle Anpassungen", erklären die Verwaltungsratsvorsitzenden der drei Häuser, Landrat Stefan Löwl für Dachau, Landrat Thomas Karmasin für Fürstenfeldbruck und Oberbürgermeister Mathias Neuner für Landsberg-Dießen sowie die drei Vorstandsvorsitzenden, Hermann Krenn, Klaus Knörr und Thomas Krautwald, in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Der Brucker Landrat Thomas Karmasin hatte bereits vor fünf Jahren Knörr erstmals vergeblich damit beauftragt, eine Fusion mit einer anderen Sparkasse zu prüfen, um im Münchner Umland eine gemeinsame große Bank zu schaffen. Im Gespräch waren damals ebenfalls Dachau und Landsberg am Lech. Karmasin verwies am Mittwoch darauf, dass aufgrund einer Fusionswelle in der Sparkassenlandschaft der Druck gewachsen sei, im Westen von München ein Gegengewicht zu schaffen. Die neuerliche Initiative soll, so sieht es der Brucker Landrat, ohne Handlungsdruck "entspannt und ergebnisoffen" angegangen werden. Ergebe die Prüfung, dass eine Fusion etwas bringe, solle sie umgesetzt werden. In einem halben Jahr wisse man mehr.

Kritiker warnen vor Fusion

Der Brucker Sparkassenchef Knörr spricht von einer Meinungsänderung bei den potenziellen Partnern. Das sparkassenkritische Bürgerforum Landsberg, hinter dem maßgeblich der auf Wirtschafts- und Sozialdaten spezialisierte promovierte Betriebswirt Rainer Gottwald steht, hat wiederholt vor den Folgen solcher Fusionen gewarnt. Im Kern richtet sich seine Kritik gegen den Automatismus, der dadurch in Gang gesetzt wird: Steigt die Bilanzsumme der neuen Einheit, dann steigen mit ihr die Bezüge von Vorständen und Verwaltungsräten in höhere Klassen auf. Gleiches gilt für die Pensionen. Laut Gottwald profitieren sogar Sparkassenvorstände, die längst im Ruhestand sind. Verlierer sind dem Bürgerforum zufolge hingegen die Mitarbeiter, die Entlassungen fürchten müssten. Die Sparkasse Dachau hat für kommenden Januar eine Mitarbeiterversammlung anberaumt, Thema: Wie geht die Sparkasse mit der Niedrigzinsphase um.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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