Mitten in Dachau:Online samma: Wlan auf dem Volksfest

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Autoscooter auf dem Dachauer Volksfest. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Besucher des Dachauer Volksfestes können sich heuer kostenlos in ein Wlan einloggen und im Internet surfen. Doch das birgt auch eine Gefahr.

Kolumne Von Thomas Radlmaier

Was der gemeine Influencer auf Instagram unter #dachauvolksfest findet, ist erbärmlich. Bis Donnerstagnachmittag haben Menschen in dem sozialen Netzwerk nur 36 Bilder mit diesem Hashtag verknüpft. Schwach, liebes Volksfest! Sehr schwach! Die Stadt, Stadtwerke und Volksbank-Raiffeisenbank wollen nun diesem Armutszeugnis ein Ende bereiten. Sie stellen auf dem Volksfest kostenlos ein Wlan zur Verfügung.

Dem Herrgott im weiß-blauen Himmel sei Dank! Endlich können die Besucher ihr privates Volksfesterlebnis in sozialen Medien teilen, noch während sie im Bierzelt zum Prosit der Gemütlichkeit die Maßkrüge aneinanderschlagen. Live is Life, im wahrsten Sinne.

Endlich Wlan auf dem Dachauer Volksfest

Durch das Wlan dürften sich auf dem Volksfest ganz neue Traditionen ergeben. Durch die Verbundenheit mit dem Internet bekommt zum Beispiel das Anzapfen eine ganz neue Bedeutung. Früher verfolgten die Menschen mit Spannung, wie der Oberbürgermeister zum Schlegel griff und damit auf ein Fass Bier einschlug. Er rief den Massen zu "Ozapft is". Jetzt beginnt die Dachauer Wiesn offiziell, wenn der OB auf der Bühne hinausposaunt: "Online samma" (an dieser Stelle ein Vorschlag für ein griffiges Volksfest-Wlan-Passwort: Zickezackezickezackeheyheyhey). Anschließend kennt die Gaudi keine Grenzen mehr. Die Menschen sitzen sich mit gesenkten Häuptern an Tischen gegenüber und verfolgen auf Instagram, Facebook oder Twitter, was der jeweils andere so auf dem Dachauer Volksfest macht.

Doch das Wlan birgt auch eine Gefahr: Denn wenn alle auf dem Volksfest nur noch online sind, hat keiner mehr Zeit, Autoscooter oder Riesenrad zu fahren. Und wenn niemand mehr auf dem Volksfest irgendetwas tut, außer in das Smartphone zu starren und zu warten, dass jemand ein Foto postet, dann gehen irgendwann gar keine Bilder mehr online. Und dann findet man unter #dachauvolksfest bald sicher gar nichts mehr. Aber vielleicht kommt alles auch ganz anders. Am besten man vertraut auf den bayerischen Dreisatz: Schau ma moi, dann seng mas scho.

© SZ vom 02.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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